Zum Tod von Jürgen Flimm - Deutsche Oper Berlin

Zum Tod von Jürgen Flimm

Eine persönliche Erinnerung von Barrie Kosky und Dietmar Schwarz

Als Intendanten der Berliner Opernhäuser haben wir sechs gemeinsame Jahre zu dritt mit Jürgen Flimm verbracht – bis zu seinem Abschied als Intendant der Berliner Staatsoper 2018. In diesen Jahren haben wir uns regelmäßig getroffen, um all die Dinge zu regeln, die Absprachen oder ein gemeinsames Auftreten der drei Häuser erforderten. Dass aus diesen Arbeitstreffen bald eine persönliche Freundschaft erwuchs, lag nicht zuletzt an Jürgen Flimm: Gerade, weil man sich mit ihm auch gut streiten konnte, brachten uns diese Treffen bald so nahe, dass wir auch gemeinsam bei Interviews und öffentlichen Veranstaltungen auftraten. Diese Einigkeit zu zeigen, war ihm immer wichtig – er nannte uns gern „Die drei Musketiere der Opernhauptstadt Berlin“. Wenn heute die drei Opernhäuser Berlins nicht als Ort von Zwietracht und Intrigen, sondern als künstlerischer Reichtum der Stadt und einmaliges Kulturgut wahrgenommen werden, ist das nicht zuletzt sein Verdienst.

Dietmar Schwarz: Inszenierungen von Jürgen Flimm wie „Leonce und Lena“ am Kölner Schauspiel oder seine „Wildente“ am Hamburger Thalia Theater gehören zu meinen prägendsten Theatereindrücken überhaupt – sie waren frech, jung und emotional, wahr und menschlich. Schon als Student und später auch als Dramaturg war mir kaum eine Reise zu weit, um eine neue Flimm-Inszenierung zu erleben. In ihrer psychologischen Genauigkeit und Natürlichkeit sind viele dieser Arbeiten bis heute maßstäblich geblieben. Als ich als neuer Intendant der Deutschen Oper Berlin Jürgen schließlich auch persönlich kennenlernen durfte, hat er mich gleich in die Arme genommen und mich bei meinem Start in Berlin unterstützt. Er sagte mir „Dietmar, nimm das alles nicht so ernst – wir als Theatermenschen haben bessere und elegantere Mittel zur Verfügung, um uns auf dem Parkett der Hauptstadt zu bewegen.“

Barrie Kosky: Als ich Jürgen Flimm zum ersten Mal traf, war nach fünf Minuten klar, dass wir sehr gute Freunde werden würden: Er war witzig, frech, warmherzig – und er war von Kopf bis Fuß ein Theatermann. Und er besaß eine Großzügigkeit gegenüber der Kunst, die ihn die Erfolge anderer neidlos anerkennen ließ. Jürgen war oft bei uns zu Gast – er sagte immer „Ein Erfolg der Komischen Oper ist auch ein Erfolg der Staatsoper und der Deutschen Oper“, was natürlich auch umgekehrt galt. Bei unseren zahlreichen Treffen in der Berliner Opernstiftung konnte ich ihn auch von einer weiteren Seite erleben: Bei Krisentreffen – und davon gab es einige! – war er sensationell und legte Performances hin, die in ihrer Mischung aus Frechheit und Pragmatismus atemberaubende One-Man-Shows waren.

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