Im Gedenken an Jeffrey Tate - Deutsche Oper Berlin
Im Gedenken an Jeffrey Tate
Wenige Wochen nach seinem 74. Geburtstag, den er mit der Bekanntgabe des neuen Spielplans „seiner“ Hamburger Symphoniker feierte, starb Jeffrey Tate unerwartet in Italien. Sein letztes Dirigat galt Mahlers 9. Sinfonie, die er mit dem Haydn-Orchester Bozen-Trient und jungen Musikern der Konservatorien von Bozen, Trient und Innsbruck einstudierte. Seine Dirigierkarriere hatte er als Assistent von Herbert von Karajan, James Levine und Pierre Boulez begonnen. Von allen dreien hat er entscheidende Impulse empfangen, die er kontinuierlich als Orchester-Erzieher weitergab: Das Brennen für die Musik (Karajan), die rauschhafte Opulenz des Klangs (Levine) und die akribische Umsetzung des Notentexts (Boulez) verbanden sich in seinem Musizieren zu überwältigenden Interpretationen der großen Werke der Konzert- und Opernliteratur. Er dirigierte nach seinem Debüt in Göteborg mit CARMEN an allen großen Opernhäusern der Welt – London, Paris, New York, Mailand. Spät kam auch Berlin dazu, noch später Wien. Vor allem das deutsche Repertoire schien ihm zu liegen. Im November und Dezember des vergangenen Jahres leitete er an der Deutschen Oper Berlin drei Mal SALOME. Niemand hätte gedacht, dass es seine letzten hiesigen Dirigate sein sollten, wir hatten auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit gehofft. Bei einem Museumsbesuch in Bergamo erlitt er am Freitag einen Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang. Die Welt verliert viel zu früh einen außergewöhnlich charismatischen Dirigenten. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.