Newsletter

Aktuelles zum Spielplan
Persönliche Empfehlungen
Besondere Aktionen ...
Seien Sie immer gut informiert!

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie 25% Ermäßigung bei Ihrem nächsten Kartenkauf

* Pflichtfeld





Newsletter

Reisen ist spannender als Ankommen - Deutsche Oper Berlin

Reisen ist spannender als Ankommen

Matthew Herbert entwickelt während einer Woche in der Tischlerei sein neues Album

Aus: Beilage zur Berliner Morgenpost, September 2014 / von Jacqueline Krause-Blouin

There ain’t no easy way out. Den einfachen Weg, den kennt Matthew Herbert nicht oder weicht ihm zumindest wann immer möglich aus. Wo andere Musiker den schnellen Erfolg und das Schulterklopfen der Kommerzgemeinde genießen, sucht Herbert etwas Höheres. Nur weiß er selbst oft am wenigsten, was genau er eigentlich sucht, die Destination ist nebensächlich.

„Ich glaube, dass die Vorstellung, Musik sei ein Produkt, einer der größten Irrtümer des heutigen Musikverständnisses ist. Musik ist kein Produkt, Musik ist ein Prozess. Die Reise interessiert mich mehr als das Ankommen“, so der 41-jährige Brite. „Eine Musikaufnahme ist lediglich eine Manifestation eines vielschichtigen, langwierigen Verlaufes.“

Und Herbert spricht durchaus aus Erfahrung. Für seine Platten, die fast immer einen höchst konzeptuellen Ansatz haben, nimmt der Künstler einiges auf sich. Auf seinem Album „One Pig” arbeitete er sich an einem etwas ungewöhnlichen Thema ab: dem Leben eines Schweines. Vom Geburtskanal bis auf den Speiseteller sozusagen, sämtliche Stationen eines Schweinelebens interpretierte und vertonte Herbert. Natürlich spaziert man dabei, auch wenn man wie Matthew Herbert ein angesehener Künstler ist, nicht einfach mir nichts dir nichts in den Schweinestall und sucht sich ein Versuchs- Schwein aus. Nein, bei besagtem Vorhaben wurde der Künstler mit einem langen Prozess konfrontiert.

Bevor er sich an die eigentliche Aufnahme-Arbeit machen konnte, recherchierte Herbert erst einmal 18 Monate lang. „Als ich dann soweit war, musste ich noch einmal neun Monate warten, bis mein Schwein geboren wurde“, erzählt der Musiker und Gesamtkünstler mit dem charmanten britischen Akzent. „Das Warten war mir eine Lehre, wir sind heute viel zu verwöhnt und alles ist immer sofort verfügbar. Ich meine, ich könnte jetzt sofort in 30 Sekunden das Gesamtwerk von Jimi Hendrix herunterladen, das ist doch krank!“

Seine sozialkritischen Arbeiten werden nicht immer angemessen anerkannt. Für „One Pig“ schaltete sich die Tierschutzorganisation Peta ein. Zu Unrecht, wie Herbert findet. Er wollte die Nahrungsindustrie anprangern, dass das Schwein am Ende auf dem Teller gelandet ist, reflektiere lediglich das reale Leben. So trieb er es sogar so weit, dass er bei seinen Konzerten Speck anbraten ließ.

Nun, echte Künstler ecken an und polarisieren. Und in dieser angepassten Welt gibt es generell zu wenige solcher Exemplare, auch im deutschen Kunstbetrieb. Umso schöner, dass Herbert im September Berlin eine ganze Woche lang die Ehre erweisen wird. Für das Projekt „The Recording” nistet der Londoner sich mit seinen Mitmusikern in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin ein, mit einem überaus ambitionierten Ziel: in einer Woche ein komplettes Album einzuspielen, zu produzieren und veröffentlichen. Von den ersten Skizzen bis zur Release Party in nur sieben Tagen. Nein, leicht macht es sich Herbert nicht im Leben.

Ab dem 18. September wird jeden Tag ab 16.30 Uhr in den sogenannten „Open Space“ eingeladen, Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen dem Experiment beiwohnen und selbst Teil des interaktiven Projekts werden. Der somit geschaffene kreative Dialog ist dem Künstler wichtig. „Bitte nennen Sie die Leute nicht Zuschauer!“, mahnt er dann auch sogleich. „Ich möchte sie lieber als Kollaborateure bezeichnen. Außerdem glaube ich, dass es ein natürlicher menschlicher Wunsch ist, zusammen eine Reise anzutreten und ein Gemeinschaftsgefühl herstellen zu wollen. Mein Studio kann ein sehr toter, einsamer Ort sein.“ Aber das Projekt ist nicht etwa des Künstlers Mittel zur Einsamkeitsbewältigung. Wie so oft bei Matthew Herbert, steckt weit mehr hinter seiner Arbeit als eine putzige Idee oder bloßes narzistisches Gesehen-Werden-Wollen-Entertainment.

