Schlagzeuger gehen einfach richtig ab - Deutsche Oper Berlin
Ein Gespräch
Schlagzeuger gehen einfach richtig ab
Björn Matthiesen und Rüdiger Ruppert haben einen Percussion-Workshop in der Hector-Peterson-Schule gegeben. Die beiden Schüler Cem und Tafari hatten teilgenommen. Jetzt sitzen die vier nach ihrer ersten Trommel-Session in der Tischlerei zusammen.
Björn Matthiesen (B): Cem, Tafari, was bedeutet euch Musik?
Cem (C) : Musik zu hören ist eine der besten Freizeitbeschäftigungen. Aber selbst Musik zu machen, ist etwas ganz anderes, es ist wirklich geil, man kann etwas Eigenes probieren.
Tafari (T) : Michael Jackson ist mein absoluter Lieblingssänger. Eigentlich interessiere ich mich erst richtig für Musik, seit ich Michael Jackson gesehen habe. Aber was man alles mit Musik machen kann, dass man unendliche Möglichkeiten hat, das ist toll.
C: Wie ist es bei euch? Wieso habt ihr Schlagzeug gelernt?
Rüdiger „Rübe“ Ruppert (R): Als ich noch jung war, habe ich eine Band gesehen und dachte: Mensch, die anderen stehen nur herum und der Schlagzeuger flippt total aus, das muss was Cooles sein. Als ich dann noch mehr Schlagzeuger gesehen hatte, dachte ich, das will ich auch machen. Auch vom Klang her finde ich, es ist das coolste Instrument.
B: Ich habe zuerst Klavier gespielt. Als ich mit Schlagzeug anfing, da war ich schon zwölf. Aber dann habe ich bald gemerkt, Schlagzeug, das ist mein Instrument.

R: Tafari, du kommst doch aus Jamaika, magst du die Musik von dort?
T: Ich war noch nie auf Jamaika, ich wurde hier geboren. Aber Reggae gefällt mir sehr, das ist meine zweitliebste Musikrichtung. Wenn man Reggae hört, denkt man gleich an Jamaika. An Karibik, Sommer, Strand und an dunkelhäutige Sänger, die da ganz gechillt rum sitzen und Gitarre spielen.

C: Wie ist es bei euch, welche Musik gefällt euch am meisten?
R: Mir gefällt Jazz am meisten, schon von klein auf. Da kann jeder spielen, was ihm gerade in den Kopf kommt, aber trotzdem passt es. Ich finde eigentlich alle Musik toll, Klassik natürlich, sonst wäre ich nicht hier. Aber ich mag auch Reggae, Michael Jackson mag ich auch. Hauptsache, die Musik ist gut gemacht.
B: Bei mir geht es auch in die Breite, aber ich bin schon eher jemand, der viel klassische Musik hört und auch moderne Musik. Ich weiß nicht, ob man heute noch E-Musik sagt, also „e“ für ernsthaft, aber ich mag die Beethoven-Komponisten von heute. Das klingt sehr abgefahren, es ist aber was ganz anderes als Popmusik.
T: Wie seid ihr an die Deutsche Oper gekommen?
R: Ich habe Schlagzeug studiert und es gibt eine Zeitschrift, in der kann man die freien Stellen für die Orchester nachlesen. Ich habe mich beworben, vorgespielt und die Stelle gekriegt.
T: Wieviel Leute bewerben sich da?
R: Es bewerben sich so 120 Studenten, auch Profis aus anderen Orchestern, und dann wählt die Orchestergruppe ca. 20 von diesen 120 aus.
B: Das ist wie beim Casting. In der ersten Runde fangen 20 Musiker an, in der zweiten Runde sind es noch vier bis sechs und in der dritten Runde sind zwei bis drei Leute übrig. Von denen wird dann einer ausgewählt. Alle spielen die gleichen Stücke vor und wer am besten spielt, der kriegt den Job.
R: Ich habe zum Beispiel den Björn mit ausgewählt, denn ich bin schon länger hier als er.
T: Seid ihr die besten Schlagzeuger Deutschlands, kann man das so sagen?
B: Nein, das kann man so nicht sagen.
T: Aber ihr gehört zu den Besten?
R: Im klassischen Bereich ist unser Orchester sicher eines der Top-Orchester in Deutschland und deswegen dürfen wir uns wohl auch zu den Top-Schlagzeugern zählen.
C: Als ich zum ersten Mal von der Deutschen Oper Berlin gehört habe, dachte ich, hier wird nur Opernmusik gemacht. Aber hier werden ganz viele Musikrichtungen gespielt und Oper ist auch Theater. Das mit dem Theater, das wusste ich gar nicht.
R: Wie ist es für euch mit der Musik? Welche Rolle spielt für euch dabei die Bewegung?
C: Ich höre ja eigentlich Rockmusik und in der Rockmusik wird oft so gezappelt. Du sagtest vorhin ja auch schon, die Schlagzeuger gehen einfach richtig ab. Beim Schlagzeug bewegt man sich einfach, man bewegt beide Arme und beide Beine. Mein erster Schlagzeuglehrer hat gesagt, Schlagzeug kann einen schon gut auspowern, aber man muss dabei locker bleiben. Also, es ist kein Sport.
T: Für mich gehören Musik und Tanz zusammen. Ich sage nur Michael Jackson. Man sieht das auch auf den ganzen Musikvideos, die Leute tanzen zu ihrer Musik. Als ich noch klein war, da habe ich getanzt, sobald Musik lief. Musik und Tanz, das war für mich schon immer eine Sache.
C: Warum macht ihr bei dem Projekt mit? Gefällt es euch?
R: Ich finde es total spannend. Ihr alle, also ihr zwei und die anderen aus der Gruppe, sind uns richtig ans Herz gewachsen. Am Anfang, bevor es in der Schule richtig losging, sah das anders aus. Wir waren ganz schön skeptisch.
C: Aber da hattet ihr falsch gedacht.
R: Genau. Ihr habt richtig was drauf und wir können zusammen was Cooles machen. Etwas, was ganz anders ist als unser Alltag. Wir arbeiten sonst mit einem Dirigenten zusammen und genau nach Noten. Hier können wir sehr kreativ sein, das macht Spaß.
B: Wir können hier frei etwas mit gestalten und uns selbst etwas ausdenken, das ist toll. Das Gesamtkonzept wächst mit dem, was jeder von uns einbringt. Mit euch zusammen künstlerisch so experimentieren zu können, das ist schon etwas Besonderes.
T: Ich bin damals in der Schule eigentlich nur zum Spaß zum Casting gegangen. Ich habe nicht gedacht, dass ich angenommen werde und jetzt bin ich hier. Wir machen beim Trommeln wirklich was zusammen. Wir lernen von euch, aber jeder lernt auch von jedem, immer neue Dinge. Ich glaube, wenn wir hier in drei Wochen fertig sind, dann sind wir so etwas wie eine große Familie.
Aufgezeichnet von Michaela Schlagenwerth. Aus dem Programmfeht von GIVE-A-WAY.