Fragen an Heidi Stober - Deutsche Oper Berlin

Fragen an Heidi Stober

Die Sopranistin Heidi Stober singt Eva in DIE MEISTERSINGER. Im Gespräch erklärt sie, was sie als Amerikanerin von dieser sehr deutschen Oper hält

Eva wird als Hauptgewinn eines Wettbewerbs ausgelobt. Wie kann man diese Rolle mit Leben füllen?
Letztlich geht es auch um eine Vater-Tochter-Beziehung. Ich musste mich bei meiner Entscheidung für eine Opernkarriere gegen meinen Vater durchsetzen. Er ist eher konservativ, war beim Militär. Das ist mein Anknüpfungspunkt.

Worin liegt die Herausforderung Ihrer Partie?
Wagner ist ein großer Schritt. Ich bin zur Vorbereitung zu meinem Gesangslehrer nach Houston geflogen, ein eher nüchterner Mensch. Seine Reaktionen haben mir gezeigt: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.

Trägt das romantische Künstlerideal heute noch?
In der ersten Zeit der Pandemie hatte ich mit dem Gedanken gespielt, einen anderen Beruf zu ergreifen. Aber dann wurde mir klar: Egal was passieren würde, dieses tiefe Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck könnte ich nie ablegen. Das ist doch eine romantische Vorstellung.

Wie stehen Sie zur Fremdbestimmung Ihrer Rolle? Haben wir die Zustände, in denen Männer über Frauen fast wie Objekte verfügen, nicht mittlerweile überwunden?
Zum Glück leben wir im Jahr 2022 und sind weit gekommen. Aber seien wir ehrlich: In vielen Bereichen gibt es immer noch deutlich mehr Männer als Frauen in Machtpositionen mit Entscheidungsbefugnis. Das führt zu Abhängigkeiten, auch in meiner Branche. Für mich ist Eva allerdings keine Figur, die sich nur ihrem Schicksal fügt. Nachdem sie sich in von Stolzing verliebt, tut sie alles, um an seiner Seite leben zu können. Sie handelt in gewisser Weise strategisch, für mich ist das eine Form der Selbstermächtigung.

Das heißt, Eva liebt ihn wirklich und wählt ihn nicht nur, weil sie einen der Sänger heiraten muss?
Ich glaube sogar, dass sie zuvor schon Hans Sachs auf eine Weise liebt und dass auch er nicht bloß das kleinste Übel für sie ist. Nur kommt dann eben der junge Walther von Stolzing, und sie bemerkt, dass es in der Liebe auch Abstufungen geben kann. Er ist ihre wahre Liebe. Wagner präsentiert uns echte Menschen mit glaubwürdigen Gefühlen.  

Sagt Ihnen das Wort Deutschtümelei etwas?
Ja, und natürlich wurde die Oper so aufgenommen, gerade in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein schwieriges Erbe. Man kann die Meistersinger aber auch als Gemeinschaft verstehen, die künstlerische Traditionen bewahrt. Mir gefällt außerdem, dass Menschen aus verschiedensten Berufen eine Leidenschaft für die Musik entwickeln und über sie zusammenfinden. 

Wer sind die heutigen Meistersinger?
Solche Zusammenschlüsse gibt es wohl nicht mehr, aber es gibt immer noch viele Menschen, die ihrer Leidenschaft für die Musik in ihrer Freizeit nachgehen. Mir kommt da meine Steuerberaterin aus den USA in den Sinn, die ist eine passionierte Sängerin und betreibt das neben ihrem Job. So etwas finde ich bewundernswert. Ich denke dann oft: Dass ich Opernsängerin und sie Steuerberaterin geworden ist, ist letztlich Zufällen geschuldet. Es hätte auch andersherum laufen können.

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