Newsletter

Aktuelles zum Spielplan
Persönliche Empfehlungen
Besondere Aktionen ...
Seien Sie immer gut informiert!

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie 25% Ermäßigung bei Ihrem nächsten Kartenkauf

* Pflichtfeld





Newsletter

Der Klang eines italienischen Dorfes am Morgen - Deutsche Oper Berlin

Der Klang eines italienischen Dorfes am Morgen

Die Idee, echte Handwerker seines Heimatdorfs auf eine Opernbühne zu stellen, bescherte dem italienischen Komponisten Giorgio Battistelli Weltruhm. Warum, das erleben Sie jetzt in Berlin

Ein Ei wird aufgeschlagen. Krack. Dann noch eins. Krack. Und noch eins. Krack. Krack. Krack. Ein Rührstab trifft auf eine Arbeitsplatte. Tak. Mit schnellen Schlägen vermischt ein Pastaio Eier und Mehl. Tak, tak, tak, tak, tak, tak, tak. Dann setzen die Schuster ein. Das Dorf auf der Opernbühne erwacht.

Mit dieser Morgensequenz beginnt EXPERIMENTUM MUNDI, das Musiktheaterstück des italienischen Komponisten Giorgio Battistelli: Die Oper besteht aus den Arbeitsgeräuschen von insgesamt sechzehn Handwerkern, unterstützt von einem Frauenchor, einem Perkussionisten und der Rezitation eines Schauspielers. Der Untertitel verspricht ein Werk aus imaginierter Musik.

Als wäre die Idee, eine Oper aus Arbeitslärm zu komponieren, nicht überraschend genug, verbirgt sich darin eine weitere Besonderheit. Die Handwerker auf der Bühne sind keineswegs Schauspieler, sondern echte »artigiani«: Schreiner, Maurer und Pflasterer aus Battistellis Heimatstadt Albano Laziale. Das Stück ist ein Experiment, das zwei Welten verbindet – die Opernbühne und die Werkbank. Die Welt und die Kleinstadt.

Die Piazza Pia in Albano Laziale: Komponist Giorgio Battistelli hörte hier einen Schuster bei der Arbeit und ließ sich vom Rhythmus des Hammers inspirieren © Karl Mancini
 

Es ist ein geglücktes Experiment: Die Handwerker haben ihr Können auf den Bühnen von New York, Hongkong und London vorgeführt und Kritiker begeistert. Hier hat nicht nur ein genialer Maestro aus Werkzeugen Instrumente und aus Arbeitern Künstler gemacht. Auch sie haben ihm geholfen: Ohne die Männer aus Albano Laziale wäre Battistelli vielleicht nie so berühmt geworden, wie er es heute ist.

Um zu verstehen, wie diese ungewöhnliche Kombination ein Welterfolg wurde, kehren wir an den Ort zurück, an dem vor über 40 Jahren alles begann: Auf die Piazza Pia in Albano Laziale in den Hügeln vor Rom. Hier bemerkte Battistelli – als frisch fertig studierter Komponist –, dass in der täglichen Arbeit des Schusters ein Rhythmus steckt. Battistelli ließ sich darauf ein, fand weitere Beispiele und komponierte ein Werk, das nicht für Bläser und Streicher, sondern für Hammer und Hobel gemacht ist.

Einer dieser Hobel ist an diesem Vormittag in der Frühlingssonne im Einsatz: Alfredo Sannibale, 75, glättet mit ihm die Innenseite eines noch bodenlosen Kastanienholzfasses. Er sitzt im vorderen Teil seiner Werkstatt. Hinter ihm wölbt sich eine fensterlose Höhle, die sich ins Innere des orangefarbenen Gebäudes zieht. Mit seinen braungebrannten Fingern schiebt er den Hobel vor, zieht ihn zurück. Die Späne fallen zu blonden Locken gerollt auf den staubigen Boden.

Sannibale ist dabei seit der ersten Aufführung von EXPERIMENTUM MUNDI. Auf dem ersten Aufführungsplakat steht sein Name zwischen denen seines Bruders und seines Vaters. Letzterer hätte damals um ein Haar nicht mitgemacht, als Battistelli ihn bat, in seiner Oper aufzutreten.

»Mein Vater hat sich geschämt. Was soll ich denn auf einer Bühne, hat er gefragt«, sagt Sannibale. Hinzu kam, dass Battistelli damals keine 30 Jahre alt war, ein »ragazzo« also – nach italienischen Standards fast noch ein Kind. Ihm fehlte die Autorität, die Handwerker von seinem seltsamen Projekt zu überzeugen.

