Be funky, be Berlin!

„Funk“ – das hieß einmal: schlechter Geruch, Anrüchiges sozusagen. Ein verbotenes Wort in guter Gesellschaft. Doch wie so oft nahm sich der Jazz des verstoßenen Kindes an, nach der bewährten Devise: das Niedrige ist das eigentlich Hohe, Wahre, Echte, Subversive! Schon um 1900 taucht der böse Ausdruck in Titeln und Songtexten auf, ein neues Wort für eine neue Musik aus einer selbstbewussten, widerständigen Szene. „Put some stank on!“ („Lass es stinken!“), bekam man zu hören, wo es intensiv und authentisch werden sollte, und die dem Biedermann suspekte Atmosphäre der Nachtlokale besangen deren Protagonisten selbstbewusst in ihren Liedern, während sie der weißen bürgerlichen Gesellschaft mit dem naserümpfenden Tabuwort rotzig-charmant die verbalen Waffen aus den Händen nahmen. Mehr noch: Es entstand eine Populärkultur, deren Weltrang bald keiner mehr anzweifeln sollte, die in der Tat Mode, Kunst und Lebensalltag einer ganzen Generation geprägt hat. Heute ist „Funk“ der Inbegriff von 70er-Clubs, Groove und Gitarren-Riffs, von prominenten Basslinien, intelligenten Chart Hits und einer Tanzmusik, die den Körper betont. Eine mitreißende Mischung aus Soul, Jazz und R&B.

Wer Funk sagt, muss auch James Brown sagen: Ohne den Sänger, Songwriter, Tänzer, Plattenproduzenten und Bandleader ist die Geschichte des Genres nicht zu denken. Der „Godfather of Soul“ – und offizieller Vater neun leiblicher Kinder – ging ab den späten 60er Jahren den Weg von Blues und Gospel zu einer „afrikanisierten“ Musik mit reduzierten Harmonien und starken Rhythmen, Percussionsoli, Walking Bass‘ und Texten, die auch vor klassenbewusster Gesellschaftskritik nicht zurückscheuten. Dazu eine Gitarre in der Funktion afrikanischer Trommeln: das ewige Begleitinstrument verträumter Cowboys als temperamentvoller Beatmacher. „Cold Sweat“, Browns erster Funk-Hit, erstürmte 1967 die Nummer 1 der R&B-Charts. Es folgten Hits wie „Ain’t It Funky“ oder „Give It Up or Turn It Loose“ – der Populärsound der 70er nahm hier seinen Ausgang: für Bands wie Family Stone oder die Isley Brothers war „Funk“ der Zauberbeat der Zeit. Und was wäre der populäre „Disco“ ohne den Funk-Hintergrund seiner versiertesten Vertreter? Dass sich auch der experimentierfreudige  Jazz offen für Neues erwies, versteht sich fast von selbst: Herbie Hancock war der erste, der E-Bass und E-Piano in sein „klassisches“ Jazz-Ensemble übernahm. Der Funk-Jazz mit seinen verstärkt rhythmischen Elementen ist nicht nur unter Jazzschlagzeugern beliebt.

Da wundert es auch nicht mehr, dass ein Megastar wie Prince seine Ursprünge im Funk sah. Moderne Technik und komplexe Musik spielten in den überbordenden Bühnenshows dieses Ausnahmekünstlers hinüber in den Zauber phantasievoller Kostüme und subversiver Erotik – und trafen so ins Herz einer selbstbewusst-widerständigen, „funkigen“ Lebensart.

So richtig stinken lassen es auch die nächsten Jazz & Lyrics an der Deutschen Oper Berlin. Unter dem Titel „Be funky, be Berlin“ darf am 14. Januar 2018 in der Tischlerei auf der Rückseite des Hauses an der Bismarckstraße sogar getanzt werden. Eine Tanzfläche steht jedenfalls bereit, das Erscheinen in bunten Funk-Kostümen ist ausdrücklich erlaubt. Ein Vortrag belebt das Lebensgefühl „Funk“ und Sängerin Pat Appleton und die Funkbrothers grooven sich unter der Leitung von Matti Klein durch die bewegte Geschichte des Genres. Aus Konzerten mit dem Jazz-Funk Quartett Mo’ Blow und als Musikalischer Leiter und Keyboarder der Souljazz-Ikone Ed Motta ist Matti Klein versiert in starbesetzten Musikgrenzgängen. Und auch mit Pat Appleton arbeitet er nicht das erste Mal zusammen: Die beiden kennen sich etwa vom De-Phazz-Album „Garage Pompeuse“, ein Jazz-Traktat auf das Repertoire der stilversierten Soul-Jazz-R&B-and other-Band, mit der der Sängerin 2000 der große Durchbruch gelang. In den Worten von Funk-Vater Brown: „I feel good“ (about this)!

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