Newsletter

Aktuelles zum Spielplan
Persönliche Empfehlungen
Besondere Aktionen ...
Seien Sie immer gut informiert!

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie 25% Ermäßigung bei Ihrem nächsten Kartenkauf

* Pflichtfeld





Newsletter

Sei stolz auf das, was du mitbringst - Deutsche Oper Berlin

Von Kai Luehrs-Kaiser

Sei stolz auf das, was du mitbringst

Was Stimme und Erscheinung betrifft, ist Ronnita Miller unverwechselbar. Die amerikanische Mezzosopranistin ist eine der am meisten beschäftigten Sängerinnen im Ensemble

Wenn Ronnita Miller auf dem Fahrrad von der Kantstraße zur Arbeit radelt, gehört sie zu den wenigen Ensemble-Mitgliedern der Deutschen Oper Berlin, die man sofort erkennt. Ohne zu zögern. Unmittelbar! Das liegt nicht nur daran, dass die Amerikanerin – üppig, einnehmend und schwarz – im Berliner Stadtbild eine Besonderheit darstellt.

„Nein, das war vorher schon so“, sagt sie. Auch daheim in Florida! „Sei stolz auf das, was du mitbringst!“, sagte man ihr zu Hause. Seit sie international Erfolg hat, hört sie dort immer häufiger auch: „You are my hero!“ Auf die Frage, ob sie – wie andere Künstler der african american community – eine Art Mission auf der Bühne fühle, sagt sie ehrlich: „Jetzt fange ich gleich an zu weinen...“ Zwar merke sie solch eine Mission nicht unbedingt alltäglich, fügt sie leise hinzu. Aber doch grundsätzlich. Seit 2013 lebt und arbeitet Ronnita Miller als festes Ensemble-Mitglied in Berlin. Und ist mit 23 Partien hier die wohl meistbeschäftigte Ensemble-Sängerin. Allein in dieser Spielzeit tritt sie in zwölf verschiedenen Produktionen auf. Zum Beispiel als Geneviève in „Pelléas und Mélisande“, als Marcellina in „Die Hochzeit des Figaro“ ebenso wie in Sasha Waltz’ Fassung von „Roméo und Juliette“. In der Rolle der Marthe Schwerdtlein im „Faust“ sei die Sache übrigens so, dass sie „als Amerikanerin eine Deutsche aus einem früheren Jahrhundert spiele,und zwar auf Französisch!“. Naja, fügt sie schlicht hinzu, das sei eben die Globalisierung. „Man denkt auf der Bühne natürlich nicht ständig darüber nach.“

Ronnita Miller hat geerbt, was regelmäßige Besucher der Deutschen Oper als „Kaja Borris-Repertoire“ bezeichnen könnten. Benannt nach einer großen, bis nach 2000 scheinbar allabendlichen Rollenvorgängerin, an deren Vielverwendbarkeit man ablesen konnte: Mezzosoprane dieses Fachs werden in fast jeder Oper des klassischen Repertoires durchweg benötigt. Sind überall dabei. Allerdings fallen sie nicht immer so imposant ins Auge wie Ronnita Miller.

„,Was für eine Bühnenpräsenz!’, sagen mir Leute manchmal, wenn ich auf der Straße angesprochen werde“, so Miller. Zuhause im vierten Stock eines Hinterhauses in bester Charlottenburg-Lage lebt die Sängerin in einer schönen, hellen Zwei-Zimmer-Wohnung mit Blick auf die im Grün verschwindende S-Bahn.

„Mach dich auf Azucena, auf Amneris und auch auf Dalila gefasst, denn das wird auf dich zukommen! Aber versuche trotzdem, dir deinen Rossini so lange wie möglich zu erhalten.“
 

Das Fahrrad („I just love my bike!“) muss unten bleiben. Stattdessen kocht, tanzt und liest die Mittdreißigerin in ihrer Wohnung mit Leidenschaft und Elan. „Ich war immer ein Bücherwurm. Besonders interessiere ich mich für Physik“, lacht sie, während sie sich fürs Foto gemeinsam mit einer Wissenschafts-Schwarte auf dem Sofa rekelt. Im Regal stehen allerdings auch Krimis von Dan Brown. Und eine schon ziemlich ramponierte Gesamtaufnahme von Dvoráks „Rusalka“ mit Renée Fleming in der Titelrolle.

