Jetzt ist er mein Lohengrin - Deutsche Oper Berlin

Ein Gespräch mit Jörg Königsdorf

Jetzt ist er mein Lohengrin

Gespräch mit Annette Dasch über Mozart- und Wagnerfrauen sowie Peter Seiffert als Bühnenfigur

Annette Dasch als Rosalinde
Strauß' Die Fledermaus
Dirigent: Nikolas Maximilian Nägele
Inszenierung: Rolando Villazón
Außerdem mit u. a. Thomas Blondelle, Kurt Rydl, Jana Kurucová, Thomas Lehman, Alexandra Hutton, Florian Teichtmeister; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
am 18., 24. November 2018

Seit ihrem Debüt als Elsa im Bayreuther „Lohengrin“ 2010 gilt die Berliner Sopranistin Annette Dasch als eine der interessantesten Wagner-Sängerinnen ihrer Generation und singt Partien wie Eva, Elisabeth und Elsa an den großen Opernhäusern der Welt. Als Elsa gibt sie jetzt auch ihr Debüt an der Deutschen Oper Berlin.

Frau Dasch, normalerweise müssen sich Sängerinnen irgendwann einmal entscheiden, ob sie Mozart oder Wagner singen wollen. Bei Ihnen scheint beides zu gehen.
Es funktioniert, wenn man die beiden auf Abstand hält. Ich versuche, zwischen Mozart und Wagner immer zwei bis drei Wochen Pause einzulegen – ich habe herausgefunden, dass das für meine Stimme ein guter Rhythmus ist. Allerdings bin ich auch schon als Elsa in der Scala eingesprungen und stand am nächsten Abend in Berlin in Mozarts „La finta gardiniera“ auf der Bühne. Mit viel Adrenalin schafft man auch das. Ich singe allerdings auch nur Wagners E-Rollen Elsa, Eva und Elisabeth – da braucht man keine Drahtseil-Stimmbänder.

Was ist der charakterliche Unterschied zwischen Mozartfrauen und Wagnerfrauen?
Mozartfrauen sind viel aktiver. Sie stricken an der Handlung mit, während die Frauen bei Wagner in der Regel nicht die Initiative ergreifen, sondern nur reagieren. Zumindest, was meine drei Wagnerpartien angeht – bei den dramatischeren Wagnerfrauen wie der Brünnhilde sieht das natürlich anders aus.

Sind Mozartfrauen klüger?
Ich würde eher sagen: menschlicher. Das hat vor allem mit den Themen der Opern zu tun. Bei Mozart geht es nicht um Gott und Gral, sondern um Türen, Schlüssel und Herzen. Das ist viel konkreter.

Für viele Sängerinnen führt der Weg von Mozart zu Richard Strauss. Der fehlt merkwürdigerweise bei Ihnen komplett. 
Das ist keine Absicht, sondern einfach Pech. Bisher kam immer etwas dazwischen, wenn ich Strauss singen wollte. Ich hatte sogar schon einen Vertrag als Arabella, aber dann wurde ich schwanger. Grundsätzlich interessieren mich gute Stücke auch abseits des Kernrepertoires, aber die Chancen, in solchen Werken auf der Bühne zu stehen, sind gar nicht so häufig. Deshalb habe ich mich auch sehr gefreut, dass ich Bohuslav Martinus „Juliette“ in Zürich singen durfte.

Vielen Sängerinnen sitzt bei neuen Rollen immer auch die Angst im Nacken, dass ihre Stimme Schaden nehmen könnte.
Ich habe da keinen genauen Plan, sondern entscheide nach Bauchgefühl. Und bisher hat das immer ganz gut geklappt. Wagners Sieglinde darf gerne kommen, irgendwann gerne auch Janacek oder die Marie im „Wozzeck“.

Die Elsa im „Lohengrin“ haben Sie zuerst in Bayreuth gesungen. Singt es sich dort unter den besonderen akustischen Bedingungen des Hauses anders als auf einer normalen Opernbühne?
Ehrlich gesagt, habe ich diesen Mythos nie verstanden, den viele Sänger um die Bayreuther Akustik machen. Man bekommt da eine Menge Ratschläge, dass man früher oder später einsetzen müsse, und solche Tricks, aber ich habe einfach zusammen mit dem Orchester Musik gemacht. Das soll jetzt nicht großkotzig klingen, aber ich glaube, dass sich all diese Befürchtungen in Luft auflösen, sobald eine Atmosphäre kollektiver Musikalität herrscht. Egal, ob in Bayreuth oder an der Deutschen Oper Berlin.

Sie sind Berlinerin, haben aber seltsamerweise nie an der Deutschen Oper Berlin gesungen.
Oh doch! Als 15-Jährige war ich eine der Brautjungfern im „Freischütz“, und irgendwann war ich dann auch bei einer AIDS-Gala dabei. Aber wenn man davon absieht, ist die Elsa tatsächlich mein Debüt an diesem Haus, an dem ich als Teenager zahllose Abende verbracht habe. Umso schöner, dass dieses Debüt an der Seite von Peter Seiffert stattfindet, den ich damals oft als Tamino in der „Zauberflöte“ gehört habe. Und nun ist er mein Lohengrin!

Wagners Opern sind nicht nur lang, zwischen den Auftritten liegen für die Sänger auch oft lange Pausen. Was machen Sie da?
Früher dachte ich: Da kannst du lesen. Aber das geht gar nicht. Und Serien auf iPads gucken, wie das manche Kollegen machen, kann ich auch nicht. Ich versuche möglichst nah am Abend dran zu bleiben, gehe manchmal die Noten durch, halte den Körper in Schwung und verfolge die Aufführung immer über Lautsprecher. Denn auch wenn ich gerade nicht dran bin, will ich Teil von dem sein, was auf der Bühne passiert.

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