Erich Wolfgang Korngold „Das Wunder der Heliane“

Unser ganz besondere Dank gilt dem Label NAXOS, das es uns ermöglicht, Ihnen diese Vorstellung als Video on Demand-Angebot von 18. bis 21. Februar 2021 zu präsentieren. Sie können diese Produktion als DVD im Handel erwerben.
Von 18. Februar 2021, 15.00 Uhr, bis zum 21. Februar 2021, 15.00 Uhr finden Sie hier Erich Wolfgang Korngold DAS WUNDER DER HELIANE als
Video on Demand
Oper in drei Akten von Erich Wolfgang Korngold
Libretto von Hans Müller-Einigen nach „Die Heilige“ von Hans Kaltneker
Uraufführung am 7. Oktober 1927 an der Hamburgischen Staatsoper
Premiere am 18. März 2018 an der Deutschen Oper Berlin
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
2 Stunden und 47 Minuten
Die DVD von Erich Wolfgang Korngolds selten gespieltem Meisterwerk DAS WUNDER DER HELIANE ist mit dem OPUS KLASSIK, dem bekanntesten Preis für klassische Musik in Deutschland und Nachfolger des Echo Klassik, ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung der von der Deutschen Oper Berlin und dem Label NAXOS produzierten Einspielung erfolgte als beste Aufnahme in der Kategorie „Operneinspielung 20./21. Jahrhundert“. In der Aufzeichnung der Produktion in der Regie von Christof Loy wirkten Marc Albrecht als Dirigent, Sara Jakubiak, Brian Jadge und Josef Wagner in den Hauptpartien sowie das Orchester und der Chor der Deutschen Oper Berlin mit.
Erich Wolfgang Korngold war einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit und die Ankündigung einer neuen Oper elektrisierte die Häuser im Jahr 1927. Schon kurz nach der Uraufführung rissen sich die Bühnen um die Partitur der HELIANE. Innerhalb eines Jahres fanden Premieren an elf Häusern statt, darunter auch am Charlottenburger Opernhaus. Doch das von den Nationalsozialisten über den jüdischen Komponisten verhängte Aufführungsverbot ließ das Werk in der Versenkung verschwinden. Es galt also, einen vergessenen Schatz der Operngeschichte wieder zu heben.
Die Produktion der Deutschen Oper Berlin war nicht nur beim Berliner und dem dafür angereisten internationalen Publikum ein außerordentlicher Erfolg, sondern wurde auch in der großen Kritikerumfrage der „Opernwelt“ zur „Wiederentdeckung des Jahres 2018“ gewählt.
Im Zentrum der packenden Dreiecksgeschichte über Liebe, Hass und das Warten auf Erlösung stehen ein eiskalter Herrscher ohne Liebesfähigkeit, seine unglückliche Frau Heliane und ein dionysischer „Fremder“. Korngolds Partitur beschwört das märchenhaft-zeitlose Mysterium über die Kraft der Liebe mit rauschhaftem Pathos und hochexpressiven Harmonien. Die Musik leuchtet und blüht in den üppigsten Farben der Spätromantik.
Musikalische Leitung Marc Albrecht, Inszenierung Christof Loy, Bühne Johannes Leiacker, Kostüme Barbara Drosihn, Licht Olaf Winter, Chöre Jeremy Bines, Dramaturgie Dorothea Hartmann, Thomas Jonigk; Heliane Sara Jakubiak, Der Herrscher, ihr Gemahl Josef Wagner, Der Fremde Brian Jagde, Die Botin Okka von der Damerau, Der Pförtner Derek Welton, Der blinde Schwertrichter Burkhard Ulrich, Der junge Mann Gideon Poppe, Sechs Richter Andrew Dickinson, Dean Murphy, Thomas Florio, Clemens Bieber, Philipp Jekal, Stephen Bronk, Zwei Seraphische Stimmen Sandra Hamaoui, Meechot Marrero, Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
1. Akt
In einem Land, in dem zu lachen und zu lieben verboten ist, wartet ein namenloser Fremder auf sein Urteil. Er war in das Land gekommen, um seine Botschaft von Freude und Licht unter das Volk zu bringen. Auf Befehl des Herrschers selbst wurde er verhaftet und ihm daraufhin ein Prozess gemacht. Ein Pförtner kündigt dem Fremden an, dass noch an diesem Abend jemand kommen würde, um ihm zu melden, wie das Urteil lautet. Es ist der Herrscher des Landes selbst, der dem Unbekannten mitteilt, dass schon am folgenden Morgen das Todesurteil an ihm vollstreckt werden soll. In gottverlassener Einsamkeit bangt der Fremde dem nächsten Morgen entgegen. Da naht sich ihm eine Frau, um ihn in den letzten Stunden vor seinem Tod zu trösten. Sie gibt sich