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Heilige mit Geheimnis - Deutsche Oper Berlin

Von Uwe Friedrich

Heilige mit Geheimnis

Mit DIE SCHÄNDUNG DER LUCRETIA setzt die Deutsche Oper Berlin ihren gefeierten Britten-Zyklus fort

Diese Inszenierung gleicht einer archäologischen Ausgrabung. Ein Mann und eine Frau suchen nach der historischen Wahrheit und ihrer Deutung für die Gegenwart. Tatsächlich wühlen sie in der Erde eines römischen Feldlagers und finden Indizien für die Vergewaltigung einer jungen Frau. Sie kommentieren die Fundstücke und wollen verstehen, wie es zu der Tat kam und was die Folgen waren. Benjamin Brittens rätselhafte Kammeroper DIE SCHÄNDUNG DER LUCRETIA entstand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und die Regisseurin Fiona Shaw spürt die Nachwirkungen ganz deutlich in der Partitur: „Die Oper wurde 1946 in Glyndebourne mit Kathleen Ferrier in der Titelrolle uraufgeführt. Während des Kriegs waren dort Flüchtlinge einquartiert, die immer wieder die deutschen Bomber im Anflug auf die Südküste hörten. Kurz vor der Uraufführung hatte Benjamin Britten das Konzentrationslager Bergen-Belsen besucht, und die Verstörung durch diese Erlebnisse ist in der Oper hörbar.“ Wie der Chor in der griechischen Tragödie kommentieren der Mann und die Frau das Geschehen der Oper und verleihen dem Suizid der „geschändeten“ Lucretia eine christliche Bedeutung. Aber welche? Entspricht die Selbsttötung dem Opfertod einer christlichen Heiligen, die sich in den Dienst einer höheren Sache stellt? Oder ist es die private Verzweiflung über die Zerstörung des eigenen Selbstbildes und Lebensentwurfs? Fiona Shaw betont in ihrer Deutung, wie fasziniert Lucretia von ihrem späteren Vergewaltiger ist. Ihre Verzweiflung nach der Tat resultiert auch aus der brutalen Enttäuschung, aus der Zerstörung ihres Traums. Hier ist Lucretia kein Marmorabbild vorbildlicher Tugend, sondern eine junge Frau, die sich von der körperlichen Intensität der Soldaten durchaus faszinieren lässt. Auch das Paar der kommentierenden Beobachter wird emotional immer tiefer in die Handlung hineingezogen.

„... in dem Werk verbirgt sich auch die ganze Komplexität des menschlichen Daseins. Es geht um die dunkle Seite des Bewusstseins ...“
 

Die irische Regisseurin Fiona Shaw hat viel Erfahrung mit klassischen Stoffen. Als eine der profiliertesten Schauspielerinnen der Britischen Inseln trat sie in vielen Theaterproduktionen und Filmen auf. Am bekanntesten ist sie wahrscheinlich als Tante Petunia Dursley in den „Harry Potter“-Verfilmungen, wo sie auch ihr komödiantisches Talent zeigen konnte, ebenso wie in „Undercover Blues“ und in der Spielfilmfassung der Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“. Aber Fiona Shaw steht schon seit geraumer Zeit nicht nur als Darstellerin auf der Bühne oder vor der Kamera, sie schreibt auch über ihre Erlebnisse. Das Tagebuch eines Klosteraufenthalts wurde mit großem Erfolg als Hörspiel von der BBC gesendet. In ihrer Inszenierung der Kammeroper DIE SCHÄNDUNG DER LUCRETIA deutet sie nun den Begriff der Vergewaltigung als Zerstörung und Selbstzerstörung in allen Lebensbereichen, die von der militärischen Logik erfasst werden.

„Wenn man sich das Lebensgefühl der Nachkriegszeit vergegenwärtigt, wird klar, wie mutig Britten gerade mit dieser Oper war. Nicht nur, dass Lucretia vergewaltigt wird, auch ihre Ehe und ihre Zukunft werden brutal und gedankenlos vernichtet. Mit Lucretias Entscheidung, den Tod zu wählen, zerstört sie auch die Zukunft ihres Ehemannes [und in meiner Inszenierung auch ihres Kindes]. Aber in dem Werk verbirgt sich auch die ganze Komplexität des menschlichen Daseins. Es geht um die dunkle Seite des Bewusstseins, die dem Duett Lucretias mit ihrem Mann entgegengesetzt wird, in dem es fast so scheint, als könne sie den Schock der Vergewaltigung vergessen und zu ihm zurückkehren. Brittens großartige Musik verstärkt den Schrecken ihres Suizids.“ Die Oper endet mit der verstörenden Frage „Ist das alles?“ Bei der Beantwortung können auch die christlichen Kommentatoren des Geschehens kaum helfen, auch sie vermögen das Chaos der gewalttätigen Geschichte nicht zu ordnen. Ihre Deutung als christliches Heilsgeschehen wirkt eher wie die verzweifelte Autosuggestion des tiefgläubigen Komponisten Benjamin Britten, der die Frage letztlich an uns weiterreicht.

Aus dem Deutsche Oper Magazin, September 2014

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