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Christoph Seuferle - Deutsche Oper Berlin

Fragen an

Christoph Seuferle

Christoph Seuferle ist hier Operndirektor. Er reist um die Welt, um Sänger*innen für die nächsten Spielzeiten zu besetzen. Er erzählt von der Kunst, Potenzial zu erkennen, Stars hierher zu holen und die Nerven zu behalten bei Absagen.

Alle unsere Besetzungen finden Sie immer aktuell in unserem
Spielplan

Wie schafft man die ideale Besetzung?
Unser Ensemble besteht aus vierzig fest engagierten Sängerinnen und Sängern, die verschieden einsetzbar sind. Bei vielen Stücken setzen wir das Ensemble flächendeckend ein, deshalb müssen diese Sänger möglichst breit aufgestellt sein. Wir versuchen gleichzeitig aber auch immer, die aktuell wichtigsten Sänger der Welt in ihren besten und interessantesten Rollen zu präsentieren.

Wie locken Sie Stars ans Haus?
Es funktionieren nicht mehr viele Sängerinnen und Sänger als Publikumsmagnet, vielleicht zehn oder zwanzig Künstler – Hauptaufgabe ist, genau diese möglichst jede Saison zu präsentieren. Wir haben ein ziemlich großes Repertoire, das heißt, wir können eine Produktion daraus auch extra für einen Sänger ansetzen. Wenn eine herausragende  Sängerin eine bestimmte Rolle singen möchte, dann bringen wir, wenn sie Zeit hat, genau dieses Stück.

Welche Eigenschaften hat der perfekte Sänger, die perfekte Sängerin?
An erster Stelle steht die Stimme – und die muss für unser großes Haus schlicht kräftig genug sein. Da kann die Stimme noch so ausdrucksvoll sein, wenn man sie nicht hört, bringt das alles nichts. Dann Musikalität und Ausdruck. Aber eine gute Zusammenarbeit ist auch wichtig. Mit Blick aufs  Ensemble fragen wir deshalb: Lernt der Sänger schnell? Ist er zuverlässig? Oft krank? Ist er ein guter Kollege? Das prüfen wir in einem Probejahr, in dem unsere Stipendiaten am Haus engagiert sind. Diese Kriterien können dem Publikum natürlich egal sein. Es gibt auch Sänger, die unzuverlässig sind. Manche von ihnen sind aber dermaßen gut, dass wir sie trotzdem akzeptieren.

Wie hört man Potenzial?
Potential muss man auch sehen. Ein Sänger auf der Bühne ist nicht nur eine Stimme – wobei die Stimme natürlich das Wichtigste ist –, sondern die gesamte Person und ihre Ausstrahlung. Und das kann man beim Vorsingen nach zehn, fünfzehn Minuten hören und auch sehen. Dem Publikum geht es ja ähnlich, das bildet sich auch innerhalb eines Abends eine Meinung.

Was entscheidet: das Ohr, das Auge, das Hirn, der Bauch?
Alles gleichzeitig!

Was ist ein No-Go bei Vorsingen?
Wenn ein Sänger zum Vorsingen kommt, und sagt: Ich bin krank, singe aber trotzdem vor. Dann sollte er lieber zu Hause bleiben. Denn damit entschuldigt er ja quasi selbst, dass man Abstriche bei der Beurteilung machen muss.

Wann raubt Ihnen ein Vorsingen den Atem?
Manchmal spürt man: Genau das ist es jetzt. Dann spreche ich sofort nach dem Vorsingen mit dem Sänger im Büro, um rauszufinden, ob wir zusammen passen. Und manchmal hat er oder sie am nächsten Tag das Vertragsangebot.

Was tun Sie, wenn Sie nach fünf Sekunden wissen, dass jemand nicht geeignet ist: weitersingen lassen oder abbrechen?
Natürlich lassen wir aus Respekt weitersingen. Manchmal fragen die Leute auch, wie es war, und dann versuchen wir, das so nett wie möglich zu sagen. Aber wenn das Feedback anfängt mit ‚Ihr Kleid war schön!‘, dann ist wohl irgendwas falsch gelaufen.

Sie müssen manchmal weit in die Zukunft planen. Was macht Sie sicher, dass jemand in zwei Jahren noch fähig ist, eine Rolle zu singen?
Da muss man Glück haben. Und manchmal hat man’s nicht. Viele Sänger spüren es selbst und sagen von sich aus im Vorfeld ab. Zuweilen müssen wir auch die Initiative ergreifen. Weniger schön.

Welche Besetzung hat Sie um den Schlaf gebracht?
Wenn jemand ganz kurzfristig absagt. Sänger sind keine Maschinen, und es kann passieren, dass jemand morgens aufwacht und nicht singen kann. Da sind wir keinem Sänger böse. Wir müssen nur schnell für Ersatz sorgen. Wenn es eine schwere Rolle ist, gibt es vielleicht nur 15 Sänger auf der Welt, die sie beherrschen. Dann entscheidet manchmal der Flugplan. Wenn der eigentlich bessere Sänger in Nowosibirsk sitzt, nehmen wir den Kollegen, der die Maschine aus Frankfurt um 14 Uhr erwischen kann und pünktlich auf der Bühne steht.

Was passiert, wenn jemand direkt vor der Vorstellung absagt?
Das passiert alle paar Jahre. Einmal hat uns der Cavaradossi in TOSCA eine Stunde vor der Vorstellung abgesagt. Wir probten parallel TURANDOT – wer Calaf in TURANDOT singt, hat meist auch Cavaradossi im Repertoire. Ich bin dann rüber in den Probenraum gegangen, wo er gerade TURANDOT probte und sagte: Probe beendet, du kommst gleich mit und machst den Cavaradossi!