Seine Nixe kehrt zurück - Deutsche Oper Berlin
Drei Fragen an Detlev Glanert
Seine Nixe kehrt zurück
Der Komponist Detlev Glanert schrieb seine Oper OCEANE für die Deutsche Oper Berlin. Nun wird sie weder aufgeführt.
Die Uraufführung von OCEANE war 2019 ein großer Erfolg. Wie blicken Sie jetzt aus der Distanz von drei Jahren auf das Werk?
Tatsächlich ist OCEANE in meinem Kopf immer noch sehr lebendig – wohl gerade, weil durch Corona die geplanten Neuinszenierungen an anderen Häusern bislang nicht stattfinden konnten und auch die Wiederaufnahme an der Deutschen Oper verschoben wurde. Ältere Stücke sind mir da viel fremder: Als ich vor einiger Zeit in Wien eine Produktion meiner 1988 entstandenen Oper LEYLA UND MEDJNUN sah, habe ich gestaunt, wie furchtbar schlecht ich damals war – aber auch, wie furchtbar gut.
Haben Sie manchmal im Nachhinein den Impuls, die Komposition zu ändern?
Tatsächlich arbeite ich nach jeder Uraufführung die Erfahrungen ein, die ich während des Probenprozesses mache. Jeder Sänger, jede Sängerin ist anders und deshalb finde ich es wichtig, Alternativen anzubieten, die es den Interpreten erleichtern, sich ihre Rollen zu eigen zu machen. Aber diese Änderungen finden schon ein Jahr nach der Premiere statt.
Sind die Erfahrungen der Corona-Zeit auch in den Werken spürbar, die Sie seither geschrieben haben?
In erster Linie hat Corona bei mir eine enorme Traurigkeit ausgelöst. Das Hadern mit der Situation und das Gefühl des Verstummtseins haben zeitweise dazu geführt, dass ich kaum arbeiten konnte. Die Kompositionen selbst hat das allerdings kaum berührt. Werke wie die Oper, die ich gerade für Dresden schreibe, waren ja ohnehin schon weit früher konzipiert. Eine Ausnahme gibt es aber doch: Das Concertgebouw Orkest Amsterdam hatte mich gefragt, ob ich ein Orchesterlied für sie schreiben wollte. Das war für mich ein schöner Trost in der Zeit des Lockdowns. Ich habe dann das Gedicht „Der Einsiedler“ von Eichendorff vertont, in dem ich mich sehr wiederfand. Das war gewissermaßen mein musikalischer Beitrag zu Corona.