Am Karsamstag, dem 8. April 2023, ist plötzlich und unerwartet Andreas K. W. Meyer infolge eines Herzversagens verstorben.

Andreas K. W. Meyer war während der Intendanz von Kirsten Harms in den Jahren von 2004 bis 2012 Chefdramaturg der Deutschen Oper Berlin und prägte in dieser Zeit maßgeblich das künstlerische Profil des Hauses. Dabei lag ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit auf der Wiederaufführung von zu Unrecht vergessenen und selten gespielten Werken des Repertoires und hier insbesondere der Werke des frühen 20. Jahrhunderts, die er wie kaum ein anderer kannte.

Bereits in seiner Zeit an der Oper Kiel hatte er sich damit einen Namen gemacht. Dort hatte der in Bielefeld geborene Meyer 1993 seine erste Dramaturgenstelle angetreten und hatte ab 2002 unter der dortigen Intendanz von Kirsten Harms die Stelle des Chefdramaturgen Musik und stellvertretenden Opernintendanten übernommen. Begonnen hatte die berufliche Laufbahn Andreas K. W. Meyers mit einem Studium der Musikwissenschaften, Kunstgeschichte und Germanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie einem privaten Kompositionsstudium bei Rudolf Mors, gefolgt von einigen Jahren als freier Kritiker unter anderem für die Frankfurter Rundschau sowie den Westdeutschen und Bayerischen Rundfunk.

Überregional beachtete Produktionen aus Meyers Kieler Zeit waren ein Zyklus mit unbekannteren Werken Franz Schrekers sowie die Neubefragung von Gian Francesco Malipieros I CAPRICCI DI CALLOT und Franco Alfanos CYRANO DE BERGERAC.

Nach dem Wechsel an die Deutsche Oper Berlin zur Spielzeit 2004/2005 knüpfte Andreas K. W. Meyer hieran an und verantwortete Produktionen wie die von Alberto Franchettis GERMANIA und Alexander von Zemlinskys DER TRAUMGÖRGE, Vittorio Gnecchis CASSANDRA, Ottorino Respighis MARIE VICTOIRE, Hermann Wolfgang von Waltershausens OBERST CHABERT und die 2008 bei der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur „Wiederentdeckung des Jahres“ gewählten SZENEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN JOHANNA von Walter Braunfels.

Eine Reihe von Produktionen jener Jahre erschien zudem auf CD bzw. DVD. Dazu zählen die erfolgreiche, 2016 für den Grammy nominierte DVD-Produktion von Christof Loys Inszenierung von Leoš Janáčeks JENUFA, die DVD von Philipp Stölzls Inszenierung von Richard Wagners RIENZI, DER LETZTE DER TRIBUNEN, CD-Einspielungen von MARIE VICTOIRE, OBERST CHABERT und GERMANIA sowie Raritäten wie eine CD mit Lorenzo Palomos DULCINEA sowie die in Zusammenarbeit mit Deutschlandradio Kultur entstandenen CD-Produktionen der konzertanten Aufführungen von Carl Orffs GISEI – DAS OPFER und Felix Weingartners DIE DORFSCHULE.

Mit der Spielzeit 2013/2014 wechselte Andreas K. W. Meyer als Operndirektor und stellvertretender Generalintendant an die Oper Bonn, deren Programm er seither maßgeblich mitgestaltet hat. Er brachte hier Opern wie DER TRAUM EIN LEBEN von Walter Braunfels und HOLOFERNES von Emil Nikolaus von Reznicek und initiierte mit FOKUS ´33 – FORSCHUNGSREISE ZU DEN URSACHEN VON VERSCHWINDEN UND VERBLEIBEN eine Veranstaltungsreihe begleitend zu Produktionen wie Rolf Liebermanns LEONORE 40/45, Giacomo Meyerbeers EIN FELDLAGER IN SCHLESIEN, Alberto Franchettis ASRAEL und Clemens von Franckensteins LI-TAI-PE. Aktuell arbeitete Andreas K. W. Meyer an der Vorbereitung der ersten ungestrichenen Wiederaufführung von Franz Schrekers DER SINGENDE TEUFEL.

Andreas K. W. Meyer war ein begeisterter und begeisternder Opernmensch durch und durch und wurde durch den Tod mitten aus einem erfüllten Theaterleben gerissen. Wir sprechen seiner Familie, seinen Freunden sowie seiner langjährigen Partnerin Claudia Gotta unser tief empfundenes Beileid aus. Die Deutsche Oper Berlin wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.