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Kommen zwei Dalmatiner ins Restaurant … - Deutsche Oper Berlin

Kommen zwei Dalmatiner ins Restaurant …

Gioacchino Rossini gilt als ewiger Meister des musikalischen Humors. Was macht seine Komik so genial? Ein Gespräch mit Komponist Gordon Kampe

Das Gespräch findet im Restaurant der Deutschen Oper Berlin statt. Der Komponist wartet schon an einem Tisch im vorderen Bereich, der Interviewer setzt sich dazu, das Gespräch geht sofort los.

Herr Kampe, kann man einen Witz nur durch Musik erzählen?
Da stellt sich zunächst die Frage, was man…

Wir werden unterbrochen, eine freundliche Mitarbeiterin weist uns darauf hin, dass sie nun für die Gäste der Abendvorstellung eindecke und wir daher in den hinteren Bereich umziehen müssen.

Kampe: Das war der perfekte Einstieg! Diese Situation hier, die könnte auf der Bühne durchaus witzig sein.

Dass wir uns umsetzen müssen, wäre schon ein Witz?
Unbedingt, vor allem, wenn sich die Situation wiederholt. Stellen Sie sich vor, Sie würden jedes Mal das Aufnahmegerät einschalten, einen Schluck Kaffee nehmen und mir die erste Frage stellen. Und immer, wenn ich zu einer Antwort ansetze, werde ich an der gleichen Stelle unterbrochen. Alles geht wieder von vorne los.

Klingt nach Beckett. Ist das noch lustig, oder nervt es nicht einfach nur?
Beides, gerade das Absurde ist doch oft nervig und lustig zugleich. In der Wiederholung, im Nichtauflösen einer Situation steckt viel komisches Potenzial.

Wie würden Sie unsere Szene musikalisch umsetzen?
Hier unterscheidet sich der musikalische Witz nicht so sehr vom sprachlichen: Wir verständigen uns in einer Sprecher- und Hörergemeinschaft unbewusst darauf, wie die Dinge normalerweise zu sein haben. Ein Witz weicht von diesen »Regeln« ab, sonst würden wir ihn gar nicht erkennen. Im Falle unseres ewig unterbrochenen Interviews liegt es nahe, diese Situation harmonisch zu unterstützen.

Wie genau müssen wir uns das vorstellen?
Wir sind als Musikhörer an bestimmte Akkordfolgen gewöhnt, sogenannte Kadenzen. Dazu muss man keine Ahnung von Musiktheorie haben, man spürt ganz intuitiv, was eine »richtige« harmonische Auflösung ist, wir erwarten, dass es irgendwann wieder zurück zur Tonika, zum Grundakkord geht. Und mit dieser Erwartung kann man spielen.

Wie fühlt es sich an, wenn wir nicht zur Tonika zurückkehren?
Stellen Sie sich vor, die Tonika ist Ihr Zuhause, eine einfache Kadenz, den Weg kennen Sie in- und auswendig – so funktioniert in der Regel Popmusik. Bei Wagner wiederum gehen Sie erst stundenlang um den Block und treffen allerlei merkwürdige Gestalten. Oder Sie kündigen immer wieder an, dass Sie jetzt gleich nach Hause gehen, aber es klappt nie, Sie verlaufen sich hoffnungslos. Man kann ein solches Gefühl der Verlorenheit musikalisch relativ einfach erzeugen, indem man plötzlich in eine andere Tonart wechselt.

Und komisch wird es in diesem Fall durch die Wiederholung?
In meiner GEFÄHRLICHEN OPERETTE habe ich selbst so gearbeitet. Da wird ein Flachwitz so oft von Sänger*innen und Musiker*innen wiederholt, bis er zu den Ohren herauskommt: »Steht ein Dalmatiner an der Kasse, fragt die Kassiererin: Sammeln sie Punkte?« Immer wieder. Das ist absurd, nervend – und schön bescheuert.

Gordon Kampe erzählt einen Flachwitz mit Dalmatiner. Illustrator Theo Koopenhagen
 

Was macht Rossini zum Meister des Komischen in der Oper?
Man kann kann das an bestimmten Aspekten festzumachen versuchen, an seinem wahnsinnig guten Timing, seiner Art, Figuren zu zeichnen, seiner Fähigkeit, musikalisch Spannung aufzubauen, ins Unermessliche zu steigern und dann aufzulösen. Aber es geht auch um die Haltung: Rossini konnte wirklich lachen, über seine eigenen Stoffe, über den Opernbetrieb und vor allem: über sich selbst. Das unterscheidet ihn von denjenigen, die kalkuliert und letztlich akademisch eine Pointe landen wollen, von oben herab.

Ist das einfach eine Charaktereigenschaft, oder erlernbar?
Rossini war gut und er wusste das auch. Aber er musste nicht ständig beweisen, was er alles kann. Vielleicht braucht es diese Sicherheit, um zur Meisterschaft zu gelangen. Aber ob man ein Gefühl für das perfekte Timing erlernen kann? Wirklich jeder Witz sitzt an der richtigen Stelle, nur zwei Takte später, und er wäre verpufft, so nah liegen Erfolg und Scheitern beieinander in der Komik...

Hat es der Clown also schwerer als der traurige Barde?
Auf der Bühne ist Heiterkeit viel schwieriger darzustellen als Trauer. Der Clown macht sich nackt; wenn keiner über seine Witze lacht, hat er versagt. Verzeihen Sie die Polemik, aber derjenige, der tiefsinnig in die Ferne schaut und das Leid der Welt beklagt, hat es viel einfacher. Auch musikalisch.

Hat das Ernste generell einen anderen Stellenwert in unserer Kultur?
Vermutlich sind wir immer noch in dieser Zweiteilung verhaftet. Auf der einen Seite die ernste Musik, die eben auch ernstzunehmen ist, und auf der anderen Seite das, was vermeintlich »nur« unterhalten möchte. Dem Heiteren haftet leider oft noch etwas Oberflächliches an. Und, wie ich aus eigener Erfahrung weiß: Das Heitere haftet auch viel stärker an demjenigen, der es hervorgebracht hat.

Inwiefern?
Für Kunstschaffende in unserem Kulturraum kann es fast ein wenig gefährlich werden: Wenn man einmal einen Witz zu viel gemacht hat, wird man nachher nur noch als Clown eingekauft. Und der Clown darf eben nicht töten, das gibt die Rolle nicht her. Wer aber ab und zu mal einen raushaut, den nimmt man in manchen Kontexten nicht ernst.

Haben Sie jemanden in Ihrem Umfeld, den Sie um Rat fragen, wenn Sie sich selbst nicht sicher sind?
Ich vertraue da meiner Frau, sie ist meine strengste Dramaturgin und hinterfragt alles, was von mir kommt.

Was hat sie zu Ihrem Dalmatiner-Witz gesagt?
Sie hat mir abgeraten.

Interview: Tilman Mühlenberg

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