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„So viel Schmerz und Verlust!“ - Deutsche Oper Berlin

Ein Sängerporträt von Martina Helmig

„So viel Schmerz und Verlust!“

In der Wiederaufnahme des „Faust“ gibt die amerikanische Sopranistin Heidi Stober ihr Rollendebüt als Marguerite.

Das eigene Kind töten? Das kann sich Heidi Stober beim besten Willen nicht vorstellen. Als wolle sie den düsteren Gedanken verscheuchen, holt sie ein Foto von ihrem dreijährigen Sohn Henry hervor. „Natürlich hat es Marguerite sehr schwer. Sie hat Mutter und Schwester verloren, ihr Bruder zieht in den Krieg. Méphistophélès quält sie, ihr Geliebter Faust verlässt sie. Sie ist wirklich ein tragischer Charakter“, sagt die amerikanische Sopranistin über ihre Rolle in Charles Gounods Oper „Faust“.

Faust © 2015, Matthias Baus
 
Faust © 2015, Matthias Baus
 

In Philipp Stölzls bildgewaltiger Inszenierung von 2015 schlüpft Heidi Stober in den Putzfrauenkittel. Sie lebt in einem schäbigen Wohnwagen, bevor sie als Mörderin im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses landet. Schließlich beruht die Gretchen- Tragödie in Goethes „Faust“ auf dem Schicksal der Dienstmagd Susanna Margarethe Brandt, einer 1772 in Frankfurt am Main zum Tode verurteilten Kindsmörderin.
„Sie erleidet so viel Schmerz und Verlust. Aber ihr Kind umzubringen, ist das Schrecklichste, was sie in ihrer Verzweiflung tun kann. Es kann doch absolut nichts dafür. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie verrückt geworden ist“, überlegt die junge Mutter Heidi Stober. Manchmal ist es nicht ganz einfach, sich mit seinen Opernrollen zu identifizieren.

Heidi Stober singt die Marguerite zum ersten Mal. Sie hat die Inszenierung bei der Premiere gesehen und war begeistert. Französisch war ihre erste Fremdsprache in der Schule, und die französische Musik empfindet sie wie Butter für die Stimme: „Diese langen, schönen Melodielinien sind so stimmfreundlich. Gounod leuchtet die ganze Bandbreite mit Höhen und Tiefen aus, ohne zu lange an extremen Punkten zu verharren. Herausfordernd ist eher das Drama als die Musik. Was ich als Marguerite durchmachen muss, ist mental und emotional anstrengend.“

Die Sängerin möchte in Zukunft mehr französische Partien singen und sich damit auf die nächsten Schritte ins schwerere Repertoire vorbereiten. Besonders gut für die Stimme findet sie die musikalische Entwicklung in vielen französischen Opern. „Die Werke beginnen immer mit einer gewissen Leichtigkeit. Das gilt für die ersten Arien von Leila in DIE PERLENFISCHER, von Juliette in ROMEO UND JULIETTE und auch für Marguerite in FAUST. Später wird das Gewicht immer größer, bis es am Ende ganz substanziell zur Sache geht. Schritt für Schritt ist die Stimme immer stärker gefragt.“

Die Hauptpartie in Gounods ROMEO UND JULIETTE hat sie schon kurz nach dem Studium einstudiert, aber sie durfte sie nie auf der Bühne singen. Damals an der Houston Grand Opera kam sie als Zweitbesetzung nicht zum Zug, und als später das passende Angebot kam, war sie so weit in der Schwangerschaft, dass sie nicht mehr in die USA fliegen wollte. Dafür klappt es nun also mit Marguerite.

Es erscheint etwas riskant, ein Rollendebüt in einer Wiederaufnahme zu geben, wo man nur wenige Probentage mit dem Regieassistenten hat. Wenn sie auf eine Neuproduktion gewartet hätte, wäre es möglich gewesen, sich in einer wochenlangen Probenzeit mit der Figur auseinanderzusetzen. „So etwas kann riskant sein, wenn man sich vorher nicht genügend Zeit genommen hat, die Rolle zu studieren“, erklärt die Sopranistin. Bei der Planung der Spielzeit vor zwei, drei Jahren hatte sie mehrere Optionen auf neue Rollen. Sie lernte gleich alle angebotenen Partien, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Danach hat sie viel Zeit mit „ihrer“ Marguerite verbracht. Mehrfach ist sie die Rolle auch mit ihrem Lehrer Stephen King in Houston durchgegangen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sie ein Rollendebüt bei einer Wiederaufnahme gibt. Für ihr Debüt in der Titelrolle von Händels ALCINA an der Dresdener Semperoper im vergangenen Jahr hatte sie auch nur wenige Probentage. „Als Opernsängerin trainiert man durch solche Situationen die Fähigkeit, sich viel einzuprägen und alles schnell zusammenzufügen.“ Ihr Berlin-Debüt hat sie 2008 an der Deutschen Oper Berlin als Pamina gegeben. Da hatte sie auch wenig Probenzeit mit zwei verschiedenen Papagenos. Einer war ihr heutiger Ehemann Simon Pauly. Ihren Tamino lernte sie erst bei der Vorstellung auf der Bühne kennen.

