Sein großer Auftritt - Deutsche Oper Berlin

Sein großer Auftritt

Wer die Bilder schafft, diktiert die Meinung. Richard Nixons Staatsbesuch im kommunistischen China war ein Großereignis, das die politische Berichterstattung veränderte. Statt Politik gab es Petitessen. Statt Verträgen: Fototermine.

Es ist ein Staatsbesuch der Superlative. Als Richard Nixon am 21. Februar 1972 in Peking landet, ist er der erste US-Präsident, der die kommunistische Volksrepublik China je besucht. Die Vorbereitungen hatten Monate gedauert, von den 300 Begleitern des US-Präsidenten waren fast ein Drittel Reporter, Fotografen und TV-Techniker.

Die Welt staunt, als der chinesische Premierminister Chou En-lai am Rollfeld die Hand des vermeintlichen Erzfeindes schüttelt und das chinesische Musikkorps die amerikanische Nationalhymne spielt. Es folgt ein sechs Tage langes, hyperaktives Tourismusprogramm. Große Mauer, Kaisergräber, Verbotene Stadt, alles dabei, begleitet von Gesprächen, die im Ergebnis wenig bringen, aber die Art der politischen Berichterstattung verändern. Nixons Wahlkampf steht bevor. Der Gipfel garantiert mediales Dauerfeuer.

»We came in peace for all mankind.«
Richard Nixon

 

Statt Politik gibt es Petitessen. Als der Große Vorsitzende Mao Tse-tung doch schon am ersten Tag für Nixon Zeit hat, titelt die FAZ: »Nixon sofort von Mao empfangen«. Die Inhalte der Gespräche bleiben geheim, also werden Gesten und Mimik interpretiert.

Berichte über Arbeitslager oder inhaftierte Dissidenten? Kein Thema. Nixon trinkt eine Tasse Tee in einem kleinen Lokal am Fuße der Mauer? Top News! Nixons Gattin besucht die Volkskommune »Immergrün«, lässt sich glückliche Schweine zeigen, eine Akupunktur-Klinik, eine Schule und eine Glasfabrik. Auch hier immer dabei: die Medien. Die listen alle Geschenke akkurat auf, unter anderem eine antike Jadeschale, einige Flaschen Mao-Tai Schnaps und zwei Pandabären – als Gegengeschenk für das Paar Moschusochsen, das Nixon mitgebracht hat.

Bei der Rückkehr wird Nixon als Sieger empfangen, er spricht von einer Woche, die die Welt verändert habe. »Sternstunde der Weltpolitik« jubelt »Die Zeit«. Vier Monate später ruft ein Wachmann in Washington, D.C. die Polizei: Er hat im Watergate-Gebäude Einbrecher entdeckt, in den Büros der US-Demokraten. Und der Grundstein ist gelegt für ein ganz anderes Großereignis, an das sich die Welt erinnern wird beim Namen Richard Nixon.

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