Zum Gesang kam sie, da war sie schon fast erwachsen. „Ich war eine schlechte Gospel-Sängerin“, sagt sie über die Kindheit im amerikanischen Saint Petersburg. „Ich sang im Chor, aber meine Familie zog mich damit auf, dass ich nicht sonderlich gut war.“ Sie war Einzelkind. Und eher verschlossen, vergraben in ihren Büchern. „In den Chor war ich nur eingetreten wegen eines Jungen.“ Der Chorleiter indes schien Talent zu wittern. „Er ließ mich ‚O Holy Night’ vorsingen. Und plötzlich, ich weiß nicht wie, passierte etwas!“ Die Stimme ging auf. „Ich merkte: Ich bin besser als ich dachte“.

Bei nächster Gelegenheit trat sie öffentlich auf. „Ich erinnere mich noch, dass mein Großvater im Publikum saß und heulte.“ Sie sei auch heute nach wie vor schüchtern. „Aber ich wollte Sängerin werden, um genau das zu überwinden.“ Es hat geklappt.

Ronnita Miller als Marthe, Ildebrando D'Arcangelo als Méphistophélès
FAUST (Ronnita Miller als Marthe, Ildebrando D'Arcangelo als Méphistophélès) © 2015, Matthias Baus

Sie studierte an der Manhattan School of Music und machte ihr Diplom an der Juilliard School. Als Mitglied im Young Artists Programm der Los Angeles Opera sammelte sie erste Bühnenerfahrungen vor allem in Kalifornien. 2009 war sie als Schwertleite und Flosshilde im Los-Angeles-„Ring des Nibelungen“ von Achim Freyer zu sehen. 2011 folgten Erda und Erste Norn an der Oper von San Francisco. Der Dirigent James Conlon empfahl sie weiter zur großen Marilyn Horne nach Santa Barbara. „She was tough“, sagt Miller. „Good for me!“ Miller hatte noch viel zu lernen. Und bekam von Horne zu hören: „Mach dich auf Azucena, auf Amneris und auch auf Dalila gefasst, denn das wird auf dich zukommen! Aber versuche trotzdem, dir deinen Rossini so lange wie möglich zu erhalten.“ Sie habe Recht behalten in allem, lächelt Ronnita Miller. Seit damals ist sie viel in der Welt herumgekommen. An der Carnegie Hall debütierte sie mit Beethovens Neunter. An der Met als Erste Norn in „Götterdämmerung“ und in Cincinnati als Iokaste in Strawinskijs „Oedipus Rex“. Ihre vielleicht wichtigste Rolle war Mrs. Quickly im „Falstaff“ an der Los Angeles Opera. „Um in Berlin vorzusingen, kam ich gerade aus Russland“, erzählt sie. „Es war auf der Probebühne A. Ich hörte von fern die BigBand üben. Da sagte ich mir: Hier will ich rein!“

Und das, obwohl Jazz, womit sie inzwischen auch gemeinsam mit der BigBand der Deutschen Oper Berlin aufgetreten ist, für sie erst spät bedeutsam wurde. „Ich habe Jazz im Blut“, sagt sie, während im Hintergrund Lena Horne mit „I’ve got it bad and that ain’t good“ läuft. „Aber Jazz und Pop kamen erst, als meine Gesangstechnik dafür ausreichte.“ Dass sie nicht nur über eine große Stimme verfügt, sondern auch über ein „schwarzes Timbre“, glaubt sie schon. „Es gibt ein gewisses dunkleres, rundes Timbre, das für schwarze Sängerinnen und Sänger eher typisch ist“, meint sie. Freilich sei es nicht so, dass alle afroamerikanischen Sänger darüber verfügen müssen. „Denken Sie nur an die großartige Reri Grist.“ Die New Yorkerin war eine der ersten afroamerikanischen Opernsängerinnen, die international Erfolge feierte.

