Fragen an ... David Butt Philip

Der Tenor David Butt Philip singt in Wagners LOHENGRIN den geheimnisvollen Helden. Ein Gespräch über Vertrauen und die Frage, warum der Weltenretter scheitert

Lohengrin will die Welt retten, aber verschweigt, wer er ist. Ist es nicht naiv, so jemandem zu vertrauen?
Im echten Leben schon. Lohengrin wirkt auf mich aber eher wie ein philosophisches Konstrukt. Als Sänger besteht die Herausforderung darin, ihn zum Leben zu erwecken. Und dieses Leben entdecke ich vor allem in der Musik, denn die ist emotional und menschlich.

Für Wagner war der LOHENGRIN seine traurigste Oper, weil sich in ihr offenbart, dass die Welt nicht zu retten ist. Was denken Sie?
Ich sehe das auch so. Am Ende bekommt keiner, was er wollte. Aber gerade in der Intensität des Scheiterns liegt für mich der Wert der Oper. Wagner konfrontiert uns mit unserer menschlichen Natur.

Lohengrin kämpft für das Gute in der Welt. Warum scheitert er?
Wenn man als Heilsbringer auftritt und andere von einer guten Sache überzeugen möchte, muss man so transparent und offen wie möglich sein. Sonst schöpfen die Menschen Verdacht – und man kann es ihnen nicht verdenken.

Lohengrin scheitert, weil die Welt ihm nicht vertraut?
Beim Vertrauen geht es immer um Gegenseitigkeit. Wenn wir Vertrauen schenken, erwarten wir, dass es erwidert wird. Daraus erwächst auch eine soziale Pflicht. Für mich ist das einer der Grundpfeiler menschlichen Zusammenlebens: Wir müssen glauben, dass ein großer Teil der Menschen um uns herum ähnlich denkt. Sonst funktioniert unsere Gesellschaft nicht.

Als Bedingung für ihre Ehe fordert LOHENGRIN von Elsa, dass sie niemals nach seinem Namen und seiner Herkunft frage. Warum verstößt sie gegen die Abmachung?
Sie ist ein Mensch, und als Menschen möchten wir wissen, was hinter den Dingen steckt. Etwas zu akzeptieren, das wir nicht verstehen, ohne es zu hinterfragen, das widerspricht unserer Natur.

Wann vertrauen Sie?
Ich vertraue sehr schnell. Denn ich glaube, wenn man seinem Gegenüber mit Menschlichkeit und Wohlwollen begegnet, bekommt man das auch zurück.

Also würden Sie sich selbst als vertrauenswürdig bezeichnen?
Ja. Und ich versuche vor allem, ein aufrichtiger Mensch zu sein. Ich möchte nichts verbergen oder mich verstellen müssen. Wir Engländer würden sagen: What you see is what you get.

Wie wichtig ist Misstrauen?
Gerade in unserer Branche muss man lernen zu vertrauen. Im Operngeschäft ist man mit starken Meinungen konfrontiert, hier treffen große Egos aufeinander. Man wird ständig bewertet und kritisiert, das gehört einfach zu unserem Beruf, und es hilft uns auch dabei, uns weiterzuentwickeln. Bei aller produktiven Kritik bleibt Oper aber ein Teamsport. Da hat Misstrauen keinen Platz. Wir müssen uns voll und ganz aufeinander verlassen können. Kein noch so großer Künstler kann eine Oper alleine aufführen, und genau das liebe ich so daran.

Was nehmen Sie persönlich aus LOHENGRIN mit?
Ich verstehe die Oper als ein philosophisches Lehrstück über das menschliche Begehren und über die Frage, was es mit uns macht, wenn wir genau das nicht bekommen, was wir uns am sehnlichsten wünschen. Auch wenn uns die Charaktere auf einer emotional-menschlichen Ebene vielleicht nicht immer erreichen: Die Musik bleibt für mich zeitlos, gefühlvoll und erhaben.

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