als die Königin, die Frau des Gewaltherrschers, zu erkennen. Der Fremde ist fasziniert von ihrer Lichtgestalt. Auch sie kann sich seiner Zartheit und seiner Poesie nicht entziehen. Beiden wird bewusst, dass dieses so unerwartet Aufblühende zwischen ihnen nur von kurzer Dauer sein kann, da in den frühen Morgenstunden der Tod auf den Fremden wartet. Ohne zu zögern tut die Königin Heliane, was sich der Fremde von ihr in den letzten Stunden vor seiner Hinrichtung ersehnt. Sie erlaubt ihm, ihr Haar und ihre nackten Füße zu berühren, und schließlich auch, ihren nackten Leib zu betrachten. Als er sie darum bittet, sich ihm in dieser Nacht hinzugeben, verweigert sie sich. Sie wolle nun für ihn und sich selbst beten und verschwindet in der nahen Kapelle. In diesem Moment kommt noch einmal der Herrscher zurück und unterbreitet dem Fremden ein seltsames Angebot: Er, der Herrscher, liebe Heliane, seine Frau, sie aber entziehe sich seiner Liebe. Er, der Fremde, wäre doch jemand, der ein ganzes Volk zur Liebe verführen könnte. Deswegen wäre es doch ein Leichtes für ihn, auch die so kühle Heliane geschmeidig zu machen, so dass schließlich er, der Herrscher und Ehemann, dazustoßen könnte und endlich Helianes Körper besitzen würde, was sie ihm bislang verwehrt habe. Noch nicht einmal nackt habe er sie gesehen. Heliane hat entsetzt die Worte ihres Mannes im Nebenraum mit anhören müssen und gebietet ihm, zu schweigen. Erst dann wird sie ihrer Nacktheit gewahr. Der Herrscher unterstellt ihr sofort Betrug mit dem Fremden und lässt sie verhaften. Er werde noch in dieser Nacht die Liebe vor Gericht stellen.
Zweiter Akt
Mit Hilfe der Botin, mit der er einst eine Nacht der Lust verbracht hatte, bestellt der Herrscher schon wenige Stunden nach der Verhaftung seiner Frau ein Gericht ein, das bereit ist, die Strafe auszusprechen, die in diesem Land auf Ehebruch angesetzt ist: Tod. Der oberste Richter und auch die beisitzenden Richter müssen erschrocken feststellen, dass die Königin selbst es ist, die den Ehebruch begangen haben soll. Heliane versucht, dem Gericht zu erklären, dass nicht die Lust sie dazu getrieben habe, sich dem Fremden nackt zu zeigen. Sie habe sich in seine Todesangst, in seine Schmerzen hineingefühlt und deswegen so gehandelt, wie sie gehandelt habe. Und somit sei sie unschuldig und rein. Weder der Herrscher noch die Richter können ihre Worte verstehen. Auch hat sie vollkommen offengelassen, ob es zum Liebesakt gekommen ist. Der Fremde selbst, den der Herrscher noch hat leben lassen, damit er als Zeuge vernommen werden kann, wird hereingeführt. Dem Fremden gelingt es, den Scharfrichter davon zu überzeugen, dass er noch einmal mit Heliane allein sein muss, bevor man ihn weiter befragt. Der Fremde bietet Heliane sein Leben an. Sie solle ihn töten, damit würde sie den Hass ihres Gatten erlöschen und ihr eigenes Leben retten. Heliane kann sich auf diesen Handel nicht einlassen. Der Fremde küsst sie daraufhin und entleibt sich vor ihren Augen. Auf Helianes Hilfeschreie hin kommen der Herrscher und der Richter in den Saal zurück. Verzweifelt stürzt sich der Herrscher auf den sterbenden Fremden. Er ahnt, dass er nie erfahren wird, was in der Nacht zwischen ihm und seiner Frau stattgefunden hat. Kaum, dass der Fremde tot zusammengesunken ist, meldet die Botin, dass das gesamte Volk vor den Toren rebelliere. Das Volk hat gehört, dass man den Verkünder von Freude und Licht zum Tod verurteilt hat. Nun wollen sie ihn lebend sehen. Der Herrscher öffnet dem Volk die Tore. Auch er selbst möchte den Fremden wieder lebend sehen, erfährt er doch dann die Wahrheit. Er zeigt dem Volk den toten Fremden und teilt ihm mit, dass dieser sich aus Liebe zu seiner Frau umgebracht habe. Doch seine Frau sei rein und deswegen in der Lage, eine Gottesprobe auf sich zu nehmen. Das Volk und der Herrscher erzwingen von ihr geradezu, die sogenannte Bahrprobe zu akzeptieren. Nach inneren Kämpfen ringt sie sich dazu durch: Ja, sie werde in den frühen Morgenstunden vor allem Volk den Toten wieder zum Leben erwecken.
