Neun Fragen an ... Vittorio Grigolo - Deutsche Oper Berlin

Neun Fragen an ... Vittorio Grigolo

Vittorio Grigolo singt in Donizettis LUCIA DI LAMMERMOOR den Edgardo, der von seiner geliebten Lucia verlassen wird. Wir stellen dem italienischen Tenor neun Fragen

Edgardo und Lucia schwören sich ewige Treue. Wie realistisch ist so ein Konzept?
Wir wollen heutzutage nicht nur einen Traum leben, sondern viele. Wer einen Menschen als Partner hat, zweifelt schon wieder und schaut sich nach anderen Optionen um. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten! Das tötet die ewige Liebe.

Als Edgardo erfährt, dass Lucia einen anderen geheiratet hat, dreht er durch. Was würden Sie ihm raten?
Wer verliebt ist, tut was er will. Das kenne ich von mir. Ich habe immer Freunde gefragt und dann das Gegenteil getan.

Was raten Sie Liebenden heute? Wie geht ewige Liebe?
Romeo und Julia, Tosca, all diese Figuren, sie verlieben sich und wollen es für immer. So sind wir heute nicht mehr. Ich habe nur einen Rat: Man muss mit einer geliebten Person die Liebe und das Verlangen wachsen lassen.

Wie passt Treue in unsere Zeit?
Nur in der Oper ist Liebe ewig. Im wahren Leben wollen zwar alle Liebe, aber keiner mag sich festlegen. Wir leben in einer anderen, schnelleren Welt. Den jungen Menschen zeigt niemand mehr, wie man für etwas kämpft, und wie man zufrieden ist, mit dem was man hat. Das ist traurig, denn Liebe bringt uns an Grenzen, die wir sonst nie erreicht hätten. Sie verleiht übernatürliche Kräfte.

Wie gehen Sie mit Untreue um? Vergeben oder Verdammen?
Untreue heißt, dass einem Partner etwas fehlt. Wenn man konstruktiv darüber redet, kann daraus Gutes entstehen. Man braucht nur Mut für dieses Gespräch.

Und wie gehen Sie mit Ihrer Untreue um? Reden oder Schweigen?
Immer Reden. Untreue ist wie eine Espressomaschine – wenn man immer mehr Druck draufgibt, kommt Kaffee heraus. Man braucht ein Ventil, um Druck abzulassen. Man muss reden, sich erkennen, seine Wünsche äußern. Es ist wie mit dem Künstler und dem Publikum: Ich muss mich immer verändern, damit das Publikum mich weiter liebt. Und auch Rollen singt man immer neu, entwickelt sich immer weiter.

Wo ist Edgardo Ihnen nah?
Ich mag das Heldenhafte, und seinen Mut. Ich mag, wie er fühlt. Das ist mir sehr nah, ich fühle mich dieser Rolle sehr verbunden. Auch deswegen singe ich sie seit fünfzehn Jahren. Ich gebe diese Rolle in Berlin zum letzten Mal, ich muss mich weiterentwickeln. Ich lasse ihn los, obwohl ich ihn liebe. Das soll noch einmal ein ganz besonderer Moment werden.

Und wo bleibt Edgardo Ihnen fremd?
In Vielem. Man versteht eine Figur nie ganz, glaube ich. Bei ihm ist es besonders. Warum findet er keinen besseren Weg? Warum keinen Kompromiss? Er könnte sich etwa mit seinem Bruder einfach aussprechen. Ich bin sehr diplomatisch, er überhaupt nicht. Aber am Ende ist großes Drama wohl so.

Die große Schlussszene des Tenors in LUCIA DI LAMMERMOOR beschreibt den „schönen Tod“. Wie kann der Tod schön sein?
Ich bin Christ und deswegen verstehe ich ihn da. Es gibt mehr als dieses Leben, es gibt eine höhere Gerechtigkeit. Deswegen sucht Edgardo den Tod: Er bringt ihm Erlösung. In seinem Todesschrei steckt auch Freude, denn er wird wieder mit Lucia zusammen sein.

 

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