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Jetzt spielen wir! - Deutsche Oper Berlin

Jetzt spielen wir!

Detlev Glanerts DIE DREI RÄTSEL ist eine Kinderoper, die alles andere als knuffig ist. Und hier sitzen die Kinder nicht nur im Parkett, sie spielen mit – im Orchestergraben und auf der Bühne

Ein dunkler Weinkeller am Nachmittag. Ein schwacher Lichtschein fällt auf große Holzfässer, einen alten Tisch, schiefe Bänke. Menschen wimmeln umher, einige stehen, andere sitzen auf Fässern oder kauern am Boden. Und mittendrin: ein Junge auf einer Holzkiste, unordentlich gekleidet. Er heißt Lasso, er ist der Sohn der Wirtin Popa und er ist alles andere als still. Gemeinsam mit seinen Freunden ist er Teil der lautstarken Runde, doch was als geselliges Trinken begann, ist längst in Streit umgeschlagen. Die Erwachsenen schimpfen, Lasso mischt sich ein. Er wird angeschrien, kontert mit Spott, wird beschuldigt, beschuldigt zurück. Er habe ans Rathaus gepinkelt, heißt es. Es ist ein Durcheinander aus Vorwürfen, Lärm und Alkohol, eine Szene zwischen Groteske und Komödie und sie endet in einem Eklat. Popa kehrt zurück, wirft die Gäste hinaus und stellt ihren Sohn zur Rede. Und was macht der? Verschwindet einfach. Nicht leise, sondern trotzig. Er erklärt die Erwachsenen für unfähig und zieht von dannen.

So beginnt DIE DREI RÄTSEL, Detlev Glanerts Oper für Kinder und Erwachsene – mit einem Aufbruch, der nicht feierlich, sondern hochkant hinaus ist. Und mit Musik, die keinen Moment zögert. »Schon im ersten Bild haut Glanert wirklich alles rein, was er hat. Das geht gewaltig los«, sagt Regisseurin Brigitte Dethier, die Grande Dame des deutschen Kinder- und Jugendtheaters und langjährige Leiterin des Jungen Ensembles Stuttgart. Der Auftakt ist ein orchestrales Tutti, laut, dicht, überbordend. Kein sanftes Hineingleiten, sondern ein musikalischer Aufschlag mit großer Sogwirkung. Und man merkt sofort: Hier kommen nicht nur Kinder auf ihre Kosten. Glanert gelingt das Kunststück, ein Werk zu schaffen, das Kinder und Erwachsene auf ganz unterschiedliche, aber gleichwertige Weise berührt.

Was folgt, ist ein Märchen voller merkwürdiger Gestalten und absurder Wendungen. Lasso landet im Mörderwald, wo ihn eine Bande Räuber fesselt und hängen will. Im allerletzten Moment fällt die Rettung vom Baum: ein lebensmüder, melancholischer Mann mit Strick um den Hals, der sich selbst Galgenvogel nennt. Er wird Lassos Begleiter, mürrisch, treu, eine Art anti-heroischer Sidekick mit Herz. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu einem Schloss, in dem die junge Prinzessin Scharada auf Anwärter wartet, die ihr je drei Rätsel stellen müssen. Wer sie so formuliert, dass Scharada sie nicht lösen kann, gewinnt ihre Hand. Wer scheitert, verliert den Kopf.

Opernliebhaber denken hier sofort an Puccinis TURANDOT. Und tatsächlich, sowohl Carlo Pasquini, der Librettist von DIE DREI RÄTSEL, als auch Carlo Gozzi, dessen Erzählung Puccinis Oper zugrunde liegt, greifen auf die gleichen Märchensammlungen aus dem 13. Jahrhundert zurück. Die Grundstruktur ist immer dieselbe: Jemand muss in die Welt hinaus, Aufgaben lösen, sich bewähren, um Liebe, Macht oder im besten Falle beides zu erringen. Angereichert ist die Geschichte mit literarischen Archetypen. Die Räuber mit dem Bart, der dickwanstige König mit der Krone, alles vertraute Figuren. »Kinder brauchen klare soziale Zuordnungen«, sagt Glanert. »Der Postbote braucht seine Mütze. Der König seine Krone. Erst wenn diese Welt auf der Bühne kohärent ist, kann man mit ihr spielen.«

