Die Geister in der Maschine

In ZEROTH LAW treffen menschliche Stimmen auf Maschinenmusik, wenn ein Roboterorchester zusammen mit dem RIAS Kammerchor live auf der Bühne steht

Wie stellen wir sicher, dass sich eine Künstliche Intelligenz uns Menschen unterordnet? Kaum drei Jahre vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1942, dachte ein junger Schriftsteller über das Zusammenleben von Roboter und Mensch nach. Wenn in einer fernen Zukunft einmal Maschinen existieren, die eigenständig Lösungen finden, dann wären sie auch in der Lage, sich gegen uns zu wenden. Isaac Asimov formulierte drei Gesetze, die das Handeln der Roboter zum Schutze des Menschen einschränken, verankert in ihrer Programmierung, und stellte allen voran das nullte Gesetz: Roboter haben das Wohl der Menschheit über das des Individuums zu stellen.

ZEROTH LAW spielt in einer Zeit, in der das nullte Gesetz herrscht. Menschen haben Robotern sämtliche Entscheidungsprozesse übertragen, die Welt wird technokratisch verwaltet. Doch etwas stört das Zusammenleben: Die Maschinen denken in sehr großen Zeiträumen; was zunächst wie ein Fehler wirkt, sogar Leid bringt, wird sich einmal als richtige Entscheidung im Sinne der Menschheit herausstellen. »Ein moralphilosophisches Problem, das paradigmatisch für die Frage nach dem Verhältnis zwischen KI und Gesellschaft steht«, so Maciej Śledziecki. Zusammen mit Marion Wörle konstruiert er als Gamut Inc akustische Musikmaschinen, die live vom Computer gesteuert werden.

Seit über zehn Jahren entwickeln Sledziecki und Wörle ferngesteuerte Musikmaschinen. Inspiration beziehen sie immer wieder aus Science-Fiction-Literatur der 1920er Jahre © Max Zerrahn
 

Für ZEROTH LAW greifen die beiden auf das Roboterorchester der Logos Foundation zurück, darunter ferngesteuerte Orgeln, Blasinstrumente, Glockenspiele, aber auch obskurere Eigenkreationen wie etwa eine Feder, die metallisch-perkussive Klänge hervorbringt.

In der Tischlerei wird das Roboterorchester erstmals live mit dem RIAS Kammerchor zu sehen sein. Musikalisch treffen zwei Pole aufeinander, hier die Exaktheit und beinahe grenzenlose Virtuosität automatisierter Klangmaschinen und dort die menschliche Stimme: organisch, unmittelbar, individuell. Gamut Inc übersetzen die kompositorischen Strategien von ihren Maschinen auf den Chor, er wird zu einem Vermittler, einer Art mechanisch-menschlichem Hybrid. »Die erste Probe mit dem Chor war für uns etwas ganz Besonderes. Man versucht sich beim Komponieren immer vorzustellen, wie es am Ende klingen wird. Aber dann steht man auf einmal vor diesem Klangkörper und ist einfach nur überwältigt«, erinnert sich Wörle. In der Tischlerei bekommt das Publikum nun die Chance, sich ebenso überwältigen zu lassen – und mit Gamut Inc über das Verhältnis von Mensch und Maschine nachzudenken.

 

Autor Tilman Mühlenberg ist selbst Musiker, Journalist und arbeitet als Redakteur für die Magazine der Deutschen Oper Berlin

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