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Der Vorwurf einer (wenngleich brillant) polierten Oberflächlichkeit beruft sich auf kaum ein Element von Rossinis Formensprache derart wie auf dessen minutiös ausgeschriebene Triller, Vorschläge und Läufe. Dabei sind diese weitaus mehr als gefälliges Ornament – sondern Teil subtil ausgearbeiteter Tempogestaltung. So in Takt 95 der Ouvertüre des BARBIERE.
Dieser beschließt die erste Phrase des Seitenthemas mit einem Vorhalt in der Melodiestimme, wenn sich das Gis hin zum A, der Quinte von D-Dur, auflöst. Zugleich umspielen die ersten Violinen mit einer kurzen Sechzehntelfigur das D. Zur musikalischen Substanz der Melodielinie tragen sie damit wenig bei. Wohl aber zur rhythmischen: Die harmonische Binnenspannung entlädt sich in Bewegung, die Motorik der Sechzehntel gewinnt aus deren Auflösung Schwung – und treibt damit zugleich den Fortgang der Musik an.
Dr. Takts Notizen zu Takt 95 der Ouvertüre zu IL BARBIERE DI SIVIGLIA