Blick zurück – „Das Rheingold“ 1914 - Deutsche Oper Berlin
Blick zurück – „Das Rheingold“ 1914
Dass 1914 die 30jährige Schutzfrist für die Werke Richard Wagners auslief, animierte seinerzeit das Deutsche Opernhaus zu einem regelrechten Wagner-Marathon: Angefangen mit PARSIFAL am Neujahrstag wurden bis zum Januar 1915 ganze sechs (!) Wagner-Premieren realisiert – insbesondere kurz vor und während der ersten Kriegsspielzeit eine grandiose Tour de Force.
Am 26. März feierte (knapp einen Monat nach den MEISTERSINGERN) DAS RHEINGOLD unter Leitung von Kapellmeister Ignatz Waghalter Premiere. Auf dem Szenenfoto zu sehen ist das Schlussbild des Dramas, kurz bevor die Götter Walhall beziehen – wer genau hinschaut, mag links oben im Bild schemenhaft die Umrisse der Götterburg erkennen.
„Nie aber sah ich das Rheingold leuchten wie im Deutschen Opernhause“ – wer sich hier so beeindruckt zeigt von der RHEINGOLD-Premiere ist kein Geringerer als Kritikerlegende und Gründungspräsident der Gesellschaft für Neue Musik, Adolf Weißmann. Das noch junge Opernhaus will bei seinem Marathon von sechs Wagner-Premieren in etwas mehr als einem Jahr nicht nur mit Quantität, sondern auch mit Qualität glänzen.
Intendant Georg Hartmann führte selbst Regie, sein Namensvetter Georg Hartwig zeichnete verantwortlich für das Bühnenbild, das den Raum unter dem verblüffenden Kuppelhorizont der hochmodernen Bühne voll ausnutzte: „In der freien Landschaft ist der Kuppelhorizont das Allerschönste. Unten läßt es sich gut reden und spazieren gehen. Die Burg ist ein Phantom.“, so wieder Weißmann.

Weniger beeindruckt von der Ausstattung zeigt sich eine am nächsten Morgen in der Vossischen Zeitung erschienene Kritik, die bemerkenswerterweise auch zeigt, dass in Stefan Herheims neuem RING nicht zum ersten Mal ein Loge als Mephisto auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin zu sehen ist:

Musikalisch werden die Aufführungen in weiten Teilen von den festen Größen des Ensembles bestritten – unter der Leitung von Erstem Kapellmeister Waghalter singt so etwa die Primadonna des Hauses, Hertha Stolzenberg, die Rheintochter Woglinde. In einer Aufnahme von 1919 ist sie hier zu hören als Mimì in Giacomo Puccinis LA BOHÈME:
Die „Wunderstimme“ (Weißmann) vom langjährigen Bayreuth-Star und späteren Sympathisanten des Nationalsozialismus Carl Braun, der in der Aufführung den Wotan sang, ist ebenfalls auf einigen Aufnahmen verewigt. So auch mit einen RHEINGOLD-Auszug aus dem Jahr der Premiere am Deutschen Opernhaus – leider will jedoch seine Stimmmacht, die „gelegentlich einen echten Wotan vortäuscht“ (Weißmann), sich nicht recht vermitteln, was vermutlich an der Aufnahmetechnik liegt.

Viele der Sängerinnen und Sänger spielten auch in Filmen mit – und das bereits zu Stummfilmzeiten. Häufig aber bei weitem nicht nur wirkten sie in den sogenannten Tonbildern mit, bei denen parallel zum Filmstreifen eine Schallplatte mit zugehöriger Tonaufnahme abgespielt wurde, oder in Musikfilmen, die von Orchester und Sänger*innen im Kino live begleitet wurden. Elisabeth Böhm van Endert, die 1914 die Freia sang, spielte 1915/6 in Felix Dahns Lohengrin die Elsa. Da dieser Film leider nicht frei im Netz verfügbar ist, hier stattdessen ein LOHENGRIN-Tonbild von 1908 zu einer Aufnahme mit Emmy Destinn und Ernst Kraus:
