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Im Gedenken an Aribert Reimann - Deutsche Oper Berlin

Im Gedenken an Aribert Reimann

4. März 1936 – 13. März 2024

Er habe das Gefühl, wieder nach Hause gekommen zu sein, beschrieb Aribert Reimann 2017 seine Rückkehr an die Deutsche Oper Berlin mit der Uraufführung von L’INVISIBLE. Fast schien es jedoch, als sei er nie wirklich fort gewesen, so eng war die Beziehung, die den Komponisten seit Beginn seiner Laufbahn an dieses Haus knüpfte. Schon mit 19 Jahren trat der frisch gebackene Abiturient hier seine erste Stelle als Korrepetitor an, an der Deutschen Oper – damals noch im Theater des Westens spielend – empfing er seine ersten prägenden Operneindrücke. Begierig sog er in dieser Zeit die künstlerischen Anregungen auf, die seine Heimatstadt zu bieten hatte, und entwickelte schnell – bestärkt von seinem Lehrer Boris Blacher – seine Eigenart als Komponist. Im Zentrum seines Schaffens stand schon zu dieser Zeit die menschliche Stimme, das Lied ebenso wie die Oper. Bereits sein Opernerstling, EIN TRAUMSPIEL nach Strindberg, uraufgeführt 1964, zeigte eindrucksvoll, dass hier jemand einen ganz persönlichen Weg gefunden hatte, die expressiven Möglichkeiten der Stimme zu erweitern. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin entstanden in der Folge das Ballett DIE VOGELSCHEUCHEN (1970) sowie die Opern MELUSINE (1970 in Schwetzingen uraufgeführt), DIE GESPENSTERSONATE (1984) und DAS SCHLOSS (1992). In einer Zeit, die in Europa durch das Misstrauen der Avantgarde gegenüber dem tradierten Musiktheater geprägt war, knüpfte Reimann an das große kulturelle Erbe Europas an, suchte die Auseinandersetzung mit den großen Stoffen der Weltliteratur und erschloss Euripides, Shakespeare, Strindberg, Kafka und García Lorca für das Musiktheater ebenso wie Poe, Celan und Sylvia Plath für das Lied. Dabei schrieb Reimann immer für seine Interpreten, für große Künstlerpersönlichkeiten wie Dietrich Fischer-Dieskau, Doris Soffel und Brigitte Fassbaender, mit denen er auch zusammen als Liedbegleiter auftrat. Spätestens seit seinem LEAR, 1978 in München mit Fischer-Dieskau in der Titelpartie uraufgeführt und bis heute eine der meistgespielten zeitgenössischen Opern überhaupt, lernte die Musikwelt auch über die Grenzen Deutschlands hinaus diese Qualitäten zu schätzen und überhäufte Reimann mit Aufträgen und Ehrungen. Dennoch blieb Berlin, wo er ab 1983 auch eine Professur für zeitgenössisches Lied innehatte, sein Lebensmittelpunkt – und mit der 2017 an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführten Maeterlinck-Oper L’INVISIBLE, die sein letztes Werk für das Musiktheater bleiben sollte, schloss sich ein Kreis. Ein letztes, ebenfalls für dieses Haus geplantes Opernprojekt, konnte Aribert Reimann nicht mehr vollenden. Nachdem er noch im Februar den Preis der GEMA für sein Lebenswerk entgegennehmen konnte, ist Aribert Reimann nun im Alter von 88 Jahren verstorben.

Die Deutsche Oper Berlin trauert um einen großen Künstler, der das zeitgenössische Musiktheater maßgeblich geprägt hat, und um den Menschen Aribert Reimann, der diesem Haus sein ganzes, erfülltes Leben lang verbunden blieb.

 

„Das Musiktheater Aribert Reimanns hat mich durch mein Leben begleitet, seit ich 1978 in München seinen LEAR erleben durfte. Wie kaum ein anderer Komponist seiner Generation verstand es Reimann, in seinen Opern Geschichten zu erzählen, die uns Menschen im 21. Jahrhundert unmittelbar angehen. Als ich Intendant der Deutschen Oper Berlin wurde, stand für mich sofort fest, dass ich die lange Zusammenarbeit Reimanns mit diesem Haus fortsetzen wollte und ich bin glücklich, dass er uns mit L’INVISIBLE ein Werk geschenkt hat, das zu seinen persönlichsten Opern zählt.  Mit seinen Werken hat Aribert Reimann Unermessliches für das Musiktheater geleistet und ich bin mir sicher, dass seine Musik auch künftig ihren Weg zu den Herzen der Menschen finden wird.“ Dietmar Schwarz

 

„Mit seinen Opern, Liedern und Orchesterstücken hat Aribert Reimann uns ein Werk hinterlassen, das in seiner emotionalen Dringlichkeit und Ausdruckskraft wohl niemanden unberührt lässt. Ich hatte das Glück, mehrfach mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen und seine letzte Oper L’INVISIBLE zur Uraufführung zu bringen. Die tiefe Humanität, die aus dieser Musik spricht, steht für mich für das, was Aribert Reimann als Künstler wie als Mensch verkörperte. Sein Tod ist ein persönlicher Verlust für uns alle und seine Werke erinnern uns an all das, was Musik und Musiktheater für unsere Existenz als Menschen und unseren Umgang miteinander bedeuten kann.“ Sir Donald Runnicles

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