„The Recording“ wird eine kritische Angelegenheit, denn der Musiker hat ein Problem mit dem derzeitigen Musikmarkt. „Ich muss sagen, dass es jedes Jahr schwieriger wird, optimistisch in die Zukunft des Musikmarktes zu blicken“, sagt er nachdenklich. „Wir Künstler haben es uns selbst zu lange erlaubt, ein Soundtrack der Indifferenz zu sein. Wir tun ständig so, als ob da draußen alles okay wäre. Und wir tun uns extrem schwer, in unserer Kunst das zu verarbeiten, was in der Welt wirklich vorgeht. Es geht meistens um uns selbst, um Beziehungen oder persönliche Gefühle. Ich finde das verwirrend, weil doch so viel Schreckliches passiert. Aber wir sind alle auch nur Cheerleader einer Konsumgesellschaft! Oder hören Sie etwa ständig Songs über die Kriege oder die Bankenkrise?“

Matthew Herbert ist einer der wenigen Künstler, die ständig mit sich und der Welt im Dialog stehen und bei allen Lobeshymnen, die auf ihn herabhallen, vergisst er nicht, sich selbst zu reflektieren. Genau genommen tut er dies sogar andauernd und vielleicht bisweilen zu sehr und bleibt so stets sein schärfster Kritiker. Während des Gespräches wird man das Gefühl nicht los, einem rastlosen Menschen im Konflikt mit sich selbst, vielleicht gar kurz vor der Kapitulation, gegenüberzusitzen. „Es fällt auch mir am leichtesten, über mich selbst zu schreiben“, sagt er. „Aber man muss sich davon lösen. Wir Künstler tragen in dieser Hinsicht eine Verantwortung.“

Auch deswegen liegt Herbert das Projekt „The Recording“ besonders am Herzen. Er möchte eine Konversation schaffen, einen interaktiven Dialog, und Fragen auf den Grund gehen, auf die er selbst noch keine Antwort gefunden hat: Welchen Unterschied macht Musik noch? Was kann Musik noch für uns tun? Diese Thematik lässt Herbert seit der Aufführung seines Stückes „The Crackle“ im Londoner Royal Opera House keine Ruhe mehr. Die zentrale Figur in dieser freien „Faust“-Adaption ist ein Musiklehrer, der mit Hilfe von 47 Kindern Antwort auf eben diese Fragen sucht. Eigentlich wollte Herbert das gesamte Stück als Gastspiel nach Berlin bringen, aber dann schien es ihm doch interessanter, die Konversation weiterzuentwickeln und auf die Basis hinunter zu brechen. Ohnehin ist dieser Mann kein Freund der Wiederholung.

Aber ist es nicht ein wenig Angst einflößend, etwas derart Intimes wie den Kompositionsprozess von Musik vor Publikum zu bringen? Fühlt man sich da nicht ausgestellt und schutzlos? Oder ist es gar gerade diese Verletzbarkeit, die Herbert braucht um kreativ zu sein? „Ich habe keine Angst“, sagt er knapp und lässt diesem Satz einen Augenblick nachdenklicher Stille folgen. „Jedenfalls nicht davor. Meine größte Angst ist die, etwas Unbefriedigendes, Mittelmäßiges zu schaffen.“ Das wird ihm indes bei all den kreativen Köpfen in Berlin wohl kaum passieren. Ob Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger, Leute mit Computer-Skills, Menschen, die eigenartige Geräusche machen können oder meinungsstarke Politikinteressierte: Jeder ist eingeladen, seine Spuren in diesem einzigartigen Kollaborationsprojekt zu hinterlassen. Wie alles bei Herbert, ob gewollt oder nicht, wird auch „The Recording“ einen politischen Beigeschmack haben. „Mich fasziniert die Idee von kreativer Demokratie“, sagt Herbert. Wenn das so ist, hat er für dieses Vorhaben die richtige Stadt gewählt. Jedem der Aufnahmetage in der Tischlerei wird ein Thema zugeordnet. „Ein Tag mag ein Tag der Religionen oder der spirituellen Seite von Musik sein, einen anderen Tag widmen wir vielleicht der Technologie. Vielleicht kann man auch an einem Tag alle seine Tiere mitbringen oder seine Oma“, sagt Herbert aufgeregt.

Kunst braucht Reibung, Kunst braucht Auseinandersetzung und „The Recording“ soll ein lebendiges Klanglabor werden. Zugleich darf der Spaß nicht zu kurz kommen. „Ich freue mich auf euren Besuch“, sagt der Projekt-Initiator zum Schluss des Gesprächs. „Aber schaut unbedingt vorher nach, welcher Thementag ist. Nicht dass ihr mit eurer Oma aufkreuzt, wenn gerade Katzentag ist!“

OnePager Projekt starten
1

Wählen Sie den Namen der neuen Page

Zusammen mit der Adresse (URL) der Basisseite ist Ihr Projekt sofort unter dieser neuen Internetadresse verfügbar.

weitere Infos

Editor Mode
2

Inhalte nach Ihren Vorstellungen einrichten.

Erste Daten, Bilder, Videos sowie persönlichen Daten haben wir bereits für Sie als Beispiel hinterlegt.

weitere Infos

Seitenbereiche / Slides
3

Jedes Slide hat einen eigenen Editor

Mit dem Wechsel eines Slide wird der zugehörige Editor eingeblendet. Auf der rechten Seite bearbeiten Sie die Inhalte.

weitere Infos

Erneut bearbeiten
4

Verborgener Button links unten in der Ecke

Via MouseOver wird der Button für den Editor Mode sichtbar, um Inhalte später erneut anpassen zu können.

weitere Infos

OnePager anlegen / bearbeiten