„Mein Beruf ist eine Berufung“ - Deutsche Oper Berlin
Ein Gespräch mit Martina Helmig
„Mein Beruf ist eine Berufung“
Ivan Repušic über die Tücken eines Galaprogramms und seine Zukunftspläne
Die Festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung ist eine künstlerische und gesellschaftliche Institution in Berlin. Bei der 23. Ausgabe stehen zehn Gesangssolisten, Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Ivan Repusic auf der Bühne. Für den 1. Ständigen Gastdirigenten des Opernhauses eine Premiere.
Was motiviert Sie, sich für dieses Benefizkonzert zur Verfügung zu stellen?
Ich fühle mich als Musiker privilegiert, denn mein Beruf ist eine Berufung. Wenn ich irgendwie mit Musik helfen kann, dann ist es für mich wie ein Geschenk. Musik kann so viel bewirken. Ich hoffe, dass unsere Gala dazu beiträgt, das Thema AIDS wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich ausgewählt wurde. Diese Gala ist auch künstlerisch von großer Bedeutung. Mit Patrizia Ciofi und Aleksandra Kurzak habe ich an der Deutschen Oper Berlin schon zusammengearbeitet. Ich freue mich aber auch darauf, sieben andere großartige Sänger kennenzulernen.
Ist ein Galaprogramm eine besondere Herausforderung?
Die Herausforderung liegt darin, ein gutes Programm zusammenzustellen. Man hat die unterschiedlichsten Stilepochen und Themen, aber am Ende muss alles ein stimmiges Mosaik werden. Es kann schon gefährlich sein, von Rossini zu Wagner und dann zu Verdi zu springen. An dem Programm der Operngala finde ich interessant, dass wir neben Arien und Duetten aus berühmten Opern wie „Don Giovanni“, „La Traviata“ und „Tannhäuser“ auch Raritäten aus Bellinis „Bianca et Fernando“, Charpentiers „Louise“ oder die Ouvertüre zu Ferdinand Hérolds „Zampa oder Die Marmorbraut“ aufführen.
Was schätzen Sie besonders am Orchester der Deutschen Oper Berlin?
Das Orchester hat eine große Tradition und ist zu Recht stolz darauf. Die Musiker spielen pro Spielzeit mehr als 30 verschiedene Opern vom Klassik bis zur Moderne und sind immer bereit, Neues zu entdecken. Sie reagieren auch instinktiv sofort, wenn irgendetwas auf der Bühne nicht stimmt. Als junger Dirigent kann man von diesen Musikern sehr viel lernen. Solch eine Gala mit einem Sinfonieorchester zu spielen, wäre viel schwieriger.
Was möchten Sie als neuer Generalmusikdirektor in Hannover erreichen, und warum übernehmen Sie zusätzlich das Münchner Rundfunkorchester?
Ich kenne das Staatstheater Hannover schon lange, denn ich hatte dort von 2009 bis 2012 meine erste Kapellmeisterstelle in Deutschland. Ich würde mich freuen, wenn es seinen Status als eines der führenden Häuser in Deutschland weiter ausbauen könnte. Ich hoffe, dass wir am Ende meiner Zeit alle denken, dass wir einfach gut zusammen musiziert und die gemeinsame Zeit genossen haben. Das Münchner Rundfunkorchester ist ein wunderbarer Klangkörper. Zwischen den Musikern und mir hat die Chemie sofort gestimmt. In München spürt man die Nähe zu Italien, und das kommt mir als Kroate, als Mittelmeeranrainer, sehr entgegen. Die Arbeit mit einem Rundfunkorchester ist anders als mit einem Opernorchester, wir machen viele Aufnahmen und gehen oft auf Reisen. Ich hoffe, dass beide Tätigkeiten einander befruchten und beide Seiten profitieren.
Bleiben Sie der Deutschen Oper Berlin erhalten?
Wie es in der Zukunft wird, weiß ich noch nicht. Ich trage in Hannover und bald auch in München viel Verantwortung. Ich wünsche mir, dass ich daneben die Zeit finde, weiter an der Deutschen Oper zu arbeiten, aber ich habe eine Frau und drei Kinder. Für meine Familie brauche ich auch Zeit, das ist sogar das Wichtigste.
Für die Beilage der Deutschen Oper Berlin in der Berliner Morgenpost, November 2016.