Tierisch was los im Kinderclub - Deutsche Oper Berlin
Tierisch was los im Kinderclub
Es war einmal... ein alter Esel, der vom jungen Schüler Arseny im Ballettsaal der Deutschen Oper Berlin gespielt wurde. Er und seine zehn Freunde sind Mitglieder im brandneuen Kinderclub, der zur aktuellen Spielzeit gegründet wurde. Zusammen mit Teresa Reiber und William Robertson erkunden die Kinder die Welt des Musiktheaters, mit all ihren Spieltechniken.

Mit der Eselsohren-Kappe auf dem Kopf trägt Arseny seinen Kumpel Christian oder die kleine Noemi Huckepack über die Bühne, denn „der Bauer des alten Esels war geizig, und er musste jeden Tag die Kinder des Bauern schleppen“, berichtet Alissa in Ihrer Rolle als Erzählerin vom schweren Los des Esels, während die anderen Kinder rhythmisch und lautstark mit Klanghölzern, Ratschen, Blockflöten und Tambourin im großen Bogen um ihn herumstehend das Geschehen untermalen.
Doch bevor die Kinder soweit sind, ermuntert sie Teresa Reiber zur Aufwärmübung: „Jeder von euch überlegt sich einen Satz wie ,Das Mädchen ist traurig.‘, aber anstelle ,traurig’ zu sagen, stellt ihr es dar“ – Respekt, denn dass der Kaugummi fröhlich war, erkennt man sofort. Doch dabei alleine bleibt es nicht: Die Übung wird sofort ins eigentliche Stück integriert. Jedes Kind kommt aus einer anderen Ecke des Saales in
die Mitte, um seinen Satz zu präsentieren; man merkt, aus Spaß wird langsam aber sicher Ernst.
Viel Zeit bleibt den elf Kindern nicht mehr, bis Anfang Juli die „Berliner Stadtmusikanten“ in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin auf die Bühne gebracht werden. Jeden Donnerstag trifft sich die Gruppe nachmittags nach der Schule auf einer der Probebühnen des Hauses. Der Andrang der Acht- bis Zwölfjährigen auf den Kinderclub war groß, doch das Leitungsteam entschied sich, nicht mehr als zwölf Kinder aufzunehmen. Die meisten von ihnen können bereits ein Musikinstrument spielen. „Viele haben
wohl klassisches Theater erwartet: von Anfang an feste Rollen und viel Text zum Auswendiglernen.
Dabei haben wir in den ersten Wochen vor allem geschaut, was die Kinder mitbringen und was von ihnen selbst kommt“, erzählt Tamara Schmidt, Leiterin der Jungen Deutschen Oper. „Das dauert zwar wesentlich länger, macht aber auch unheimlich viel Spaß.“ So stand keineswegs von Anfang fest, welches Stück die Kinder spielen würden. „Wir haben uns irgendwann zusammen für den Stoff der Bremer Stadtmusikanten
entschieden; allerdings weichen wir stark von der Märchenvorlage ab, komprimieren und verändern sie zu den Berliner Stadtmusikanten“, erklärt Tamara Schmidt.

Der alte Esel ist vom vielen Kinderschleppen müde geworden und liegt erschöpft auf dem Boden. Als Alissa erzählt, wie der Bauer seinen alten Esel vom Hof jagt, stürzen sich die Kinder unter großem Geschepper, Klopfen, Tröten und Trommeln auf Arseny, der sichtbar Mühe hat, noch Land zu gewinnen; wie spektakulär mag das erst auf der großen Bühne aussehen? Nach einer kleinen Pause dürfen sich die Kinder schon dem nächsten Tier widmen: Dieses Mal ist es die Katze. Jetzt ist es wieder an ihnen herauszufinden und zu beschreiben, wie sich eine Katze verhält: Elegant ist sie, bewegt sich lautlos und geschmeidig auf allen Vieren. Es dauert nicht lange und man sieht die Kinder anmutig durch den Saal
schleichen, sich aneinanderschmiegen, aber ab und an auch mal die Krallen ausfahren. Ein paar Minuten später sollen sie als Gruppe eine Riesenkatze bilden, was spannend zu beobachten ist: Alle sollen die flüssigen Bewegungen im Kollektiv machen, ohne dabei den Körperkontakt zu verlieren.
Vier Kinder lassen auf Cello und Geigen das Maunzen und Miauen mittels schriller Glissandi erklingen, Katzenmusik fürwahr. In der Fabelversion der Berliner Stadtmusikanten geht es um klassische Außenseiter, die erst in der Gruppe ihre Stärke erkennen und ihr wahres Potenzial entfalten. So leidet die Katze beispielsweise unter ihrer Angst vor Mäusen, die von den Kindern auf ihren Streichinstrumenten sehr
prägnant dargestellt werden: Da wird jenseits des Stegs mit dem Bogen gefiept und mit Pizzicato
getrippelt.
Nicht nur die Kinder genießen es, sich kreativ auszutoben, auch das Leitungsteam freut sich über die gemeinsame Zeit. „Die Jugendclubs bereichern Institutionen wie die Deutsche Oper Berlin um eine ganz eigene Atmosphäre, wenn hier jeden Tag ein anderer Club probt“, erklärt Tamara Schmidt, „Außerdem identifizieren sich die Kinder so mit dem Haus. Man spricht hier schon von ,unserer Oper’…“ Und wer weiß ... vielleicht übt hier ja gerade ein Bühnenstar von morgen.