Im Rausch der Rache - Deutsche Oper Berlin

Im Rausch der Rache

Endlich! Frank Castorf nimmt sich Verdis düsterste Oper vor: LA FORZA DEL DESTINO. In der Opulenz der großen Gefühle steckt immer auch eine große Kraft, sagt er. Die Kraft der Erlösung ...

Wenn ich jetzt an der Deutschen Oper Berlin LA FORZA DEL DESTINO inszeniere, knüpft das an meine allererste Opernarbeit an. Auch das war Verdi, der OTELLO 1998 am Theater Basel. Auch im OTELLO haben wir diesen Andersartigen, den Fremden, der sowohl Liebe, als auch Misstrauen weckt. Dort ist es ein Schwarzer, hier in der FORZA der Mestize Alvaro. Und in beiden Schicksalen spiegeln sich die Jahrhunderte von Unterdrückung und Gewalt, die Schwarzen wie Indios angetan wurde, indem sie ausgerottet oder zu Sklaven gemacht wurden.

Aber in dieser Verdi-Oper steckt eben auch viel mehr. Da finde ich Widersprüche, die nebeneinander bestehen dürfen, ohne für eine politisch korrekte Botschaft zurechtgebogen zu werden. In der großen Kriegsszene im dritten Akt beispielsweise, gibt es Zigeuner, die den Deutschen den Tod wünschen. Im Libretto waren das ursprünglich die Truppen der Habsburger um 1700. Aber in der Geschichte spiegelt sich immer die Gegenwart – sei es diejenige der Entstehungszeit der Oper, als Italien gerade dabei war, seine Unabhängigkeit zu erringen, oder auch die Gegenwart des 20. und 21. Jahrhunderts.

Das Kunstwerk Oper vermittelt auch an dieser Stelle keine platte Botschaft, die Szene ist Ausdruck einer unglaublichen Vitalität und Lebenslust, die in den Menschen liegt und die über Elend und Verstümmelung triumphiert. Damit ist die Oper vielleicht das letzte Refugium der Humanität. Das Handwerk, die Kunstfertigkeit, die Oper braucht, ist ein Schutz gegen Vereinnahmung. Schon der Gesang vermittelt diese Kraft. Ein Mensch, der singt, ist schon auf dem Weg in den Himmel. Auch die Gefühle von Schuld und Rache, die die drei Hauptfiguren beherrschen, haben ja in ihrer Intensität etwas Rauschhaftes. Da findet eine Entfaltung der Sinne statt – beispielsweise in der Beziehung zwischen Tenor und Bariton, die von Liebe in einen erbitterten Bruderkrieg auf Leben und Tod umschlägt. Aber auch in der katholischen Religiosität, die ja viel mit theatralem Prunk zu tun hat.

Ich habe vor einiger Zeit Victor Hugos „Les Miserables“ inszeniert, und Hugos Romantik ist für mich ganz nah bei Verdi. Das ist nicht wie in Deutschland eine nihilistische Flucht in die Vergangenheit, sondern ein Signal des Aufbruchs. Da gibt es auch in den dunkelsten Szenen immer noch einen Funken des Göttlichen.

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