Mit den unverwechselbaren Stärken, über die sie verfügt, folgt Ronnita Miller den Repertoire-Spuren großer Diven wie etwa Grace Bumbry und Shirley Verrett. Will aber Mozart und Donizetti für die Beweglichkeit ihrer Stimme weiter pflegen. „Ich glaube, mein Repertoire steht eigentlich noch nicht fest“, relativiert sie. Nachdem frühere Sängerinnen – von Marian Anderson bis Barbara Hendricks – als Türöffner dafür gewirkt haben, dass an internationalen Opernhäusern heute weitgehend vorurteilslos besetzt wird, stehen ihr alle Türen offen. Andererseits ist es auch wiederum nicht so, so Ronnita Miller, dass im Betrieb heute von völliger Gleichberechtigung die Rede sein kann.

„Die Schwierigkeiten für schwarze Sänger sind noch nicht vorbei“, meint sie. „Das liegt nicht unbedingt daran, dass generelle Vorbehalte gegenüber der Hautfarbe bestünden. Sondern daran, dass man heute so großen Wert auf Type-Casting legt.“ Es ist eine Folge des „Ultrarealismus“ heutiger Opernregie. Hängt also daran, dass aktuelle Opernregisseure oft Wert darauf legen, mit gutaussehenden, nach Möglichkeit rollendeckenden Sängern den Anforderungen der Regie in vollkommener Weise zu genügen. „Das ist nicht nur für schwarze, sondern genauso auch für asiatische Sängerinnen und Sänger schwierig.“

„I am nerdy“ ... „I think too much.“
 

Sie selber – um einen weiteren Aspekt zu nennen – sei immer schon eine „Plus-size-Sängerin“ gewesen. Ein Mezzo-Sopran der Übergröße. Sie werde infolgedessen gewiss nicht für eine superschmale, anämische Sylphen-Rolle engagiert. „Auch als Carmen, fürchte ich, sieht mich niemand...“

Wenn sie sich da nur mal nicht täuscht! Davon, dass sie über eine betont sinnliche, um nicht zu sagen erotische Bühnen-Ausstrahlung durchaus verfügt, hat Ronnita Miller keinen blassen Schimmer. „Das ist das Letzte, womit ich rechnen würde“, prustet sie heraus. Und meint es ernst. „I am nerdy“, hält sie dagegen. Und: „I think too much.“ Naja, das mag vielleicht so lange gelten, bis ein Regisseur daher kommt, der an das Gegenteilglaubt. Und das Gegenteil in ihr sieht. Eine umfängliche Sängerin wie, sagen wir mal: Jessye Norman, brachte durchaus das Kunststück fertig, als Mode-Ikone und Bühnenschönheit wahrgenommen zu werden. Also dann doch Carmen? „I would love it!“

Aus dem Opernjournal September 2015 der Berliner Morgenpost

OnePager Projekt starten
1

Wählen Sie den Namen der neuen Page

Zusammen mit der Adresse (URL) der Basisseite ist Ihr Projekt sofort unter dieser neuen Internetadresse verfügbar.

weitere Infos

Editor Mode
2

Inhalte nach Ihren Vorstellungen einrichten.

Erste Daten, Bilder, Videos sowie persönlichen Daten haben wir bereits für Sie als Beispiel hinterlegt.

weitere Infos

Seitenbereiche / Slides
3

Jedes Slide hat einen eigenen Editor

Mit dem Wechsel eines Slide wird der zugehörige Editor eingeblendet. Auf der rechten Seite bearbeiten Sie die Inhalte.

weitere Infos

Erneut bearbeiten
4

Verborgener Button links unten in der Ecke

Via MouseOver wird der Button für den Editor Mode sichtbar, um Inhalte später erneut anpassen zu können.

weitere Infos

OnePager anlegen / bearbeiten