Ein Grußwort von Aribert Reimann - Deutsche Oper Berlin
Ein Grußwort von Aribert Reimann
Verehrtes Publikum,
als ich im Berlin der Nachkriegsjahre aufwuchs, gehörten die Aufführungen der drei Berliner Opernhäuser zu den Ereignissen, die mich nachhaltig geprägt haben. Produktionen wie „Tristan“ und „Elektra“ an der Deutschen Oper, die damals noch im Theater des Westens untergebracht war, „Wozzeck“ und „Pelleas“ an der Staatsoper, oder auch „Otello“ an der Komischen Oper sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben und sind in meine Entwicklung als Mensch und Künstler mit eingeflossen. Und auch wenn meine Beziehung zur Deutschen Oper schon allein durch die Serie von Uraufführungen meiner Werke seit den siebziger Jahren sicher die kontinuierlichste und produktivste gewesen ist, fühle ich mich allen drei Häusern und den Persönlichkeiten verbunden, die an ihnen prägend tätig waren und immer noch sind.
Deshalb bedeutet es für mich eine ganz persönliche Freude, dass die Opernstadt Berlin mich anlässlich meines 80. Geburtstags mit einem Konzert ehrt und für diesen Anlass ein Programm zusammengestellt hat, das meine lange Verbundenheit mit dieser Stadt auf ganz unterschiedliche Weise spiegelt.
So mit den Parerga zu „Melusine“, meinem ersten Opernauftrag für die Deutsche Oper Berlin, die ich für die wunderbare Catherine Gayer geschrieben habe. Aber auch auf ganz andere Weise mit Sibelius‘ vierter Sinfonie – dem Werk des sinfonischen Repertoires, das mir in seinem Spannungsverhältnis zwischen Bewahren und Zersetzen der großen Form innerlich sehr nahe ist und das ich mir für diesen Anlass gewünscht habe. Damit soll Sibelius‘ Sinfonie zugleich stellvertretend für die vielen Anregungen und Erfahrungen stehen, die ich durch das einzigartige Musikleben dieser Stadt mein ganzes Leben über erhalten habe. Denn was ich geworden bin, verdanke ich nicht nur Lehrern und Weggefährten, sondern auch dieser Stadt, die bis heute meine Heimat ist.
In diesem Sinne ist es mir auch eine Freude, meine Poe-Lieder wieder zu hören, die vor über 30 Jahren für die Berliner Philharmoniker entstanden und deren Wiederaufführung durch das Orchester der Deutschen Oper Berlin und Donald Runnicles vor zwei Jahren meine alte Verbundenheit mit der Deutschen Oper Berlin auf fulminante Art erneuert hat.
Und nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle dem Berliner Publikum danken, das mich mit seiner Offenheit durch mein ganzes Leben begleitet hat.
Ihr Aribert Reimann