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Barbara Scherler zum Gedenken - Deutsche Oper Berlin

Barbara Scherler zum Gedenken

Ein Nachruf von Curt A. Roesler

Viele Opernfreunde mögen ihre ersten Eindrücke von ihr erhalten haben. Barbara Scherler, schlank und hochgewachsen, schien zeitweise auf Hosenrollen festgelegt: Cherubino, Octavian, der Komponist in ARIADNE AUF NAXOS oder der Gymnasiast in LULU – und davor Hänsel in HÄNSEL UND GRETEL. Den hatte sie schon 1962 in einer Fernsehproduktion des NDR gesungen, und dann, nachdem sie 1968 von Gustav Rudolf Sellner ins Ensemble der Deutschen Oper Berlin geholt worden war, auch hier. Die Inszenierung von Filippo Sanjust mit den Kostümen von Gottfried Pilz war von 1971 bis 1995 im Repertoire und immer mal wieder schlüpfte Barbara Scherler in die Latzhose, auch wenn inzwischen jünger Generationen von Sängerinnen herangewachsen waren.

Aber Hosenrollen waren nicht alles für sie. Ganz besonders wohl fühlte sie sich als Rossinis Aschenputtel und als Dorabella in COSÌ FAN TUTTE. Später kamen Mütter-Rollen hinzu. So war sie in SOLDATEN von Bernd Alois Zimmermann Stolzius‘ Mutter, vom Regisseur Hans Neuenfels eindrucksvoll eingesetzt. Ihre schauspielerische Begabung gepaart mit einer unnachahmlichen Diktion führten sie zu einer Rolle, die exklusiv für sie komponiert wurde. In DER BLAUE ENGEL, einem Ballett von Roland Petit mit Musik von Marius Constant war sie die Ansagerin/Chansonette, und das nicht nur bei den Aufführungen des Balletts der Deutschen Oper Berlin, sondern auch in Marseille.

Weit über 60 Rollen hat sie an der Deutschen Oper Berlin gesungen und vor allem die Produktionen der siebziger und achtziger Jahre, die das große Ensemble herausforderten – Offenbachiaden oder die Mitspieloper UNTERGANG DER TITANIC oder Mauricio Kagels AUS DEUTSCHLAND – wären undenkbar gewesen ohne solche Persönlichkeiten wie Barbara Scherler. Götz Friedrich war ihr vierter Intendant, mit dem Ende seiner Amtszeit im Sommer 2001 wollte sie ihren Ruhestand beginnen, er konnte sie nicht mehr verabschieden, weil er schon ein halbes Jahr vorher verstorben war.

Außerhalb der Oper war Barbara Scherler auch als Konzertsängerin weltweit gefragt und sie wirkte bei zahlreichen Schallplattenaufnahmen mit, so bei einer Reihe von Bach-Kantaten mit Fritz Werner und dem Kammerorchester Heilbronn oder bei einem »Requiem« von Mozart mit Elly Ameling und Michel Corboz.

Alle, die sie gekannt haben und mit ihr zusammengearbeitet haben, werden sie nicht vergessen.

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