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„Die tiefen Stimmen sind die Stimmen der Seele“ - Deutsche Oper Berlin

Von Martina Helmig

„Die tiefen Stimmen sind die Stimmen der Seele“

Hanna Schwarz als Großmutter Buryja in „Jenufa“: Ein weiterer Höhepunkt in der ohnehin imposanten Laufbahn der Sängerin

“Das Stück ist so beklemmend. Kein Wunder, dass bei den Proben mit Christof Loy viel geweint wurde. Ich glaube, die Jenufa oder die Küsterin könnte ich auf der Bühne nicht durchhalten. Als alte Buryja habe ich mit dem schrecklichen Mord an dem unehelichen Kind nicht direkt zu tun“, überlegt Hanna Schwarz (70). Mit der erfahrenen Mezzosopranistin bekommt die oft vernachlässigte Rolle der Großmutter ein ganz ungewohntes Format und Gewicht. Sie bringt menschliche Wärme in die „Jenufa“-Inszenierung, aber auch den Wunsch, die furchtbaren Gräuel einfach zu überspielen. „Es gibt eben verschiedene Arten, mit ernsten Problemen umzugehen. Buryja sucht die Harmonie, die heile Welt und verdrängt alles andere.“ Am 9., 15. und 18. Februar ist sie an der Seite von Michaela Kaune und Jennifer Larmore wieder in Janaceks Musikdrama zu erleben.

Für Hanna Schwarz hatte die Premiere vor zwei Jahren eine ganz besondere Bedeutung. „Es war meine Wiedergeburt auf der Bühne“, erklärt sie. Vorher dachte sie schon, ihre Laufbahn würde sich dem Ende zuneigen. Nach der „Jenufa“-Premiere an der Deutschen Oper Berlin kamen viele neue Angebote. Jetzt ist ihr Terminkalender bis 2016 gut gefüllt. Viele neue Partien hat sie studiert, u.a. aus „Pique Dame“, den „Bassariden“, den „Karmeliterinnen“. Gleich drei verschiedene Rollen spielt sie in den „Soldaten“. Im Herbst gibt sie ihr Debüt in Tschaikowskys „Zauberin“ im Theater an der Wien, dann folgt „Daphne“ von Richard Strauss. Da bleibt keine Zeit für den Ruhestand. „Ich versetze mich so gern in immer neue Charaktere hinein, das motiviert mich ganz besonders.“

In ihrer großen Zeit als Wagner- Sängerin war Hanna Schwarz nicht nur in Bayreuth, sondern in der ganzen Welt zu Hause. Berlin hat für die Hamburgerin aber immer eine besondere Rolle gespielt. Hier gewann sie am Anfang ihrer Karriere den Bundeswettbewerb Gesang. Später sang sie an der Deutschen Oper ihre wichtigsten Partien: Octavian, Orpheus, Carmen, Orlofsky, Brangäne, Fricka, Waltraute und Erda. „Berlin war eine Zeit lang wie eine Heimat für mich. Ich wurde so freundlich am Opernhaus aufgenommen und fand das Publikum immer besonders sachverständig“, erinnert sie sich.

Ihr Debüt am Berliner Opernhaus gab sie 1978 als Cherubino in der „Hochzeit des Figaro“. Es war die umjubelte Premiere von Götz Friedrichs Inszenierung, die noch heute auf dem Spielplan steht. Daniel Barenboim gab sein Deutschland-Debüt als Operndirigent. Die junge Hanna Schwarz glänzte neben Stars wie Dietrich Fischer-Dieskau und José van Dam, durfte in ihrer Hosenrolle auf dem großen Lotterbett über Julia Varady herfallen und auf der Flucht vor dem Grafen erstmals nicht aus dem Fenster, sondern in den Orchestergraben springen.

„Ich weiß noch, dass ich ein bisschen Angst hatte, den Orchestermusikern in die Quere zu kommen, aber sie waren sehr hilfreich und liebevoll.“ Hanna Schwarz eroberte die großen Opernhäuser nicht nur mit ihrer ausdrucksvollen, sinnlichen Altstimme, sondern auch als fulminante Darstellerin.

