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Elisabeth Teige ... Mein Seelenort: Das Café Sara in Oslo - Deutsche Oper Berlin

Elisabeth Teige ... Mein Seelenort: Das Café Sara in Oslo

Hier wurden Kollegen zu Freunden – und einer von ihnen ihr Mann. Elisabeth Teige über einen Ort, an dem die Zeit stillsteht

Mein Seelenort ist das Café Sara in Oslo. Es liegt am Ende der Torgatta, einer Fußgängerzone mit Bars und Restaurants im Zentrum der Stadt, das hier an einen kleinen Park grenzt. Vom Café sind es nur 20 Minuten zu Fuß zum Hafenbecken am Oslo Fjord – und damit zum Opernhaus. Dass mir das Café so ans Herz gewachsen ist, hat mit meinem Werdegang als Sängerin und auch mit dieser Oper zu tun.

Als ich 2009 zum Studium nach Oslo zog, erhielt ich direkt mein erstes Engagement als Micaëla in CARMEN, damals noch an der alten Spielstätte der Norwegischen Oper. Ich war schon fast 30, für die heutige Opernwelt bin ich damit eine Spätzünderin. Die erste große Rolle hat immer einen besonderen Platz in der Erinnerung; man erlebt sie intensiver als spätere Partien, alles ist neu und aufregend. Während dieser Zeit entstehen enge Freundschaften, man kommt in eine neue Stadt, trifft auf Kollegen, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind, verbringt viel Zeit miteinander, durchlebt gemeinsam Ängste, teilt seine Träume.

Nach den Proben sind wir damals immer noch ins Café Sara gegangen. Neben der Oper war es der erste Ort, den ich in Oslo kennenlernte und an dem ich mich sofort zuhause fühlte. Dieses wohlige Gefühl ist immer da, wenn ich ans Sara denke. Mein heutiger Mann war auch Teil der Produktion, er sang den Zuniga. Wir kannten uns zwar vom Studium, aber erst im Café Sara sind wir uns nähergekommen. Ich habe den kleinen Kassenzettel von unserem ersten Abend zu zweit aufgehoben; man erkennt nichts mehr darauf, die Tinte ist längst ausgeblichen. An diesem Abend, in meinem Lieblingscafé begann mein neuer Lebensabschnitt.

Heute kann ich nicht mehr so oft herkommen, mein Mann und ich sind viel unterwegs; wechselnde Engagements an internationalen Häusern, da bleibt kaum Zeit für romantische Restaurantabende. Die wenigen freien Tage verbringen wir so intensiv wie möglich mit unserem Sohn. Wenn man so will, ist unser Sohn zu meinem Seelenort geworden: Wo er ist, bin ich zuhause. Selbst wenn ich heute seltener herkomme und die Bedienungen mich nicht mehr beiläufig grüßen – sobald ich den holzverkleideten Hauptraum betrete, ist das alte Gefühl wieder da. Das Sara ist ein Ort, dem man seine Geschichte ansieht. Die große Holztheke, die dunklen Wände, die schweren Tische sind Gegenentwürfe zu den hippen Restaurants und Bars, wie sie in Oslo und anderswo eröffnet wurden. Mir aber gefällt das Unaufgeregte, ich mag Rituale. Wenn ich hier bin, bestelle ich immer dasselbe: Burritos mit Hackfleischfüllung, dazu ein großes Helles. Ich habe in all den Jahren noch nie etwas anderes probiert!

Direkt hinter dem Café Sara fließt die Akerselv entlang. Am Ufer des Flusses kann man bis zum Hafenbecken von Oslo spazieren, dort liegt auch das Opernhaus © Julie Hrncírová
 

Wenn ich nun die Senta aus DER FLIEGENDE HOLLÄNDER in Berlin singe, ist das nicht mein erstes Mal. Vor sechs Jahren war ich in Mannheim, um dort für FIDELIO zu proben, als spätabends meine Agentin anrief und fragte: »Elisabeth, kannst Du morgen Abend in Berlin die Senta singen?« Jemand war ausgefallen und Christoph Seuferle, der Operndirektor, wusste, dass ich die Partie beherrschte. Und so kam es, dass ich am nächsten Tag drei Stunden vor Vorstellungsbeginn in Charlottenburg ankam und meine erste große Rolle an der Deutschen Oper Berlin sang.

Was für ein Moment. Im Studium hatten wir mit unseren Dozenten jedes Jahr Berlin besucht, saßen ehrfürchtig hinten im Saal, hörten die Sängerstars – und nun sollte ich dort stehen! An den Abend habe ich kaum Erinnerungen, so aufgeregt und konzentriert war ich, wie im Tunnel. Von der ganzen Inszenierung habe ich nur ein einziges Bild sehr klar im Kopf: Ich stehe in einem schwarzen Kleid auf der großen Bühne, schaue in die letzte Reihe und sehe mich selbst, wie ich dort als Studentin gesessen habe. Eine Epiphanie.

Die Rolle der Senta ist mir mittlerweile in Mark und Bein übergegangen, ich bin mit ihr und an ihr gewachsen, habe durch sie erlebt, wie sich meine Stimme langsam verändert. Waren es früher die dramatischen Passagen, die ich herausfordernd fand, so sind es heute eher die leichteren, lyrischen Elemente, auf die ich mich konzentriere. Wenn ich nun für diese Rolle nach Berlin zurückkehre, dann singe ich sie aus einer anderen, reiferen Perspektive als damals. Für mich schließt sich ein Kreis. Ich freue mich sehr, vor allem aber darüber, dass ich dieses Mal Zeit haben werde, um mit den anderen zu proben.