Diese Skepsis war ein Problem, weil die ersten Proben ein Reinfall gewesen waren: Die Musiker, die der Komponist engagiert hatte, konnten den Werkzeugen nicht die richtigen Töne entlocken. Battistelli brauchte echte Handwerker. »Ein Fass zu bauen ist genauso kompliziert, wie eine Geige zu spielen«, erklärt Sannibale. Erst seine Mutter, Battistellis Cousine, brachte die Wende: Sie überredete ihren Mann zum Mitmachen. Dank dieser ersten Zusage gelang es, auch die anderen Handwerker anzuwerben.

Am 15. Mai 1981 standen sie dann gemeinsam auf der Bühne: Im Teatro Olimpico in Rom schlugen die drei Sannibales eiserne Ringe über gebogene Holzplanken. Die Pflasterer klopften Steine in Position, die Schleifer schärften Messerklingen und die Maurer fügten Ziegelsteine zu einer Wand zusammen – stets die Augen auf Giorgio Battistelli gerichtet, der die Töne zu einem polyrhythmischen Kunstwerk kombinierte.

An den ersten Applaus, der dieser Aufführung folgte, erinnert Sannibale sich bis heute: »Das war einmalig. Wir haben ihn im ganzen Körper gespürt.« Danach brauchte es keine Überredung mehr, um seinen Vater erneut auf die Bühne zu holen.

Zu weiteren Auftritten kam es fortan häufig: Nach der Aufführung in Rom rief das Centre Pompidou aus Paris an. Berlin, Florenz und Wien folgten. In Köln schüttelte Karlheinz Stockhausen nach der Aufführung die Hand jedes einzelnen von ihnen. Im australischen Adelaide trug ein Schauspieler den Text auf Maori vor, in Salzburg Bruno Ganz auf Deutsch.

Meister ihres Fachs auf dem Sprung nach Berlin: Die »artigiani« aus Albano Laziale veredeln ihr Handwerk bei EXPERIMENTUM MUNDI zu einem rhythmischen Kunstwerk © Karl Mancini
 

EXPERIMENTUM MUNDI ist bis heute mehr als 400 Mal aufgeführt worden, hat Menschen auf der ganzen Welt begeistert und Battistelli zu internationalem Ruhm verholfen, indem es etwa 2009 den Herald Angel Award gewann. Auch dank dieser Erfolge ist Battistelli heute künstlerischer Leiter des Haydn Orchester von Bozen und Trient. Eine Funktion, die er zuvor ebenfalls etwa am Teatro dell’Opera di Roma und für das Internationale Festival für zeitgenössische Musik im Rahmen der Biennale di Venezia innehatte.

Wie zentral dieses Musiktheater in Battistellis Laufbahn ist, zeigt eine aktuelle Ehrung: Die Biennale di Venezia verleiht ihm 2022 den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. In der Begründung wird EXPERIMENTUM MUNDI als ein »Eckpfeiler des internationalen Musiktheaters« gewürdigt.

Die Aufführung beendet am 25. September das diesjährige Festival in Venedig. Die Partitur ist die gleiche wie vor 41 Jahren, doch die Besetzung hat sich verändert: Denn anders als Musiker können Handwerker ihre Arbeit nicht bis ins hohe Alter ausüben. »Irgendwann machen die Knochen nicht mehr mit«, sagt Sannibale. Viele der Männer haben ihren Platz daher an ihre Söhne oder Enkel weitergegeben.

Vladimiro Carpineti etwa hat 1998 von seinem Großvater, einem Schleifer, übernommen. Der 49-Jährige selbst ist Pflasterer, sodass er auf der Bühne mal die eine und mal die andere Rolle übernimmt. Hunderte Aufführungen hat Carpineti schon mitgemacht: »Jedes Spektakel ist anders«, sagt er. »Der Anfang, das Ende, das Publikum. Ich mag diese Überraschung.«

Vladimiro Carpineti ist ein großer, breiter Mann. Man sieht ihm seinen körperlichen Beruf an und versteht sofort seine Liebe zum Rugby. Umso überraschender ist es, wenn er von EXPERIMENTUM MUNDI schwärmt, das ihn begleitet, seit er acht Jahre alt war. Die Oper ist ein Teil seines Lebens – und dank Battistelli ist sein Leben auch Teil der Musikgeschichte. Das weiß Carpineti: »Giorgio hat es geschafft, unser Dorf in die Welt zu tragen.«

Text: Virginia Kirst

OnePager Projekt starten
1

Wählen Sie den Namen der neuen Page

Zusammen mit der Adresse (URL) der Basisseite ist Ihr Projekt sofort unter dieser neuen Internetadresse verfügbar.

weitere Infos

Editor Mode
2

Inhalte nach Ihren Vorstellungen einrichten.