Dabei war sie als Schauspielerin offenbar kein Naturtalent. Ganz am Anfang ihrer Karriere nannte man sie „die Konzertsängerin auf der Opernbühne“. Dass sie sich schnell zur gefeierten Singschauspielerin entwickelte, führt sie auf die intensive Arbeit mit großen Regisseuren wie Patrice Chéreau, Jean-Pierre Ponnelle und vor allem Götz Friedrich zurück: „Er hat mir beigebracht, mich auf den Kern einer Figur zu konzentrieren, nichts auf große Vorgänger und Klischees zu geben, die einer Partie anhaften. Es geht darum, selbst die Essenz der Partie zu entdecken. Götz Friedrich war da sehr streng und unerbittlich, aber es hat sich am Ende ausgezahlt.“

Bis zum Vordiplom hatte Hanna Schwarz Psychologie studiert, bevor sie zum Gesangsstudium wechselte. Es hat sie immer interessiert, was in Menschen vorgeht. Nie suchte sie nach extremen Interpretationen, sondern nach wahrhaftigen. Und sie will etwas Eigenes in der Rolle finden: „Ganz anders als die alte Buryja möchte ich den Dingen auf den Grund gehen, herausfinden, warum eine Figur kriminell oder machtbesessen wird.“ Besonders freut es sie, wenn sie über die Figur etwas herausfindet, was sonst noch niemand in ihr gesehen hat. Am liebsten spielt sie zerrissene, leidende Frauen wie Klytämnestra oder Herodias. „Die tiefen Stimmen sind die Stimmen der Seele“, so die Mezzosopranistin. Sie hatte immer das Bedürfnis, diese Seelen zu ergründen.

Musik nahm in ihrem Elternhaus eine wichtige Rolle ein. Ihr Vater, Leiter einer städtischen Wohnungsgesellschaft, spielte Cello und Orgel und ließ alle sechs Kinder Instrumente lernen. Hanna bekam mit fünf Jahren eine Geige, beteiligte sich an der Hausmusik und konzertierte in der Kirche. Als Jugendliche ging sie dann eher ins Theater als in die Oper. Erst nachdem sie mit 18 Jahren bei den Salzburger Festspielen „Elektra“ mit Astrid Varnay und Martha Mödl erlebt hatte, nahm sie Gesangsunterricht.

Sängerin war aber nur ihr zweiter Berufswunsch. Eigentlich wollte sie Psychotherapeutin werden, doch das Studium enttäuschte sie: „Man testete, ob sich die Menschen im Normalbereich aufhielten. Ich wollte Menschen helfen, sie in ihrer Individualität unterstützen und nicht nach Normen einteilen.“ Nach dem Gesangsstudium in Essen und Hannover bekam sie 1970 ihr erstes Engagement in Hannover. Drei Jahre später sang sie in einer Fernsehsendung, wo August Everding sie hörte und an die Hamburger Staatsoper verpflichtete.

Von 1975 an sang Hanna Schwarz jeden Sommer in Bayreuth. Sie war die Fricka in Chéreaus Jahrhundert-„Ring“, Brangäne in Ponnelles „Tristan und Isolde“, Waltraute und Erda.„Wolfgang Wagner hat uns jungen Sängern den Weg geebnet, indem er uns immer die passenden Partien gegeben hat“, sagt sie.

1980 kündigte sie an der Staatsoper und sang auf den großen Bühnen der Welt. Auch als Konzertsängerin, vor allem mit Mahler, war sie immer gefragt. In Liederabenden hat sie sich gern für Komponistinnen wie Clara Schumann und Alma Mahler engagiert.