Doch wo bei TURANDOT das Rätsel als Machtspiel der Unnahbaren erscheint, geht es hier um etwas anderes: um den Versuch zweier junger Menschen, Lasso und Prinzessin Scharada, sich gegen die Zumutungen einer erstarrten Erwachsenenwelt zu behaupten. »Mich interessiert die Frage, wie zwei Figuren, die aus sehr unterschiedlichen Milieus stammen, sich begegnen«, sagt Brigitte Dethier. »Beide haben keine funktionierenden Elternhäuser, beide fühlen sich allein gelassen. Und genau daraus entwickeln sie eine Form von Nähe.« Carlo Pasquinis Libretto hält dabei die Balance zwischen Märchen und Gesellschaftsparabel. Die Szenen sind episodisch, die Figuren oft überzeichnet, und doch liegt unter der Groteske eine psychologische Ernsthaftigkeit. Dethier: »Man darf nie glauben, dass Figuren für Kinder oberflächlich sein dürfen. Das merken die sofort. Sie haben ein sehr feines Sensorium dafür, ob etwas echt ist.« Diese Authentizität ist für Dethier das zentrale Kriterium in der Arbeit, auch im Hinblick auf die Frage, was man Kindern überhaupt zumuten darf. »Man kann ihnen viel zumuten – solange es Hoffnung gibt. Die Geschichte darf krude, sogar stellenweise ein bisschen derb sein, aber sie muss Kindern jemanden bieten, mit dem sie mitfiebern können. Wenn man warm aufgefangen wird, dann darf einem auch mal kurz der Atem stocken oder die Spucke wegbleiben.«

Dass die Oper auf der Bühne nicht glatt, sondern bewusst vielstimmig und polystilistisch wirkt, ist auch Ergebnis ihrer Entstehung. DIE DREI RÄTSEL wurden ursprünglich für das Opernhaus Halle und den Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano geschrieben, jene vom Komponisten Hans Werner Henze gegründete Sommerakademie, die seit den 1970er Jahren ein Modell für generationenübergreifendes, gemeinschaftliches Musizieren ist. Profis, Laien, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, alle stehen dort gemeinsam auf der Bühne. Für den Henze-Schüler Detlev Glanert war Montepulciano ein prägender Ort. »Die Sommer dort haben mein Verständnis von Musikvermittlung grundlegend verändert«, sagt er. »Künstlerisches Lernen passiert durch Tun. Und noch wichtiger: Ein Musikinstrument allein zu erlernen, ist im Prinzip sinnlos. Man muss immer sofort mit anderen zusammenspielen, in verschiedenen Besetzungen, wie es halt klappt und geht: Das Zusammen ist das Entscheidende, nicht das Vereinzelte. Das Spielen kommt von alleine.«

Glanerts Partitur folgt diesem Gedanken konsequent: Sie ist modular aufgebaut, enthält Stimmen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und lässt sich je nach Aufführungsort skalieren. In Berlin wird das Orchester größer besetzt sein als in Montepulciano, sogar eine Tubastimme ist eigens ergänzt worden, weil ein begabter junger Tubist gerne mitspielen wollte. Zugleich gibt es einfache Streicherstimmen, die sich auch von Kindern mit nur wenigen Griffkenntnissen spielen lassen. Insgesamt werden über 40 Kinder und Jugendliche im Orchestergraben sitzen. »Wer mitspielen will, mitsingen will, der soll es tun«, sagt Glanert. Aber er oder sie muss sich reinhängen, wird gefordert, vor der Aufführung steht eine intensive Probenphase, in der die Kinder und Jugendlichen sich einiges von den Profis abschauen können. »Sie müssen lernen, was Form ist. Warum wiederholt sich ein musikalisches Motiv? Warum wiederholt sich etwas anderes nicht? Aber auch ganz banale Dinge, wie vor den Akten nochmal auf die Toilette zu gehen, ganz wichtiger Punkt.« Und was lernen die Erwachsenen von den Kindern? „Die Erwachsenen lernen wieder Demut vor dem, was sie tun. Und zwar durch den heiligen Ernst, mit dem die Kinder bei der Sache sind, für die ist das für einen Moment der Mittelpunkt ihrer Existenz. Für einen routinierten Profi ist das eine ungeheuer wichtige Lektion«, so Glanert.

