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Die Prinzessin und der Taugenichts - Deutsche Oper Berlin

Die Prinzessin und der Taugenichts

Die Geschichte hinter Detlev Glanerts DIE DREI RÄTSEL ist so märchenhaft, dass es sich lohnt, sie nochmal zu erzählen. Frei erfunden, ersponnen und ersonnen nach dem Libretto von Carlo Pasquini

In einer Welt, die so weit von uns entfernt liegt, dass dort selbst die Landkarten aus Fantasie bestehen, lebte einmal ein junger Mann, er ist der Held dieser Geschichte oder besser, der anhaltende Mittelpunkt des Unheils. Dieser schlecht gekleidete Junge jedenfalls hieß Lasso, ein Nichtsnutz, der seine Zeit am liebsten im Weinkeller seiner Mutter Popa vertrödelte, wo die Luft nach altem Käse und jungem Rotwein roch. Lasso rauchte, trank, fluchte, schummelte beim Kartenspiel, pinkelte ans Rathaus und verkündete lautstark, dass er nur drei Dinge vom Leben wolle: Röcke, Rausch und Ruhe. Eine Lebensformel der Dreieinigkeit, wie er selbst sagte – bevor er mal wieder über seine Schnürsenkel stolperte, wie auch er waren sie ungebunden.

Seine Mutter, die wuchtige Popa, eine Weinhändlerin mit einem Herz aus Blech, hatte irgendwann genug. Als Lasso eines Tages wieder betrunken von Ruhm, aber nüchtern an Talent durchs Fasslager taumelte – und noch dazu große Pläne schmiedete, er würde Scharada, die Prinzessin von Busillis, heiraten und müsse fortan nie wieder arbeiten – hielt sie ihm einen Kuchen mit Arsen, Rattengift und einem Schuss Vanille unter die Nase. »Besser du stirbst durch mich, als durch deine eigene Dämlichkeit!«, dachte sie, sagte aber: »Dann geh, aber gib acht auf die Räuber… und nimm wenigstens einen Kuchen mit!« Lasso, der jede Warnung für ein Kompliment hielt, zog los, den Kopf voller Träume, im Gepäck den Tod …

 

… Im Mörderwald, einem Ort voller schlecht gelaunter Gestalten und obskurer Geräusche, die man lieber nicht zuordnen möchte, setzte er sich, um zu picknicken. Da tauchte aus dem Unterholz ein Wildschwein auf, ein sehr hungriges noch dazu, eines, das seit Tagen nichts gefressen hatte. Es schlang den Kuchen hinunter, wackelte mit den Ohren und fiel um wie ein gefällter Gott. Plopp. Einfach so. Lasso sah zu, wie die Borsten zu Berge standen, schnupperte am Packpapier und vernahm den süßlichen Hauch von bitterem Verrat. »Aha«, sagte er. Mehr fiel ihm nicht ein. Noch während das Schwein seine letzten Atemzüge tat, stürmten ausgerechnet die Räuber heran, vor denen Popa gewarnt hatte, zwölf an der Zahl, mit langen Bärten, Schlapphüten, Messern, Flinten, Pistolen. Sie banden Lasso an einen Baum, brieten das Wildschwein und schlangen es gierig herunter. Dann kippten auch sie um, einer nach dem anderen.

Lasso, noch immer festgebunden, konnte sein Glück kaum fassen – bis die Stunden verronnen waren und es Abend wurde. Und auch ihm sehr langsam, aber umso sicherer schwante, dass er nun, ohne die Räuber, einen noch jämmerlicheren Tod zu sterben habe als mit ihnen. Gerade als er rufen wollte: »Glück und Unglück sind oft Gefährten«, wurde er von etwas Herabfallendem erschlagen. Naja, beinahe zumindest. Es war ein Mensch – oder etwas sehr ähnliches – ein melancholischer Mann mit Strick um den Hals, der vom Ast über ihm gefallen war. »Schwarzes Unheil, schwarzes Elend«, sagte der, »ich bin weder tot noch lebendig«. »Das liegt an dem kaputten Seil hier«, entgegnete Lasso. »Nicht mal sterben kann ich«, jammerte der Lebensmüde. Der Mann hieß Galgenvogel, war kurz zuvor von seiner Freundin namens Aprikose verlassen worden und hatte zur Sicherheit einen schönen neuen Kiefernsarg im Gebüsch neben dem Baum versteckt, von dem er gerade erfolglos heruntergestürzt war. Lasso und Galgenvogel wurden Freunde, gemeinsam setzten sie im Sarg über den nahegelegenen Fluss, denn ein Sarg ist ja so etwas wie ein Boot mit Deckel …