Dritter Akt
Das Volk wartet ungeduldig nachts auf den Vollzug der Bahrprobe. Hoffnungen, dass sich vieles im Lande ändern werde, wenn es Heliane gelingt, den Lichtbringer wieder zum Leben zu erwecken, wechseln mit Zweifeln, ob Heliane nicht doch nur eine gewöhnliche Frau sei, der diese Kräfte nicht gegeben sind und die sich doch nur dem Fremden für eine Nacht hingegeben hat. Auch Heliane selbst durchlebt eine Nacht voller Ängste und hofft doch insgeheim, dass ihr das Wunder gelingen möge. Als sie schließlich an der Bahre steht, kommen ihr die Worte: „Steh’ auf und wandle“ nicht von den Lippen, da sie diese selbst als Gotteslästerung empfindet. Sie widerruft alles, was sie bisher gesagt hat und erklärt, dass es Liebe war, die sie zu dem Fremden gebracht hat. Liebe, wie jede Frau sie fühlt und fühlen sollte. Der Herrscher versucht zunächst, Heliane vor dem Volk, das sofort Lynchjustiz an ihr üben will, zu retten und bietet ihr sogar an, alle hinrichten zu lassen, wenn sie sich nur zu ihm bekennen könnte. Sie jedoch lehnt dieses Blutopfer ab und bezichtigt ihren Mann öffentlich des Massenmordes. Das Volk, das mittlerweile vollkommen blind hinter dem Herrscher steht, will sich nun auf sie stürzen. In diesem Moment geschieht das Wunder. Der Fremde steht von den Toten wieder auf und hält Gericht. Das Volk sieht in Heliane nun eine Heilige und akzeptiert den Fremden als obersten Richter. Er bereitet Heliane darauf vor, dass er sie nicht vor dem Tod schützen könne. Dies sei die letzte Prüfung, die sie noch auf ihrem Lebensweg erwarte. Kurzerhand streckt der Herrscher in seiner ohnmächtigen Eifersucht seine Frau mit einem Dolch nieder. Der Fremde schickt den Herrscher in die Verbannung, begnadigt die Botin und entlässt das Volk mit der Aussicht auf ein Reich der Freude und der Freiheit. Er verlässt mit Heliane die irdische Welt, in der es um den Kreislauf von Schuld, Urteil und Sühne geht.

„Der Glaube, dass Wunder möglich sein können, den müssen wir Theatermenschen schon haben. Denn es bedeutet ja eine größere Freiheit in der Fantasie. Deshalb haben Theater und Religion viel miteinander zu tun. [...] Niemand fragt im Film, warum man so etwas glauben muss. Im Theater können wir doch mit einer ähnlichen Freiheit im Geiste rangehen: Wir erzählen doch Geschichten, wo mehr denkbar sein müsste als das, was uns real begegnet. Und die Wunder, die in unserem Kopf entstehen, darf man ja wohl auch auf die Bühne bringen. “ >>> Lesen Sie weiter in „Ein Hymnus an die Liebe“

„Wir sind beide auf einer ähnlichen Schatzsucherfährte, wenn es um unbekannte oder vergessene Werke geht. Und ich bin ein alter Korngoldianer. Als Christof Loy HELIANE vorgeschlagen hat, hat es gleich geklickt. Ich glaube, dass dieses Mysterienspiel eigentlich eine große Utopie ist: Es setzt eine Form von ganzheitlichem Theaterdenken voraus und soll mit seinem Klangrausch nicht nur die Bühnenbretter, sondern auch alles darüber hinaus umfassen. Musikalisch reizt Korngold alles aus, was die Palette auf tonaler Basis bietet, und arbeitet durchgängig mit polytonalen Akkorden. Das unterscheidet diese Partitur von seinen anderen.“ >>> Lesen Sie weiter in „Ein Hymnus an die Liebe“