Erste Daten, Bilder, Videos sowie persönlichen Daten haben wir bereits für Sie als Beispiel hinterlegt.

weitere Infos

Seitenbereiche / Slides
3

Jedes Slide hat einen eigenen Editor

Mit dem Wechsel eines Slide wird der zugehörige Editor eingeblendet. Auf der rechten Seite bearbeiten Sie die Inhalte.

weitere Infos

Erneut bearbeiten
4

Verborgener Button links unten in der Ecke

Via MouseOver wird der Button für den Editor Mode sichtbar, um Inhalte später erneut anpassen zu können.

weitere Infos

OnePager anlegen / bearbeiten
15
DEZ

Advents-Verlosung: Das 15. Fensterchen

Seit beinahe zwei Jahrzehnten kuratieren die beiden kreativen Köpfe hinter unserer BigBand –Sebastian „Sese“ Krol und Rüdiger „Rübe“ Ruppert – brillante Abende des Jazz: Einen strahlenden Höhepunkt fand diese Arbeit am 19. September 2022, als Charles Mingus‘ „Epitaph“ in der ausverkauften Philharmonie erklang. Dieses Konzert war eine Hommage zu Mingus‘ 100. Geburtstag und wurde eine Sensation, die nun auch als CD im Label EuroArts vorliegt und die wir in unserem heutigen Advents-Fensterchen verlosen.

Gewinnen Sie heute eine von zwei CDs von Charles Mingus‘ live in der Philharmonie aufgezeichnetem „Epitaph“. Wenn Sie zu den Gewinner*innen gehören möchte, senden Sie heute eine E-Mail an advent@deutscheoperberlin.de mit dem Betreff „Das 15. Fensterchen“.

Charles Mingus machte im Jahr 1959 mit seinem Album „Ah Um“ Furore und katapultierte sich damit in den Olymp des Jazz. Direkt danach widmete er sich einer noch kühneren Vision: Einer Suite für Orchester, teils improvisiert, teils komponiert – geschrieben für eine Besetzung aus zwei kompletten Big Bands sowie weiteren Orchesterinstrumenten. Es sollte ein Werk des „dritten Wegs“ werden, das den Jazz mit der klassischen Moderne eines Bartók und Strawinsky verbindet, zugleich aber auch sein persönliches Opus summum. Die Rede ist von „Epitaph“. In Berlin brachte es 2022 Dirigent Titus Engel auf die Bühne: Zusammen mit Charles Mingus‘ Weggefährten Randy Brecker, mit Musiker*innen der BigBand und des Orchesters der Deutschen Oper Berlin sowie des Jazz Instituts Berlin.

Charles Mingus selbst hat „Epitaph“ nie vollständig gehört. Denn die Uraufführung 1962 geriet zum Fiasko, vielleicht zum größten der Jazzgeschichte. Es passierte in der Town Hall in New York: Was schiefgehen konnte, ging schief. Mingus schrieb eine hochkomplexe Musik, hatte aber nur drei Proben angesetzt. Posaunist Jimmy Knepper wurde Kopist, schrieb täglich Noten ab, die Mingus produzierte. Der fand kein Ende, änderte ständig, erweiterte, ergänzte. Knepper kam nicht nach. Mingus wurde übellaunig, dann wütend, dann hasste er die Welt. Der Druck war hoch, die Plattenfirma wollte live aufnehmen – damals äußerst unüblich. Schließlich kam es zum Konzert, die Noten waren nicht fertig, die Spannungen zwischen den Musikern unüberhörbar, das Publikum mochte die schlecht gespielte Musik nicht. Das Konzert ging unter in einem Polizeieinsatz. Der zweite Teil wurde nicht mehr gespielt. Mingus starb 1979, ohne sein Hauptwerk je gehört zu haben. Die 500 Seiten Noten wurden Jahre später in einem alten Koffer bei seiner Witwe Sue entdeckt.

„Die Musik ist sehr abwechslungsreich, sehr dicht, kraftvoll, ein einzigartiges Werk zwischen den Genres“, sagt Titus Engel im Jahr 2022. Der Dirigent dieser CD-Aufnahme ist – genau wie Mingus – in den Welten von Klassik, Neuer Musik und Jazz gleichermaßen zu Hause, und er spielt Kontrabass wie der Meister. Und so erwachte das selten gehörte Werk in diesem Konzert der BigBand der Deutschen Oper Berlin zu neuem Leben: Für das Konzert in Berlin wurde nicht nur ausreichend geprobt und die Atmosphäre zwischen den Musiker*innen war enthusiastisch, sondern auch das Notenmaterial basierend auf der kritischen Neuausgabe wurde neu erstellt.

Hören Sie Charles Mingus‘ „Epitaph“ unter Leitung von Titus Engel mit Musiker*innen der BigBand und des Orchesters der Deutschen Oper Berlin sowie des Jazz Instituts Berlin, mit Jorge Puerta (Sprecher / Tenor) und Randy Brecker (Trompete). Die CD erschien im Label EuroArts.



Einsendeschluss: 15. Dezember 2024. Die Gewinner*innen werden am 16. Dezember 2024 per E-Mail informiert. Die CDs gehen jeweils auf dem Postweg zu. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.