Acht Fragen an ... Sara Jakubiak - Deutsche Oper Berlin

Aus Libretto #5 (2023)

Acht Fragen an ... Sara Jakubiak

Die Sopranistin Sara Jakubiak singt in Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE die Titelrolle – ein Wesen von fast überirdischer Kraft, das für bedingungslose Liebe kämpft

Seit fast fünf Jahren singen Sie Heliane. Wie hat diese Rolle Sie verändert?
Heliane macht mich selbstbewusster. Sie ist eine der schwersten Rollen, die ich je gesungen habe. Für Heliane muss ich von den tiefsten Noten, die ich erreiche, zu den allerhöchsten wechseln. Durch sie kann ich Tonfarben singen, die ich früher nicht kannte.

Was genau ist so schwer an dieser Partie?
Beide Arien sind in für einen Sopran sehr schwer zu singenden Tonarten geschrieben. Die Partie ist stimmlich ein Risiko, ich klettere quasi durchs Gebirge, stehe an Steilhängen und Abgründen. Kaum habe ich einen Gipfel erreicht, türmt sich der nächste vor mir auf. Am ruhigen Bergsee im schützenden Tal lande ich erst, wenn der Vorhang sich schließt.

HELIANE war Ihre erste Kooperation mit dem Regisseur Christof Loy, mit dem Sie seitdem immer wieder arbeiten. Was zeichnet seine Arbeit aus?
Er hat eine enorm weite Kreativität: Er malt wunderschöne Opernbilder und baut eine fanstatische Architektur, die Menschen einlädt, neue Perspektiven wahrzunehmen. Und er hat mich persönlich verändert. Er hat eine Kerze in mir entzündet, mit deren Licht kann ich jederzeit auf die Suche gehen nach den tiefsten Schichten der Charaktere. So ausgestattet forsche ich in den Winkeln jeder einzelnen Note nach Farben, die ich noch nie gehört habe. Oft denke ich Monate nach einer Produktion an Christofs Anweisungen. Seine Worte arbeiten in mir.

Christof Loy sieht in der Partie der Heliane eine „Sublimierung des Eros über das Singen“. Was bedeutet das?  
Als Heliane verströme ich jederzeit ein sinnliches Verlangen durch meinen Gesang, klingend, schlingend, windend, spielend.

Was lernen Sie von Heliane?
Heliane lässt mich glauben. An die Kraft der Liebe, an die Macht der Verbindung, an die Möglichkeiten, die daraus entstehen.

Welche Passage in HELIANE singen Sie besonders gern?
Ich liebe die zweite Arie, Helianes Ruf nach dem „Erwecken“. Der Mann, in den sich Heliane so plötzlich verliebt hat, ist gestorben und sie fleht Gott an, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Man denkt: Himmel, wie soll das gehen? Aber das Unmögliche wird wahr und der Fremde erwacht. Mich erinnert diese Arie immer daran, welchen Widrigkeiten die Liebe zwischen Korngold und seiner Frau ausgesetzt war. Ihre Familien waren gegen diese Verbindung, die beiden durften sich ein Jahr lang nicht sehen. Korngold und seine Frau haben es am Ende geschafft – die Macht ihrer Liebe hat gesiegt. All das steckt in dieser Arie, die Unmöglichkeit der Liebe, das Sterben und Wieder- zum-Leben-Erwecken einer Verbindung, der tiefe Glaube.

Korngold hat eine riesige Partitur geschrieben, das Orchester spielt sich in einen Klangrausch. Wie singen Sie gegen diese Ekstase, diese Wucht an?
Die langweilige Antwort ist: Das ist Handwerk. Um diese Rolle zu tragen, muss ich völlig bei mir bleiben, darf mich nicht beirren lassen, muss mich an das halten, was ich technisch und stimmlich vorbereitet habe. Ich darf mich auf keinen Fall dem Orchester anpassen, dann würde meine Stimme untergehen. Stattdessen habe ich eine Landkarte bestimmter Vokale, Wörter und Noten entworfen. An die halte ich mich, um gehört zu werden. Und ehrlich gesagt: Diese Landkarte hilft mir nicht nur, gehört zu werden, sondern auch, die nächsten 25 Jahre singen zu können! Denn wenn ich mich in Ekstase stürze, ruiniere ich meine Stimme. Für einen Abend mag das funktionieren, und das sind dann sehr magische Vorstellungen – aber im Rausch kann ich keine Langstrecke fahren.

Als Heliane stehen Sie in einem Bild vollkommen unbekleidet auf der Bühne. Was bedeutet Ihnen diese Szene?
Diese Szene ist harmlos gegen die musikalischen Risiken, die ich mit Heliane eingehe. Das Nacktsein hat keine monumentale Bedeutung für mich, ich denke nicht sonderlich viel darüber nach. Vielleicht ändert sich das rückblickend, wer weiß. Aber im Grunde erweitere ich mit dieser Nacktheit einfach mein Oeuvre.

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