Newsletter

Aktuelles zum Spielplan
Persönliche Empfehlungen
Besondere Aktionen ...
Seien Sie immer gut informiert!

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie 25% Ermäßigung bei Ihrem nächsten Kartenkauf

* Pflichtfeld





Newsletter

Wie erfindet man eine Oper? - Deutsche Oper Berlin

Wie erfindet man eine Oper?

Die Komponistin Rebecca Saunders schreibt zum ersten Mal Musiktheater. Das Schöne: Sie ist dabei nicht allein. Ein Hausbesuch in Prenzlauer Berg

Am Ende unseres Gesprächs beugt sich Rebecca Saunders über den Flügel und die Partitur. Die Noten stehen mit Bleistift da, ihre erste Oper ist noch nicht fertig. »Schauen Sie, hier rezitiert die Schauspielerin sehr präzise, aber dann singt sie wieder. Ich habe sie in den Bassschlüssel gesetzt, weil sie eine so tiefe Stimme hat«. Saunders spricht von der Schauspielerin Katja Kolm, die den ersten Auftritt haben wird. Und Saunders erzählt ständig auch von den drei Sängerinnen, als seien sie Solo-Instrumente: vom Alt von Noa Frenkel, vom Koloratursopran von Anna Prohaska, vom Sopran von Sarah Maria Sun. Sie komponiert mit den besonderen Stärken der einzelnen Mitwirkenden im Kopf. »Die Musik soll wie eine Haut sein für die Sängerinnen.«

Die Haut und der Körper sind vertraute Metaphern für die mit dem Ernst von Siemens-Musikpreis, dem »Nobelpreis der Neuen Musik«, ausgezeichnete britische Komponistin. Konzertante Stücke von ihr hießen zum Beispiel »Skin« (Haut) oder »Scar, Bite, Flesh« (Wunde, Biss, Fleisch). Der Körper und vor allem seine Grenzen stechen ins Auge. In LASH spielt die Spannung auf der Haut eine große Rolle, zwischen Innenwelt und Außenwelt. »Es geht um die Sehnsucht, Erfahrungen zu machen, die die existenzielle Einsamkeit überwinden. Das sind auch sexuelle Erfahrungen.«

Es beginnt mit dem Tod oder einer Nahtoderfahrung. Die ganze Oper ist eine Art Rückblende der vier Frauen – verkörpert von der Schauspielerin und den drei Sängerinnen. Sie stellen Fragen an das Leben davor. »Fragen, die nicht gefragt wurden.« Immer wieder blitzt die Sehnsucht auf, aus der Haut fahren zu können, Erfahrungen zu machen, die verbinden, metaphysische Erfahrungen. Auch Sex wird so zum Stellvertreter für religiöse oder vielleicht bloß gemeinschaftliche Erfahrungen – um den eigenen Körper zu verlassen. Saunders nippt am Tee und nickt.

Der Gedanke der Gemeinschaft hat auch die Arbeit selbst erfasst. So sinnlich Saunders’ Musik und auch das Thema des Werkes sind, so zeitgenössisch wirkt der für die Oper ungewöhnliche Weg. Im Theater würde man von einem Projekt sprechen, wenn verschiedene künstlerische Positionen sich in einem langen Prozess gemeinsam einbringen. Aber können hier wirklich alle mitreden, in der hoch arbeitsteiligen Kunstform der Oper?

Das Libretto stammt vom britischen Videokünstler, Performer und Schriftsteller Ed Atkins, mit dem Saunders bereits einmal zusammengearbeitet hat. »Die extrem expressive Sprache von Ed tropft geradezu vor Sinnlichkeit, obwohl für uns beide Samuel Beckett wichtig ist, der eine extrem reduzierte und zugleich zerbrechliche Sprache pflegte«, sagt Saunders. Tatsächlich lässt sich bei der Form der Rückschau an Becketts »Das letzte Band« denken. »Ja, wir sprachen darüber, das stimmt.« Doch selbst das Libretto verändert sich bei LASH im Entstehungsprozess, wenn Saunders mit dem britisch-irischen Regieduo Dead Centre über Bühnensituationen nachdenkt. Dead Centre sind Bush Moukarzel und Benn Kidd, die in der Deutschen Oper Berlin bereits ein zeitgenössisches Werk inszeniert haben, Giorgio Battistellis IL TEOREMA DI PASOLINI.

»Komponieren ist eine einsame Arbeit«, sagt Saunders. »Umso schöner ist es, im Prozess dann doch ganz konkret mit Musikern und Kolleginnen in Kontakt zu kommen, auf die Suche zu gehen. Leider können die beiden von Dead Centre aber nicht komponieren, das muss ich schon selbst machen!«, fügt sie lachend hinzu.

Die Dinge verschränken, sie in den Dialog bringen: Das hört man auch der Musik selbst an. »Lange habe ich mir nicht zugetraut, für menschliche Stimmen zu schreiben. Aber ich habe gemerkt, dass Instrumente für mich auch Solo-Stimmen sind«. Und umgekehrt! Jetzt redet Saunders wieder mit Begeisterung über die Qualitäten der Sängerinnen, die sie so stark inspirieren beim Schreiben. »Anna Prohaska zum Beispiel singt wunderschön frühe Musik, also habe ich mich mit Verzierungen der melodischen Linien auseinandergesetzt, und das hört man nun in ihren Arien im ersten Akt.« Haben die Sängerinnen einzelne Motive, die Saunders ihnen ebenso auf den Leib schreibt? »Ja, aber die einzelnen Charaktere werden auch musikalisch ineinander verwoben.« Es ist fast, als würden die vier Frauen am Ende doch zu einer einzigen Person verschmelzen.

