Blick zurück – Lucia di Lammermoor 1955 - Deutsche Oper Berlin

Blick zurück – Lucia di Lammermoor 1955

Maria Callas. Primadonna ohnegleichen, Stimmphänomen des Jahrhunderts (hier im Bild nach einem Auftritt in Wien). Jede*r will sie sehen und hören, wie heute Popstars à la Billie Eilish und Adele. Am 27. September 1955 ist es für die Berliner erstmals soweit: Im Theater des Westens, der Ersatzspielstätte der Städtischen Oper (das Stammhaus in der Bismarckstraße liegt noch in Trümmern), gibt die Callas LUCIA DI LAMMERMOOR – ein Gastspiel der Mailänder Scala mit dem RIAS-Sinfonieorchester unter Leitung von Maestro Karajan. Danach: »Blumen, endlose Rufe, Orkane von Applaus« (Der Tagesspiegel). Und vor dem Theater stehen die Leute Schlange, um ein Autogramm oder auch nur einen Blick auf die Diva zu erhaschen.

 

Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou wird am 2. Dezember 1923 im New Yorker Flower Hospital als Tochter griechischer Einwanderer geboren. Bereits im Alter von drei Jahren zeigt sich das musikalisches Talent der kleinen Maria, das von ihrer ehrgeizigen Mutter rigoros eingefordert wird. Und als der Vater 1929 im Stadtteil Washington Heights eine eigene Apotheke eröffnet, wählt er für die Familie einen neuen Nachnamen, der noch heute für Gesangskunst der Spitzenklasse mit absolutem Gänsehautfaktor steht: CALLAS!

Marias Kindheit in New York wird vor allem durch das äußerst schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter geprägt. Vom sozialen Aufstieg und Zugang zu höheren Gesellschaftskreise träumend, bevorzugt diese ihre ältere Tochter Yakinthi („Jackie“). Der von ihrer Mutter früh ausgeübte Leistungsdruck wird ein lebenslanges Thema für Maria Callas bleiben – noch Jahre später thematisiert sie es immer wieder in zahlreichen Interviews und erinnert sich: „Mit nur fünf Jahren wurde ich zum Singen gezwungen, und ich habe es gehasst!“

 

Über die Unnachgiebigkeit der Mutter und ihren schroffen Umgang mit der kleinen Maria geraten auch die Eltern miteinander in Streit. Die ohnehin schon angeschlagene Ehe – der Vater ist ein Lebemann ohne größere Ambitionen – geht in die Brüche, und nach der Scheidung im Jahr 1937 nimmt Mutter Callas ihre beiden Töchter mit zurück nach Athen. Im Stadtviertel Patisia leben sie für die nächsten acht Jahre in ärmlichen Verhältnissen.

Zurück in Griechenland versucht die Mutter zunächst erfolglos, Maria am renommierten Athener Konservatorium einzuschreiben. Schließlich stimmt Maria Trivella zu, das junge Gesangstalent am noch neuen Nationalkonservatorium auszubilden. Später erinnert sie sich, ihre Schülerin sei zu dieser Zeit ein „dickliches und pickliges“ Mädchen mit klobiger Hornbrille gewesen. Trotz dieser wenig schmeichelhaften Beschreibung ist es Trivella, die den Grundstein für die spätere Weltkarriere der Callas legt. Sie erkennt, dass ihre Gesangsstimme nicht der Alt, sondern der Sopran ist und beginnt sogleich an der Stimmbildung zu arbeiten. Marias nächste Gesangslehrerin wird zwei Jahre später die spanische Koloratursopranistin Elvira de Hidalgo, die ihre Eindrücke aus dem ersten Vorsingen später so be-schreibt: „[Ich hörte] stürmische, extravagante Klangkaskaden – noch unkontrolliert, aber voller Dramatik und Gefühl".

Nach diversen Auftritten mit Liedprogrammen und in kleineren Opernrollen landet die neunzehnjährige Maria im August 1942 schließlich ihre erste Titelpartie in TOSCA an der Griechischen Nationaloper; kurz darauf feiert sie in der Rolle der Marta in Eugene d’Alberts TIEFLAND ihre ersten großen Erfolge: „Die Sängerin, dieser neue Stern am griechischen Firmament, verkörperte die Rolle mit unvergleichlicher Gefühlstiefe und lieferte eine theatralische Interpretation, die dem Niveau einer tragischen Schauspielerin entspricht. Über ihre außergewöhnliche Stimme mit ihrer erstaunlich natürlichen Leichtigkeit kann man nur sagen: Kalogeropoulou ist eines jener gottgegebenen Talente, über die man nur staunen kann!“ (Vangelis Mangliveras in der Zeitschrift „To Radiophonon”).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung Griechenlands von der Besatzung der Achsenmächte rät Elvira de Hidalgo ihrer Schülerin, sich in Italien einen Namen zu machen. Doch nach einer Konzertreise durch mehrere griechische Städte entscheidet sich Maria, nach New York zurückzukehren, um ihren Vater wiederzusehen und an der Metropolitan Opera vorzusingen. 

Programmheft der Berliner Festwochen von 1955, © Archiv Deutsche Oper Berlin
 

Am 14. September 1945 besteigt sie im Hafen von Piräus ein Schiff mit dem Ziel Amerika – der Aufbruch in eine einzigartige Weltkarriere, die zehn Jahre später auch erstmals nach Berlin führen wird. Am 27. September 1955 ist es soweit: Im Theater des Westens, der Ersatzspielstätte der Städtischen Oper (das Stammhaus in der Bismarckstraße liegt noch in Trümmern), gibt die Callas LUCIA DI LAMMERMOOR – ein Gastspiel der Mailänder Scala mit dem RIAS-Sinfonieorchester unter Leitung von Maestro Karajan. Danach: »Blumen, endlose Rufe, Orkane von Applaus« (Der Tagesspiegel). Und vor dem Theater stehen die Leute Schlange, um ein Autogramm oder auch nur einen Blick auf die Diva zu erhaschen.

Intendant Carl Ebert mit Gattin Gertie und Maria Callas im Theater des Westens, © Archiv Deutsche Oper Berlin
 

Nur noch drei weitere Besuche in Berlin sollten diesem folgen. Im Oktober 1959 gibt Maria Callas ein Konzert im Titania-Palast mit dem Radio-Symphonieorchester unter Leitung von Nicola Rescigno und singt Arien aus DON GIOVANNI, DON CARLO u. a. Die Abendschau dokumentierte damals ihre An-kunft am Flughafen Tempelhof: Hören Sie hinein in die ardmediathek!

Historische Werbeanzeigen aus dem Programmheft von 1955, © Archiv Deutsche Oper Berlin
 

Am 17. Mai 1963 dann singt Maria Callas ihr erstes und einziges Konzert in der erst anderthalb Jahre zuvor wiedereröffneten Deutschen Oper Berlin in der Bismarckstraße. Die musikalische Leitung liegt an diesem Abend bei Georges Prêtre, auf dem Programm stehen u. a. Arien aus SEMIRAMIDE, NORMA, NABUCCO und LA BOHÈME. Ein letztes Konzert in Berlin folgt schließlich im Oktober 1973 in der Philharmonie. Gemeinsam mit Giuseppe di Stefano und Ivor Newton am Klavier gibt die Callas Duette aus L’ELISIR D’AMORE, CARMEN, LA FORZA DEL DESTINO u. a.

Und nun, am 8. und 10. April, haben Sie Gelegenheit, die Callas noch einmal auf unserer Bühne zu erleben, in Marina Abramovićs ganz persönlicher Hommage 7 Deaths of Maria Callas!

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