… Schließlich landeten sie in Busillis, dem rätseligsten aller Königreiche. Dort herrschte der nutzlose König Zephalus, ein Mann mit silbernem Besteck für jede Mahlzeit und goldener Unkenntnis in allen Dingen, ein majestätischer Wanst – mit einer schönen Tochter namens Scharada. Die Prinzessin war klug. Und gelangweilt. Eine gefährliche Kombination. Um sich das Heiraten zu ersparen, hatte sie eine Regel eingeführt: Wer um ihre Hand anhielt, musste ihr drei Rätsel stellen, und zwar solche, auf die sie keine Antwort wusste. Gelang es ihr, sie zu lösen, wurde der Freier umgehend geköpft. Nur wer sie dreimal zum Schweigen brachte, durfte sie heiraten – und das Königreich samt Dilettantenhofstaat übernehmen. Lasso, der sich noch nie durch übermäßiges Denken hervorgetan hatte, kletterte mit einer Leiter auf einen überdimensionierten Stuhl, der in der Mitte des großen Saals stand, und stellte drei Rätsel, die ihn selbst überraschten. Welche drei Rätsel ihm dabei aus dem Nichts in den Mund purzelten, bleibt hier unausgesprochen – denn manche Dinge gehören in die Oper.

 

Die Prinzessin schwieg. Dann schnippte sie mit den Fingern, aus allen Winkeln des Palastes stürzten Gelehrte hervor: Astrologen mit rollenden Augen, Alchimisten mit glimmenden Haaren, Semiotiker mit papierenen Hüten. Sie rätselten, sie schwitzten, sie lasen aus Mäuseknochen und frisch aufgerissenen Wörterbüchern, sie zitierten aus Träumen und lallten in Latein. Keiner fand eine Lösung. Lasso, dem gerade zum ersten Mal in seinem Leben etwas gelungen war, wurde großzügig. Oder weich. Oder beides. »Ich geb‘ dir noch eine Chance«, sagte er, »aber nur, wenn du mit mir ein Bett teilst.« Ein Raunen ging durch den Hof. »Und wenn ich lache?«, fragte Scharada. »Dann gehörst du mir«, antwortete Lasso. Sie nickte.

In jener Nacht geschah etwas, das niemand erwartet hatte: Lasso erzählte Geschichten. Und Scharada hörte zu, erst mit steinernem Gesicht, dann mit Zucken in den Mundwinkeln, dann mit einem Prusten, das sich nicht mehr aufhalten ließ. Sie lachte. Laut. Befreit. Grimmig sogar. Und Lasso wusste: Er hatte gewonnen.

Am Morgen danach jedoch war nichts, wie es sein sollte. Der König war verschwunden (Gerüchte sagten: in seiner eigenen Speisekammer), die Hofschranzen tuschelten, eine Oberintrigantin hatte inzwischen einen Dolch unter dem Kopfkissen hervorgezogen und irgendwo kauerte ein Minister in einem Schrank. »Ich will meine Rechte!«, rief Lasso. »Ich will mein Reich!«, rief Scharada. »Er will nichts als den Thron!«, schrien die anderen. Dann bebte der Boden. Erst leise. Dann lauter. Dann sehr, sehr gründlich. Die Mauern wackelten, der Thronsaal kippte, ein gewaltiges Krachen, ein schrilles Pfeifen und ganz Busillis versank im Staub …

 

… Als der Rauch sich verzog, saßen Lasso, Galgenvogel und Scharada allein auf einem Hügel, wo vorher der Palast gestanden hatte. Das Reich war weg. Die Intrigen auch. Und der ganze Rest gleich mit. Es war still. Nur das Meer rauschte und irgendwo aus einer nahen Bucht sang eine große rosa Muschel mit goldenen Fransen ein sehnsüchtiges Liebeslied. Galgenvogel stand auf und ging zu ihr. Wortlos, aber mit einer Sanftheit, die man ihm bis dahin nicht zugetraut hätte, kletterte er hinein, rollte sich in ihrem weichen Inneren zusammen, seufzte einmal tief – und lächelte, zum ersten Mal.

Lasso sah Scharada an. Sie sah ihn an. Dann sahen sie gemeinsam in die Welt hinaus, die größer war als jedes Königreich, und gingen los. Ohne Gepäck. Ohne Plan. Und vielleicht, aber das ist Spekulation, ohne je zurückzuschauen.

Erzählt von Tilman Mühlenberg

 

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