Der erste Akt ist mit »Love« überschrieben, der zweite mit »Mute«, stumm. Doch genau da geht das Orchester seinem Höhepunkt entgegen. Im dritten Akt, der »Loss«, also Verlust heißt, erlebt auch der Klangkörper seine Entgrenzung. »Ich verteile die Musik im ganzen Saal. Die Solisten kommen aus dem Graben und spielen auf der Bühne mit den Sängerinnen im Duett. Noch überlege ich, ob die Schauspielerin vier Basstrommeln an die Seite bekommt.«

Im zweiten Rang, hoch oben im Saal, hängen zwei Lautsprecher. Denn es gibt auch Elektronik in LASH, allerdings nicht im Studio vorproduzierte. Auch da interessieren Saunders die Instrumente zu sehr, die live gespielt werden: »Wir haben zwei analoge Synthesizer, alte Orgeln von Korg: Wir schrauben noch an den Klängen. Ich habe so ein Instrument hier zu Hause stehen, im Nebenraum.«

Sie beugt sich noch einmal über die Partitur. Wenn der Tod so präsent ist in LASH, hat er auch einen Klang? »Das können wir die Toten schlecht fragen. Von der Liebe, auch vom Sex, wissen wir etwas mehr: Da kann der Klang auch Stille sein, die Stille im Auge des Sturms.«

 

Tobi Müller ist freier Kulturjournalist und Autor. Er schreibt und spricht über Pop, Darstellende Künste und digitale Themen u.a. für DIE ZEIT und DLF Kultur und leitet Gesprächsrunden

OnePager Projekt starten
1

Wählen Sie den Namen der neuen Page

Zusammen mit der Adresse (URL) der Basisseite ist Ihr Projekt sofort unter dieser neuen Internetadresse verfügbar.

weitere Infos

Editor Mode
2

Inhalte nach Ihren Vorstellungen einrichten.

Erste Daten, Bilder, Videos sowie persönlichen Daten haben wir bereits für Sie als Beispiel hinterlegt.

weitere Infos

Seitenbereiche / Slides
3

Jedes Slide hat einen eigenen Editor

Mit dem Wechsel eines Slide wird der zugehörige Editor eingeblendet. Auf der rechten Seite bearbeiten Sie die Inhalte.

weitere Infos

Erneut bearbeiten
4

Verborgener Button links unten in der Ecke

Via MouseOver wird der Button für den Editor Mode sichtbar, um Inhalte später erneut anpassen zu können.

weitere Infos

OnePager anlegen / bearbeiten
21
DEZ

Advents-Verlosung: Das 21. Fensterchen

Am 12. April 2025 feiern wir im Rahmen unserer „Richard Wagner im April“-Wochen die Wiederaufnahme von DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG in der Inszenierung von Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock, dann mit Thomas Johannes Mayer als Hans Sachs, Elena Tsallagova als Eva, Magnus Vigilius als Walther von Stolzing und Chance Jonas-O'Toole als David. Heute aber verlosen wir erst einmal unsere DVD, die in Zusammenarbeit mit dem Label NAXOS in der Premierenserie im Frühsommer 2022 aufgezeichnet wurde.

Im heutigen Adventskalender-Fensterchen verlosen wir 2 Mal eine DVD von DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner. Wenn Sie eine der zwei DVDs gewinnen möchten, schreiben Sie bitte heute eine E-Mail mit dem Betreff „Das 21. Fensterchen“ an advent@deutscheoperberlin.de.

Populär wie kaum ein anderes Bühnenwerk Richard Wagners sind DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG geliebt und gehasst zugleich. Das Stück verbindet eine heiter-fassliche Komödienhandlung mit sommernachts-trunkenem Spiel um Wahn und Wirklichkeit der Liebe, erhebt aber zugleich den Anspruch eines Gründungsmanifests deutschnationaler Kunst und ist damit in seiner Rezeption historisch belastet wie kaum ein anderes Werk Richard Wagners. Zugleich und an allererster Stelle sind DIE MEISTERSINGER jedoch ein Stück über die Musik und das Musikmachen.

DIE MEISTERSINGER in einer Welt zu erzählen, die sich der Musik verschrieben hat, ist auch der Ausgangspunkt für die Regiekonzeption von Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito. Darin erzählen sie von den Regeln wie erstarrten Dogmen, die diese Welt bestimmen und die damit Beispiel für zahlreiche Lebenszusammenhänge werden, in denen Menschen sich Regeln setzen, sich unterordnen und bei ihnen Zuflucht finden oder aber ausbrechen und entkommen wollen. Sie bringen ein Stück auf die Bühne, in dem zudem Sänger*innen Sänger*innen spielen, um singend eine Geschichte über das Singen zu erzählen. Und sie zeigen Figuren wie die des Hans Sachs, der als alternder Mann zugunsten eines Jüngeren auf seine Liebe zu Eva verzichtet und zugleich das System reformieren will, dabei aber auch vor Demagogie und Populismus nicht zurückschreckt – während ab und an der Atem der Geschichte die Geister der Meistersinger-Vergangenheit hereinweht.

Musikalische Leitung John Fiore; Inszenierung Jossi Wieler, Anna Viebrock, Sergio Morabito; Mit Johan Reuter, Albert Pesendorfer, Gideon Poppe, Simon Pauly, Philipp Jekal, Thomas Lehman, Jörg Schörner, Clemens Bieber, Burkhard Ulrich, Stephen Bronk, Tobias Kehrer, Byung Gil Kim, Klaus Florian Vogt, Ya-Chung Huang, Heidi Stober, Annika Schlicht u. a.; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin



Einsendeschluss: 21. Dezember 2024. Die Gewinner*innen werden am 23. Dezember 2024 per E-Mail informiert. Die DVDs gehen anschließend auf dem Postweg zu. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.