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Tempel oder Almhütte? - Deutsche Oper Berlin

„Dido“ im individuell erlebbaren Klangraum

Tempel oder Almhütte?

Dramaturg Curt A. Roesler spricht mit Regisseur Martin G. Berger über seine Sicht auf die mythologische Figur.

Die Kammeroper „Dido“ nimmt zwei ältere Bearbeitungen des antiken Stoffs auf: Der Hauptteil beruht auf „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell, an die Stelle des Prologs tritt ein Konzentrat aus dem Metastasio-Libretto „Didone abbandonata“, das Michael Hirsch bereits 2003/04 komponiert hatte. Dido ist eine widersprüchliche Figur. In der Antike als Frau mit Macht über ein ganzes nordafrikanisches Königreich eine Ausnahmeerscheinung, steht sie heute für menschliches Handeln und Versagen. Ihre Liebe ist zum Scheitern verurteilt, und es bleibt offen, ob sie selbst die Trennung von Aeneas veranlasst oder ob sie tatsächlich von außen, also von Göttern oder von Hexen, erzwungen ist.

Warum sollen wir dieser alten Geschichte von Dido, die ihren Geliebten Aeneas verloren oder vielleicht auch verstoßen hat und darüber abjammert, zuhören?
In der langen Abjammerungsgeschichte, die die Oper seit 1600 zu bieten hat, ist „Dido“ noch ein relativ zivilisierter Fall. Selbst das „Lamento“ – und das heißt ja „Jammer“ – finde ich gar nicht jammerig. Darin verarbeitet Dido bereits das Weggehen von Aeneas. Sie ist selbst nicht daran unschuldig, dass Aeneas geht. Und sie ist auch nicht ganz unglücklich damit. Sie kann nicht mit ihm sein und dafür schämt sie sich. „Remember me, but forget my fate“, sagt sie am Schluss. Sie möchte also, dass man liebevoll an sie zurückdenkt, aber niemand soll ihr Schicksal nachahmen. Das ist alles sehr klar, und zwar am Ende eines Geschehens, das ein Jammern durchaus zulässig machen würde.

Es bleibt aber die Tatsache, dass Dido sich in diesem Zustand von Anfang an befindet.
Dennoch finde ich, dass es eine Entwicklung gibt. Die Chöre, Belinda, die Hexen, Matrosen, das sind alles innere Stimmen von Dido. Das können wir uns so vorstellen: Wenn wir eine Depression haben, dann erscheint eine Hexe an unserer Bettkante, wenn wir nur noch Sex wollen, kommt der Matrose in unseren Kopf. Und Belinda ist diejenige, die sagt: „Schau, da ist doch jemand, der dich liebt.“ Damit beginnt die Entwicklung. Dido sagt nämlich zuerst: „Nein, ich möchte keine Liebe in meinem Leben.“ Sie liebt Aeneas zwar, bewertet dieses Gefühl aber negativ. Eine sehr moderne Darstellung: sie ist eine Person, die nicht klar kommt mit ihren Gefühlen. Sie erkennt früh, dass sie gegen das Gefühl, das Aeneas in ihr auslöst, nicht ankommt. Auch weil er ganz anders ist, als man sich einen antiken Helden vorstellt. Er zeigt sich sehr bindungsfähig – was sie überhaupt nicht ist. Und nach und nach überzeugt er sie. Dann gibt es plötzlich einen orgiastischen Chor, der uns andeutet, dass sie sich ihm jetzt hingibt. Allein bis dahin ist es schon ein langer Weg, aber dann passiert noch viel mehr, bis sie sich der finalen Aussprache mit ihm stellen muss. Nein, es stimmt nicht, dass sie die ganze Zeit nur herumheult und sich nichts entwickelt.

Diese Geschichte soll in einer ganz besonderen Form dargeboten werden. Es gibt einen zeitgenössischen Teil, die Neukomposition eines alten Textes – „Didone abbandonata“ – von Michael Hirsch und die Bearbeitung der Purcell-Oper „Dido and Aeneas“ durch denselben Komponisten, die auch viele Rückbezüge auf seine Neukomposition enthält.
Es gibt in der Tat viele Köche und wir hoffen, dass sie einen schönen Brei zustande bringen. Da ist die Geschichte von Vergil, die ist von den Barocklibrettisten interpretiert worden, das Libretto ist wiederum von Purcell interpretiert worden, der seinerseits durch Michael Hirsch eine Interpretation erfahren hat. Und das Ganze interpretiere ich jetzt als Regisseur. Um diese vielen Ebenen zu einem sinnlichen Erlebnis zu machen, gehen wir ganz nah ran an den Stoff, die Figuren, aber auch an die Zuschauer. Wir begeben uns mit dem Publikum in einen installativen Klangraum, der für uns zugleich das ist, was in Dido widerhallt. Der Raum wird durch Licht und Klang Zustände annehmen, die wir gemeinsam im Sitzen, im Stehen, im Liegen durchleben werden. Michael Hirsch hat sich als Komponist bereits in gewisser Weise entmündigt, indem er Zuspielungen und Schlagzeugstimmen unabhängig vom Hauptgeschehen abspielen lässt. Er hat also nicht die komplette Kontrolle. Daraus haben wir die Konsequenz gezogen: geben auch wir als Leitende die Kontrolle ab! Versuchen wir ein Musiktheatererlebnis zu schaffen, das für jeden Zuschauer anders ist.

Die Zuschauer werden gebeten, bevor sie in diesen Raum treten, die Schuhe auszuziehen. Da hat man spontan zwei Assoziationen: Almhütte oder Tempel. Was von beidem ist es?
So gefragt, muss ich mich schon für den Tempel entscheiden. Aber ich hoffe, dass wir Spaß haben werden wie in einer Almhütte. Im Ernst: der entscheidende Chor ist für mich „Great minds against themselves conspire / and shun the cure they most desire.“ Große Geister – spannende Menschen, könnte man auch sagen – stellen sich oft selber ein Bein und nehmen sich das, was sie am meisten brauchen, selbst weg durch das viele Denken. Das ist sehr intim und sehr fragil. Deshalb haben wir uns entschieden, im Ausstattungskonzept auf ein Material zurückzugreifen, das normalerweise benutzt wird, um fragile Gegenstände einzupacken. Und deswegen soll man „auf leisen Sohlen“ da hineingehen. Wir wollen einander zuhören. Es ist kein lauter Abend; es ist ein leiser Abend mit ein paar wenigen Ausbrüchen.

Bis jetzt haben wir lediglich von Dido gesprochen, die Oper von Purcell heißt aber „Dido und Aeneas“. Was ist mit dem Aeneas?
Aeneas sieht man in der Tat immer durch die Brille der Dido. Dennoch ist er ein ausgesprochener Sympathieträger. Man kann kaum verstehen, dass Dido diesen nahezu idealen Mann nicht will: „Anchises’ valor mixed with Venus’ charms.“ Er ist nach heutigen Begriffen metrosexuell. Am Schluss sagt er sogar: „Ich bleibe, wenn du es willst.“ Und sie sagt: „Nein, jetzt ist es zu spät.“ Dass eine Frau einen so perfekten Mann ablehnt, war schon damals gesellschaftlich nicht akzeptiert; heute ist es das immer noch nicht.

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