Und doch klingt das Ergebnis nicht didaktisch. DIE DREI R ÄTSEL ist keine Pädagogenmusik, sondern ein ernsthaftes Musiktheaterwerk mit stilistischer Vielschichtigkeit, das zwischen sinfonischer Wucht und feiner Ironie changiert. Der Komponist zitiert, konterkariert, spielt mit Formeln – und bleibt doch klar. »Ich will Kindern zeigen, wie viel Musik kann«, sagt er. »Nicht in dem Sinne: Ich erklär euch mal, wie’s geht. Sondern: Ich nehme euch ernst. Und ich weiß, dass ihr alles hört.«

Dass Glanert dafür aus einem reichen biografischen Erfahrungshorizont schöpft, merkt man. Mehrfach verweist er im Gespräch auf seine eigene Jugend. Auf das Mitspielen im Hamburger Jugendorchester, auf die Begegnung mit Strauss’ SALOME, die ihn mit 16 tief beeindruckte, auf die kindliche Faszination für musikalisches Drama. Lasso ist vielleicht auch deshalb keine idealisierte Kinderfigur, sondern ein unangepasster, überforderter, zugleich aber auch berührender Junge auf der Suche. Für Glanert ist er ein Spiegel jugendlicher Selbstbehauptung, eine pubertäre Störung im besten Sinne: unbequem, laut, notwendig.

Laut ist auch das Bühnenbild, zumindest im übertragenen Sinne. Brigitte Dethier und ihre Bühnenbildnerin Carolin Mittler wollen die Groteske nicht glätten, sondern sichtbar machen. Sie legen in ihrer Inszenierung Wert auf atmosphärische Kontraste. Ein riesiger Stuhl, der sich in eine Guillotine verwandelt. Dunkle Keller, flirrende Fantasiewelten. Doch geht es Dethier nie nur um die große Geste, sondern um psychologische Tiefe, um ernstgemeinte und ernstgenommene Figuren. »Ich will Kindern etwas geben, mit dem sie selbst weiterdenken können«, sagt sie. Deshalb probt sie auch gezielt mit einzelnen Gruppen. »Wir machen manchmal eigene Proben nur mit den Jugendlichen. Ohne Druck. Ohne Profis. Damit sie ihre Fragen stellen können.«

Das Resultat ist eine Oper, die Erwachsenen und Kindern gleichermaßen Spaß macht – und dabei auf beiden Ebenen funktioniert. Ein Effekt, wie ihn die berühmte US[1]Zeichentrickserie »Die Simpsons« vielleicht am raffiniertesten vorexerziert hat: Die Kleinen lachen über die Situationskomik, die Großen über die subtile Gesellschaftskritik. Dethier spricht von einem »Erlebnis, bei dem sich Kinder und Eltern nachher austauschen können, über ihre ganz unterschiedlichen Perspektiven.« Und was bleibt sonst nach der Vorstellung? Zunächst: ein Erdbeben. Im Libretto angekündigt durch windige Vorzeichen, musikalisch vorbereitet durch ein Crescendo über 15 Minuten. »Das größte im Stück«, sagt Glanert. »Es beginnt ganz leise – und endet mit einem Knall.« Aber auch emotional hallt die Oper nach. Dethier bringt es auf den Punkt: »Ich wünsche mir, dass Erwachsene rausgehen und sich fragen: In welcher Welt leben wir eigentlich mit unseren Kindern? Und was können wir besser machen?« Für die Kinder wiederum: Fünf Zentimeter Rückgrat mehr. »Wenn Lasso und Scharada das schaffen, dann können wir das auch.« – Text: Tilman Mühlenberg

 

Milla Luisa Dell’Anna und Jonathan Betzold spielen und singen die Hauptfiguren Scharada und Lasso. Was sie uns über ihre Rollen erzählt haben, lesen Sie hier im Text

 

Milla Luisa Dell’Anna und Jonathan Betzold © Nancy Jesse
 

Milla Luisa Dell’Anna, 12 Jahre, über ihre Partie: die Prinzessin Scharada: »Am Anfang der Geschichte ist Scharada sehr griesgrämig und auch ein wenig hochnäsig – aber am Ende ist sie eigentlich ein total nettes Mädchen. Das mag ich, dass man sie erst langsam kennenlernt. Ich glaube, sie ist zu störrisch, um die Antworten auf Lassos Rätsel richtig zu raten, sie denkt nicht richtig nach und ruft gleich: »Das ist doch Betrug!« Meine Lieblingsstelle in der ganzen Oper ist der Schlusschor, wenn Galgenvogel sein neues Zuhause in der Muschel gefunden hat, und wir alle singen »De de de di du, ba be bi bo bu«. Das ist einfach sehr schön und auch ein richtig tolles Ende.«

