Abschied vom Aquarium - Deutsche Oper Berlin
Abschied vom Aquarium
Warum Orchestermanager Axel Schlicksupp sich auf den neuen Orchestergraben freut
Herr Schlicksupp, wieso wird der Orchestergraben jetzt renoviert?
Weil an ihm so vieles kaputt ist, dass es den Betrieb stört, und zwar massiv. Es begann mit der Betonwanne unter der Fläche, auf dem das Orchester sitzt. Die hatte im Laufe der Jahre Risse bekommen, war undicht geworden.
Wie wurde das bemerkt?
Unter dem Graben stand knöchelhoch das Grundwasser. Irgendwann hatte sich jemand den Scherz erlaubt, unten Fischernetze aufzuspannen. Wenn mal wieder etwas durch einen Spalt heruntergefallen war und man dorthin kriechen musste, hieß es immer: Ich gehe mal eben ins »Aquarium«.
Und das ist immer noch so?
In letzter Zeit ist alles trocken, es regnet ja kaum noch in Berlin. Aber darauf darf man sich nicht verlassen, das Problem muss professionell behoben werden.
Wie verträgt sich die Feuchtigkeit mit den Instrumenten?
Zu feuchte oder zu trockene Luft ist für Instrumente schädlich. Absurderweise häuften sich die Beschwerden erst, nachdem der Regen ausblieb. Wir fanden heraus, dass das auch durch die Klimaanlage verursacht wurde, die der Luft zu viel Feuchtigkeit entzog. Unser »Aquarium« hatte dieses Problem eine Weile in Schach gehalten.
Zu welchem Zweck gibt es den Hohlraum unter dem Graben?
Auf den zwei begehbaren Ebenen werden Instrumente gelagert. Die Fläche des Grabens selbst ist in einzelne Podien unterteilt, die man eigentlich versetzt hoch- und runterfahren kann, um die Instrumente für die unterschiedlichen Besetzungen von unten in den Graben zu transportieren.
Eigentlich?
Auch dieses System ist veraltet, es stammt noch aus der Anfangszeit des Gebäudes. Wir mussten einige Podien mit Stahlträgern absichern, die lassen sich nun nicht mehr bewegen. Für den Umbau zwischen den Inszenierungen bedeutet das jedes Mal erheblich mehr Arbeit.
Gibt es künstlerische Gründe, warum die Podien beweglich sind?
Ja, das Orchester spielt auf unterschiedlichen Höhen. Ein kleines Mozart-Orchester wird viel höher, also näher bei den Sängern und beim Publikum platziert als bei Strauss mit seinen riesigen Besetzungen.
Und wie erreicht man, dass die unterschiedlich lauten Instrumente alle zu hören sind?
Das ist zuallererst Aufgabe des Komponisten, der auf die Bedingungen eines Orchestergrabens hin komponiert. Ein virtuoses Harfensolo, während nebenan die Blechbläser schmettern, das würde nicht funktionieren. Darüber hinaus haben sich Sitzordnungen etabliert. Es ist ein Kompromiss zwischen dem besten Klangerlebnis für die Zuschauer und dem guten Zusammenspiel für die Musiker.
Werden die Zuschauer die Renovierung bemerken?
Nur wenn sie in den Graben hineinschauen. Hinter den Kulissen wird man die Veränderung umso deutlicher spüren. Endlich wird alles so funktionieren, wie es sollte – das ist eine ungeheure Erleichterung.
Wie lange werden Sie persönlich brauchen, um sich an den neuen Orchestergraben zu gewöhnen?
Ein bisschen wird es dauern, aber an Verbesserungen gewöhnt man sich gerne. Wenn alles fertig ist, werden wir zuallererst die verschiedenen Besetzungen durchspielen, Sitzordnungen ausprobieren und nur auf den Klang achten. Auf dieses Experimentieren freuen wir uns alle sehr.