Gebrochene Herzen - Deutsche Oper Berlin
Gebrochene Herzen
Die Aktionskünstlerin Marina Abramovic ist verliebt in Maria Callas – nun gestaltet sie eine Hommage an die große Diva. Und stirbt gleich siebenmal auf der Bühne.

7 Deaths of Maria Callas
Ein Opernprojekt von Marina Abramović
Musikalische Leitung: Yoel Gamzou
Mit Marina Abramovic, Willem Dafoe (im Film) u. a.
8., 10. April 2022
»Maria Callas strahlte gleichzeitig Stärke und Zerbrechlichkeit aus. Ihr Charakter fasziniert mich schon lange. Wir sehen uns sogar ähnlich, das habe ich schon oft gehört. Als Kind mochte ich meine große Nase nicht. Einmal sagte jemand zu mir, nein, deine Nase ist schön, wie die der Callas. Da akzeptierte ich meine Nase.
Callas’ Mutter ging grausam mit ihrer Tochter um, auch das teile ich mit ihr. Vor allem aber – sie ist an gebrochenem Herzen gestorben, an der Liebe zu Aristoteles Onassis. Callas hätte ihre Karriere für ihn aufgegeben. Die größte Sängerin der Welt wäre Hausfrau geworden, das hat sie in Interviews gesagt. Ich würde meine Karriere zwar für niemanden aufgeben. Aber ich bin auch schon fast an gebrochenem Herzen gestorben, ich weiß, was echter Liebeskummer bedeutet, wenn man nicht schlafen kann, nicht essen. Und das ist auch das große Thema der Oper. Stets muss sich eine Frau opfern, für ihr Land, für ihre Liebe, für die Familie.
Ich habe 30 Jahre lang über die Callas nachgedacht, zuerst wollte ich eine Filmreihe machen. Alejandro González Iñárritu und Roman Polanski hatten schon zugesagt. Doch heute weiß ich: Oper ist das einzig richtige Format. Der Abend wird sieben große Todesszenen behandeln, die für Maria Callas von Bedeutung waren: LUCIA DI LAMMERMOOR, TOSCA, CARMEN, MADAMA BUTTERFLY, NORMA, LA TRAVIATA, OTELLO. Carmen stirbt durch das Messer, Tosca springt, Madama Butterfly begeht Harakiri. Ich spiele auf der Bühne die verschiedenen Arten des Sterbens durch.
Das ist riskant. Opernfans mögen keine Veränderung. Aber wir zeigen sieben Opern in anderthalb Stunden, dekonstruiert und auf neue Art. Ich hoffe, das bringt frischen Wind in die Opernwelt. Ich selbst bin mit meiner Mutter oft in die Oper gegangen, aber ich habe mich meistens gelangweilt. Erst Maria Callas hat mich für die Oper begeistert.
Ich sterbe nun mit und für die Callas, man wird mich und sie gleichzeitig sehen. Und genau wie sie immer wieder an einem Mann verzweifelt ist – ihrer großen Liebe Aristoteles Onassis –, so wird mich der Schauspieler Willem Dafoe auf der Bühne immer wieder töten. Der Abend wird ein Gefühl der Sterblichkeit vermitteln. Wir sind nur eine Sekunde auf dieser Welt und müssen das Leben voll ausnutzen und feiern. Dafür ist die Oper ideal.«