Mit dem Rücken zur Oper - Deutsche Oper Berlin

Zur Ausstellung in den Foyers von November 2022 bis Juli 2023

Mit dem Rücken zur Oper

Tatjana Doll im Gespräch über Dummy-Akku-Akku. Die Fragen stellte Jörg Königsdorf

Die Stelen der Osterinseln haben als machtvolle künstlerische Selbstdarstellungen des Menschen ikonische Bedeutung erlangt. Können Sie näher die Wirkung beschreiben, die diese Figuren auf Sie ausgeübt haben?

Ein Freund hat mir seinen Stempel im Reisepass gezeigt, nachdem er auf den Osterinseln gewesen war, Umrisslinien von den sofort erkennbaren Moai. Im Internet surfend war das am häufigsten verbreitete Foto von meinem IP-Standort, ein Ahu mit sechs der mystischen Steinfiguren in verschiedenen Größen. Dieses wählte ich als einzige Vorlage für meine Malereien der Akku-Akkus, das installierte und verbreitete Begehren zum Tourismus zu verwenden.

In Dummy_Akku-Akku setzen Sie sich mit zwei der Stelen auseinander und schaffen zwei Reihen von Variationen. Inwiefern ist das Zusammenwirken der beiden Motive für die Serie von Bedeutung?

Es sind 6 Variationen der Moai am Ahu Tongariki, (https://de.wikipedia.org/wiki/Moai), die ich nach dem dort abgelegten Foto gemalt habe. An einem bestimmten Zeitpunkt habe ich entschieden, die Vorlage zu spiegeln, um mir die Insel besser vorstellen zu können. Nun gucken die einen Bilder nach links und die anderen nach rechts.

Die Bilder entstanden zwischen 2014 und 2022. Ist die Serie damit für Sie abgeschlossen oder sehen Sie sie als Grundmotiv, das Sie in Ihrer künstlerischen Existenz auch weiterhin begleiten wird?

Die Akku-Akkus bleiben ein Grundmotiv für mich, sie beschützen all meine anderen Malereien: Autos, Flugzeuge, Container, Piktogramme usw., da sie in unserem Verständnis der vergangenen Hochkultur der jetzigen Hochkultur begegnen. Es macht Spaß, die Akku-Akkus zu malen, da sie vor allem beim Malen etwas auslösen, das ich als geisterhaft bezeichnen möchte. Sie folgen mir nach dem Malen auch in die Schlafträume, das gelingt den anderen Sujets nicht.

Wie entsteht eine solche Serie bei Ihnen? Gibt es im Vorab einen Gesamtplan oder weiß man eher spontan im Akt des Schaffens, wann die Serie vollendet ist?

Die Serie an sich fasziniert mich als Anhäufung des Immergleichen. Wenn ich 40 gleiche Bäume anschaue, sind sie nicht identisch. In meinem persönlichen Weltbild fasziniert mich die Idee, dass unterschiedliche Bedingungen – trotz der gleichen Stammmerkmale – Variationen, noch besser: Fehler, schaffen. Die Serie ist dann beendet, wenn ich nichts mehr herausfinde. Diese scheint mir noch nicht beendet, der von mir zuletzt gemalte Akku-Akku, ‚On Oath‘ hat im Titel die Hand zum Schwur erhoben, um auszusagen. Dieses Bild ist sehr viel blinder als die anderen Akku-Akku Darstellungen. Ein Bild in der Malerei zu schaffen, das nicht da ist, aber dann dennoch gesehen wird. Das ist etwas, was mich beispielsweise auch an dem Seerosen-Zyklus von Claude Monet fasziniert.

Die einzelnen Bilder der Serie haben ebenfalls Titel, die Sie teils zu Untergruppen ordnen. Während Titel wie Mandarine und Gold in ganz direktem Zusammenhang mit der Materialität der Motive stehen, scheinen andere wie Faith in strangers oder Luxury Problems auf einen tieferliegenden Sinn zu verweisen. Wie sind diese Titel entstanden?

Manchmal habe ich keine Lust auf einen konnotativen Titel, der vom allzu Offensichtlichen ablenkt. Andere Arbeiten werden durch den Titel unterstützt, weil er mir als Macherin des Bildes zeigt, in welchem Denkmodus ich mich befinde. Also z. B. nur allein die Entscheidung, dass die Malerei fertiggemalt ist. Es gibt klare Vorgaben, wann ein Essen fertiggekocht ist, beim Malen ist es anders. Später erhält die Malerei ihren Namen, wie z.B. `Science & Industry`. Den Titel denke ich mir nicht aus, sondern ordne ihn zu. Ich höre nahezu jeden Abend vier bis sechs Stunden Musik, und viele meiner Titel sind Musiktitel.

Was hat Sie bewogen, aus Ihrem Werk genau diese Serie für das Foyer der Deutschen Oper Berlin auszuwählen?

Die Malereien hängen, figürlich gedacht als Moai, mit dem Rücken zur Oper. Sie schützen das Geschehen, das hinter ihnen im Saal stattfindet, ähnlich wie die Ordner, die ein Fußballspiel vor den Banden stehend beschützen.

Im Foyer schauen die Moai ins offene Meer, das ist nicht Berlin, oder die Welt, sondern das Jetzt.

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