Für die zeitgenössische Musik zeigte sie immer größtes Interesse. Werke von Henze, Boulez, Kagel und Schnittke hat sie interpretiert. „Eigentlich müssten an den Opernhäusern vor allem moderne Opern gespielt werden und nur ab und zu historische. Ich würde am liebsten nur zeitgenössische Musik singen. Allerdings gebe ich zu, dass ich nicht immer die Geduld habe, die ausgesprochen aufwendigen Partien zu lernen.“

Begeistert erzählt sie von den Regisseuren, mit denen sie jetzt zusammenarbeitet: Christof Loy, der die „Jenufa“ inszenierte, Andreas Kriegenburg, Benedikt von Peter, David Hermann und Dmitri Tcherniakov. „Ich habe früher noch Regie-Diktatoren und einen sehr harschen Umgangston erlebt. Es ist für mich eine Riesenfreude, mit richtig guten jungen Regisseure im Team zu proben.“ Sie gehört zu den wenigen Sängern, die als Besucher sehr oft in die Oper gehen. Hanna Schwarz hat immer wieder mit der Idee gespielt, selbst einmal Regie zu führen. „Es gab auch Angebote, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen“, sagt sie bedauernd.

Viel Zeit für Hobbys und Liebhabereien hatte sie in ihrem mit Musik ausgefüllten Leben nicht. Ihre ersten Konzertkleider nähte sie noch selbst mit Hilfe ihrer Großmutter, einer erstaunlich eigenwilligen Dame, die mit ihrem Geliebten in Afrika in einer Geheimschrift korrespondierte. Ihr Vater warf die alte Singer-Nähmaschine weg, und mit der neuen elektrischen konnte sie sich nicht anfreunden. „Neulich habe ich aber bei mir im Laden um die Ecke so eine alte Singer-Maschine gesehen. Vielleicht fange ich wieder an zu nähen“, überlegt sie.

Ihr Großvater, der mit 90 Jahren noch Auto fuhr, ist ihr Vorbild im Bereich der Fitness. Sie macht Yoga, fährt Fahrrad und läuft gern stundenlang durch die Städte, in denen sie gastiert. „Mein Großvater war Schützenkönig, hat bei der Olympiade Bronze geschossen, ich habe noch alle seine Medaillen“, erzählt sie und fügt stolz hinzu, dass sie auch gut schießt: „Neulich war ich in Zürich auf dem Rummel. Zwölf Schuss, zwölf Treffer.“

Silvester um Mitternacht krachte zu Hause in Hamburg-Harvestehude ihr Notenschrank zusammen. Beim Aufräumen fand sie ein Foto von ihr und Leonie Rysanek. Diese hatte einmal gesagt, dass sie nicht noch einmal Sängerin werden würde, weil die Konkurrenzkämpfe zu schrecklich wären. Hanna Schwarz selbst dagegen ist sich sicher, dass sie sich damals richtig entschieden hat. „Ich kenne keine Konkurrenz, ich nehme jeden in die Arme“, sagt sie.

Vom humorvollen Umgang zeugt eine Silberplakette mit der Gravur „Bundesschlafmütze“. Die Bayreuther Kollegen haben sie Hanna Schwarz verliehen, nachdem sie im 1981er „Parsifal“ einen Auftritt verpasst hatte. Schwierig am Sängerdasein findet sie nur, dass Partner, Kinder und Freunde zu kurz kommen. Ihr Sohn, der heute beim Film arbeitet, reiste schon als Baby mit ihr nach Chicago, Paris und Bayreuth.

Inzwischen hat sie das Gefühl, dass ihr Leben in Balance ist. Sie liebt es, in ihrem Beruf noch gefragt zu sein und hat auch einige Schüler. Sie kommt aber auch dazu, viel zu lesen, ins Kino zu gehen, zu kochen, Freunde zu treffen. „Das normale Leben ist für mich der größte Luxus, den es gibt“, findet sie. Sie wohnt in einem Haus mit Garten mitten in der Stadt und entschließt sich manchmal fünf vor acht noch, ins Theater zu gehen. „Älter zu werden, hat große Vorteile. Ich mache jetzt nur noch, was ich will und erlebe das als große Freiheit.“

Aus: Beilage zur Berliner Morgenpost, Februar 2014

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