Jonathan Betzold, 12 Jahre, über seine Partie: den Wirtssohn und Glückssucher Lasso: »Ich finde Lasso richtig cool. In manchen Situationen fühle ich mich genauso wie er – nicht unbedingt wie am Anfang, wenn er im Weinkeller sitzt und raucht, das würde ich nicht machen. Aber wenn er dann im Mörderwald verzweifelt nach Hilfe schreit, fühle ich das in dem Moment wirklich selbst. Lasso ist ja genauso alt wie ich, ganz schön mutig, dass er einfach so alleine loszieht. Meine schwierigste Stelle ist, wenn ich mit Galgenvogel auf dem Weg zum Schloss im Boot sitze und wir immer abwechselnd singen. Dann die Einsätze richtig zu treffen, ist echt kompliziert. Aber bis zur Premiere werde ich das bestimmt hinbekommen.«

 

Im Orchester spielen zusammen mit den Mitgliedern unseres Orchesters viele junge Musiker*innen des Landesjugendorchesters, des Arndt-Gymnasiums Dahlem und der Musikschule City West. Drei der Nachwuchsmusiker*innen haben wir für Sie befragt

 

Penelope Zybell © Nancy Jesse
 

Penelope Zybell, 14 Jahre, Geige: »Ich spiele Geige, seit ich fünf Jahre alt bin. Manchmal war’s hart, aber dranzubleiben hat sich definitiv gelohnt. Ich bin erst im letzten Sommer nach Berlin gezogen, das Schulorchester hat mir geholfen, schnell Anschluss zu finden. Im Orchester zu spielen, mag ich ohnehin lieber als solo, weil man dort zusammen Musik macht. Man steht nicht allein im Rampenlicht, sondern schafft gemeinsam etwas Schönes. Bei Glanerts Oper freue ich mich auf die riesige Bühne, den Orchestergraben und darauf, viele neue Leute kennenzulernen. Lampenfieber? Im Orchester eigentlich nie – da bin ich Teil eines Ganzen. Und wenn ich mich mal verspiele, schaut meine Pultnachbarin zu mir rüber – und grinst.«

Nicolas Reinholz © Nancy Jesse
 

Nicolas Reinholz, 17 Jahre, Baritonsaxofon: »Ich spiele Baritonsaxofon. Dieses große, ein bisschen nischige Instrument hat seinen eigenen Reiz. Ich mag, dass es wenige Leute gibt, die es wirklich gut spielen, da hat man Spielraum für den eigenen Sound. Ich bin in der Big Band und im Oberstufenorchester des Arndt-Gymnasiums, die unser Musiklehrer Dr. Burggaller seit Jahrzehnten mit unfassbarem Engagement leitet. Bei DIE DREI RÄTSEL fasziniert mich die Verbindung von klassischer und zeitgenössischer Musik – mit Taktwechseln und erweiterten Spieltechniken. Neue Musik interessiert mich sowieso: Sobald man denkt, es sei musikalisch schon alles gesagt, kommt wieder etwas völlig anderes.«

Jaron Melle © Nancy Jesse
 

Jaron Melle, 17 Jahre, Trompete: »Ich spiele seit elf Jahren Trompete. Mich fasziniert, dass die Trompete durch alle Stile und Epochen ihren festen Platz hat. Privat höre ich am liebsten spätromantische Werke. Im Landesjugendorchester Berlin hatten wir neulich eine Mahler-Phase, das lief dann auch bei mir rauf und runter. Mit dem Orchester stand ich schon im Konzerthaus und im großen Sendesaal des RBB auf der Bühne, im Herbst spielen wir in der Philharmonie. DIE DREI RÄTSEL wird für mich etwas Besonderes: Wir sitzen mit dem Profiorchester zusammen im Graben. Richtig aufgeregt bin ich eigentlich nicht mehr. Wobei… Neulich musste ich ein Konzert mit einer Solo-Fanfare eröffnen, da ging der Puls schon hoch.«

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