Pavol Breslik als Tamino, Heidi Stober als Pamina
Als Pamina, an der Seite von Pavol Breslik als Tamino © Bettina Stöß
 

Vorher in den USA war sie an ein Minimum von drei Probenwochen gewöhnt. Trotzdem hat sie an die ZAUBERFLÖTEN-Vorstellung die besten Erinnerungen. Bis 2014 blieb sie im Ensemble der Deutschen Oper Berlin, als Oscar, Nannetta, Gretel, Susanna, Micaëla, Adina und immer wieder Pamina. Die schnelle Arbeit am Repertoiretheater betrachtet sie heute als sehr wichtige und gute Schule.

Ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera gab sie 2011 als Gretel. Auch dort hatte sie nur drei Probentage mit zwei verschiedenen Hänseln, auch dort gab es keine Orchesterprobe und keine Vorbereitungszeit auf der Bühne. „Es ist mir trotzdem gelungen, ganz ruhig zu bleiben – weil ich diese Situation in Berlin schon oft erlebt hatte. Das New Yorker Debüt war am Ende eine der besten Erfahrungen meines Lebens.“

Natürlich genießt sie es, wenn sie sich, wie vor der XERXES-Premiere in Houston, vier Wochen lang mit dem Regisseur und den Kollegen über alle Aspekte der Oper austauschen und in die Entwicklung ihrer Figur vertiefen kann. Sie nimmt aber auch gern eine Herausforderung an wie gerade im Dezember, wo sie nach anderthalb Probentagen als Adina ihr Debüt an der Wiener Staatsoper gab. „Ich konzentriere mich darauf, die Vorstellung zu genießen und mich als Darstellerin wohlzufühlen.“ Ein unvergessliches Erlebnis an der Deutschen Oper Berlin war ihr Duett mit Roberto Alagna in CARMEN. Sie war eingesprungen und begegnete ihrem Don José erst auf der Bühne. „Trotzdem wurde es ein magischer Moment“, erinnert sich Heidi Stober. „Wir Sänger stellen unser Herz und unsere Seele zur Schau. Ausführliche Proben sind großartig, aber manchmal entstehen die intensivsten künstlerischen Leistungen aus dem Augenblick heraus.“

Die Pilotentochter aus einer Kleinstadt in Wisconsin wollte ursprünglich Rechtsanwältin werden und war schon an der Universität, als sie in eine Aufführung von DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL geriet. Sie änderte ihren Lebensplan und studierte Gesang. Danach begann sie im „Young Artists Program“ in Utah mit 250 Vorstellungen pro Spielzeit, vor allem in Schulen und Kulturzentren. Es folgte das Opernstudio der Houston Grand Opera, und nach einer dreiwöchigen Tour mit Vorsingen in ganz Europa hatte sie einen Vertrag mit der Deutschen Oper Berlin in der Tasche.

Vor gut zwei Jahren haben sich Heidi Stober und ihr Ehemann, der Bariton Simon Pauly, selbstständig gemacht. Sie wohnen nach wie vor in ihrer Charlottenburger Altbauwohnung, und die Deutsche Oper Berlin bleibt ihr künstlerisches Zuhause. Wenn Heidi Stober in San Francisco, Chicago oder Dresden gastiert, reist die Familie fast immer mit. Simon Pauly hat sich inzwischen eine zweite Karriere als Fotograf aufgebaut.

Die Liebe zu den drei Orangen © Barbara Aumüller
 
Der Liebestrank © Monika Rittershaus
 

Der dreijährige Sohn Henry, der zweisprachig aufwächst, ist gerade in die Kita gekommen. Er hat schon in vielen Städten gelebt, hat Freunde überall in den USA und Europa. Mit zwei Jahren hat er eine Orchesterprobe mit James Levine an der Met erlebt. Die stolze Mutter berichtet gern von seiner musikalischen Begabung: „Vor anderthalb Jahren sang ich LA FINTA GIARDINIERA an der Santa Fe Opera. Ein paar Mal brachte ich Henry mit Sandrinas erster Arie ins Bett. Eines Tages sang er mir völlig überraschend diese Arie vor – in perfektem Italienisch.“

Während Heidi Stober ihre erste Oper mit 19 Jahren erlebt hat, wächst ihr Sohn damit auf. Im Dezember hat er mit HÄNSEL UND GRETEL seine erste komplette Oper besucht. Papa saß neben ihm, Mama stand auf der Bühne. Er hatte keine Angst vor der Hexe, denn er hatte sie vorher in der Garderobe kennengelernt. Bald geht er in DIE ZAUBERFLÖTE mit seinem Vater als Papageno. „Jetzt fragt er jeden Morgen: Ist heute ZAUBERFLÖTE ?“ erzählt Heidi Stober lachend. Im kommenden Sommer wird es dann ein spektakuläres Doppeldebüt geben. Wenn Heidi Stober ihr Rollendebüt in der Titelpartie von Händels Oper SEMELE an der Garsington Opera in England gibt, wird Henry zum ersten Mal in seinem Leben neben ihr auf der Bühne stehen.

Ersterschienen in der Beilage der Deutschen Oper Berlin in der Berliner Morgenpost, Februar 2017

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