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When violence makes a man sexy - Deutsche Oper Berlin

Wenn Gewalt ihn sexy macht

Es gilt das Recht des Stärkeren in EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE, Mord eingeschlossen. Und die Frau? Findet das toll. Dirigent Marc Albrecht blickt in den Abgrund

Die Welt taumelt am Abgrund und bricht zugleich mit unglaublichem Tempo auf in die Moderne – all das spiegelt sich wider in der rasanten musikalischen Entwicklung in den Jahren zwischen 1905 und 1920. Die Dichte, Fülle und das Extreme der Musik dieser Epoche ist einzigartig. Und alle Fäden kreuzen sich in Wien. 

Teil dieser Wiener Gesellschaft sind Alexander von Zemlinsky, Alban Berg und Erich Wolfgang Korngold. Obwohl sie unterschiedlichen Generationen angehören, sind sie einander sehr nah, sind Lehrer und Schüler, schreiben einander Briefe und halten Soiréen, spielen sich vor und hören zu, sie inspirieren und kritisieren sich. 

Die Drei spiegeln die Pluralität dieser Zeit: Korngold ist spritzig, frech, ironisch, in »Viel Lärm um nichts« fast poppig. Daneben steht die Ernsthaftigkeit und Klangsinnlichkeit bei Berg in seiner Orchestration der »Sieben frühen Lieder«. Und Zemlinsky macht mit EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE Welttheater, schwärzeres Schwarz hat die Oper wohl kaum je erdacht. 

Die Werke sind Schmerzensstücke. Sie reflektieren den Ersten Weltkrieg, die einschneidende Katastrophe dieser Epoche. Das zeigt sich auch technisch: Korngold reduziert den Umfang seiner Shakespeare-Vertonung, weil kriegsbedingt nur wenige Musiker zur Verfügung stehen. Zemlinsky schreibt in die Partitur viele Verdopplungen von Instrumenten. Selbst wenn nicht alle Musiker verfügbar sind, soll der Klang möglichst voll werden.

Den komplexen Partituren dieser Zeit ist ein Klangrausch eingeschrieben. Das ist eine Herausforderung für meine Arbeit. Zemlinsky ist schwer zu dirigieren, sein Orchester von fast 100 Musikerinnen und Musikern kann schnell die akustischen Grenzen eines Saales sprengen. Der Reiz dieser Musik liegt aber in ihrer Farbigkeit, ihrer Subtilität. Beim Lesen der Partitur setzt sich die Musik in meinem inneren Ohr detailliert zusammen. Ständig muss entschieden werden: Wie stehen die vielen Stimmen zueinander? Wie können wir komplexe Klanggebäude transparent erscheinen lassen? Um diese Entscheidungen mit dem Orchester umzusetzen, müssen in der Probenzeit musikalische Dialoge entstehen. 

Schon in der Vorlage von Oscar Wilde ist die FLORENTINISCHE TRAGÖDIE brutal, direkt, fordernd. Während Tuchhändler Simone auf Geschäftsreise ist, beginnt seine Frau Bianca eine Affäre mit dem jungen Guido. Der ungleiche Kampf der Männer zeigt sich auch musikalisch: Simone ist Heldenbariton, er besteht den Kampf mit den Klangfluten des Orchesters. Genau diese Kraft fasziniert Bianca. Ihr Liebhaber Guido ist ein Schönsänger, ein Tenorino, stimmlich spielen die Männer nicht in derselben Liga. Es kommt zum Kampf, Simone tötet den Jüngeren. Durch den Mord verfällt Bianca ihrem Ehemann nach jahrelanger Beziehungskrise erneut. 

Es lässt mich frieren, wie hier Brutalität zu Sinnlichkeit führt. Als wäre Gewalt ein Aphrodisiakum, eine Art von Luststeigerung, die darin liegt, dass ein Leben auf der Klinge steht. Man schaut hinein in den Abgrund. 

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DEZ

Advents-Verlosung: Das 21. Fensterchen

Am 12. April 2025 feiern wir im Rahmen unserer „Richard Wagner im April“-Wochen die Wiederaufnahme von DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG in der Inszenierung von Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock, dann mit Thomas Johannes Mayer als Hans Sachs, Elena Tsallagova als Eva, Magnus Vigilius als Walther von Stolzing und Chance Jonas-O'Toole als David. Heute aber verlosen wir erst einmal unsere DVD, die in Zusammenarbeit mit dem Label NAXOS in der Premierenserie im Frühsommer 2022 aufgezeichnet wurde.

Im heutigen Adventskalender-Fensterchen verlosen wir 2 Mal eine DVD von DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner. Wenn Sie eine der zwei DVDs gewinnen möchten, schreiben Sie bitte heute eine E-Mail mit dem Betreff „Das 21. Fensterchen“ an advent@deutscheoperberlin.de.

Populär wie kaum ein anderes Bühnenwerk Richard Wagners sind DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG geliebt und gehasst zugleich. Das Stück verbindet eine heiter-fassliche Komödienhandlung mit sommernachts-trunkenem Spiel um Wahn und Wirklichkeit der Liebe, erhebt aber zugleich den Anspruch eines Gründungsmanifests deutschnationaler Kunst und ist damit in seiner Rezeption historisch belastet wie kaum ein anderes Werk Richard Wagners. Zugleich und an allererster Stelle sind DIE MEISTERSINGER jedoch ein Stück über die Musik und das Musikmachen.

DIE MEISTERSINGER in einer Welt zu erzählen, die sich der Musik verschrieben hat, ist auch der Ausgangspunkt für die Regiekonzeption von Jossi Wieler, Anna Viebrock und Sergio Morabito. Darin erzählen sie von den Regeln wie erstarrten Dogmen, die diese Welt bestimmen und die damit Beispiel für zahlreiche Lebenszusammenhänge werden, in denen Menschen sich Regeln setzen, sich unterordnen und bei ihnen Zuflucht finden oder aber ausbrechen und entkommen wollen. Sie bringen ein Stück auf die Bühne, in dem zudem Sänger*innen Sänger*innen spielen, um singend eine Geschichte über das Singen zu erzählen. Und sie zeigen Figuren wie die des Hans Sachs, der als alternder Mann zugunsten eines Jüngeren auf seine Liebe zu Eva verzichtet und zugleich das System reformieren will, dabei aber auch vor Demagogie und Populismus nicht zurückschreckt – während ab und an der Atem der Geschichte die Geister der Meistersinger-Vergangenheit hereinweht.

Musikalische Leitung John Fiore; Inszenierung Jossi Wieler, Anna Viebrock, Sergio Morabito; Mit Johan Reuter, Albert Pesendorfer, Gideon Poppe, Simon Pauly, Philipp Jekal, Thomas Lehman, Jörg Schörner, Clemens Bieber, Burkhard Ulrich, Stephen Bronk, Tobias Kehrer, Byung Gil Kim, Klaus Florian Vogt, Ya-Chung Huang, Heidi Stober, Annika Schlicht u. a.; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin



Einsendeschluss: 21. Dezember 2024. Die Gewinner*innen werden am 23. Dezember 2024 per E-Mail informiert. Die DVDs gehen anschließend auf dem Postweg zu. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.