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Verstrickt in die ganz große Lüge - Deutsche Oper Berlin

NEUE SZENEN II – OHIO

Verstrickt in die ganz große Lüge

Mit dem Triptychon „Ohio“ bringen junge Künstler DDR-Spionage-Geschichten auf die Bühne der Tischlerei

Aus dem Opernjournal April 2015 der Berliner Morgenpost.

Von Martina Helmig

Mitten in der Nacht macht sich der Mann aus dem Staub. Kein Streit, keine Erklärung. Das Baby schreit, die Frau telefoniert mit Polizei und Krankenhäusern, doch er bleibt spurlos verschwunden. Für immer. Die Führungsoffizierin hat den Mann abgezogen. Die Informationen, die der Spion über seine Frau an die Stasi lieferte, sind nicht mehr wertvoll. Er bekommt eine neue Identität, ein neues Leben, vielleicht eine neue Familie.

Solche Fälle gab es wirklich in der DDR. Stasi-Agenten, sogenannte „Romeos“, die auf Frauen angesetzt wurden, mit ihnen Familien gründeten und nach Jahren das verlogene Leben einfach wieder verließen. Die beiden Autoren Michel Decar und Jakob Nolte lernten in einer Neuköllner Bar einmal einen Mann kennen, der ein Kind aus einer solchen Verbindung war und dessen ganzes Leben von dem Geheimnis des plötzlich abgetauchten Vaters überschattet wurde. Als sie das Angebot bekamen, gemeinsam mit Sascha Hargesheimer ein Libretto über einen zeitgenössischen Stoff für die Deutsche Oper Berlin zu schreiben, fiel ihnen die Geschichte wieder ein.

Die drei jungen Schriftsteller sind miteinander befreundet. Sie haben gemeinsam John von Düffels renommierten Studiengang „Szenisches Schreiben“ an der Universität der Künste besucht. Unter dem Titel „Ohio“ entwarfen sie ein DDR-Spionage-Libretto für die Reihe „Neue Szenen“, die die Oper mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler veranstaltet. Die drei jungen Komponisten für das Projekt – Robert Krampe, Mischa Tangian und Elisa Quarello – wurden in einem Wettbewerb ausgewählt. Dann nahmen sich jeweils ein Librettist und ein Komponist einen von drei Teilen der Geschichte vor.

Robert Krampe erinnert sich noch an die seltsamen Geräusche, die er bei West-Gesprächen im Telefon hörte. Der Komponist wurde 1980 in Ost-Berlin geboren, verbrachte also die ersten neun Jahre seines Lebens in der DDR: „Ich habe schon mitbekommen, dass da nicht alles Gold war, was glänzte. Mein Lehrer sagte mir, dass ich keine weiterführende Schule hätte besuchen dürfen, weil ich im Kirchenchor sang und weil wir Westkontakte hatten. Für mich ist es sehr interessant, diese ganze Stasi-Thematik aufzuarbeiten.“

Natürlich ist das Thema des Ausspionierens durch die Enthüllungen von Edward Snowden ganz aktuell. Der Komponist könnte sich aber niemals vorstellen, einen Chor die Ergebnisse des NSA-Untersuchungsausschusses singen zu lassen. „Für die Oper ist es wichtig, aus der Geschichte heraus eine Art Spiegel zu entwickeln, die das Publikum zum Nachdenken über die aktuellen Entwicklungen bringt.“

Der erste Teil des Triptychons, den er komponiert hat, endet mit einem Satz, der ins Heute führt: „Es kommt eine Zeit, in der niemand mehr Spion sein wird, oder alle.“ Das lässt Robert Krampe von den Sängern in der Art eines griechischen Chors singen. „Ich konnte es mir auch nicht verkneifen, im Nachspiel die amerikanische Nationalhymne kurz anklingen zu lassen“, so der Komponist. Er hat sich die CD „Helden an der unsichtbaren Front“ besorgt und sich mit der Stasi-Musikkultur auseinandergesetzt. Im Dialog des Spions mit seiner Vorgesetzten im Treptower Park hat er Zitate aus einem Kampflied und der DDR-Nationalhymne verwendet, aber so, dass man sie nicht erkennt. Aus den Buchstaben von Begriffen wie „s-t-a-s-i“ und „t-s-c-h-e-k-i-s-t-e-n“ hat er Töne abgeleitet. Eine Szene, in der das sowjetische Ehrenmal lebendig wird, erinnert an Mozarts „Don Giovanni“ und den Komtur.

„Für mich rückte der Spion als Mensch immer mehr in den Vordergrund. Als Komponist versucht man immer, sich in die Figuren hineinzuversetzen. Andererseits: Wie kann man Sympathie für einen Stasi-Agenten empfinden?“ fragt sich Robert Krampe, der mit zwölf Jahren zu komponieren begann und noch während der Schulzeit Hans Werner Henze assistieren durfte. Die Oper bezeichnet er als seine „Herzensgattung“. Zwei kürzere Musiktheaterwerke hat er schon geschrieben, der nächste Schritt wäre eine abendfüllende Oper.

Sascha Hargesheimer kommt dagegen vom Schauspiel. Schon mit 22 Jahren gründete er in Frankfurt am Main mit Freunden ein freies Theater, das gerade sein 10-jähriges Jubiläum feierte. Einige Jahre lang hat er Armin Petras assistiert und Regie geführt. Jetzt lebt er vom Schreiben, sein Stück „In Salz“ wird im Juni bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater uraufgeführt. Für die Deutsche Oper Berlin hat er nun sein erstes Opernlibretto geschrieben und viel dabei gelernt.

Mit seinem Komponistenkollegen hat er intensiv am Libretto gearbeitet. Er musste sich viel kürzer fassen als sonst. Seine Theaterstücke haben rund 100 Seiten, in der Oper muss er mit 20 Seiten auskommen. „In meinen Texten gibt es Melodie und Rhythmus, das war ein guter Berührungspunkt“, erzählt er. „Aber ich bin es gewöhnt, uneindeutiger zu schreiben. In der Oper kann ich direkter und pathetischer sein, Worte wie ‚Liebe‘, ‚Rache‘ und ‚Tod‘ einfach benutzen, ohne die poetischen Umschreibungen zu wählen.“ Für die Endfassung seines Librettos war nicht ein einziger Satz aus dem ursprünglichen Text unbearbeitet geblieben. Hargesheimer fand es sehr spannend, sich mit dem Agenten zu beschäftigen, der über Jahre hinweg vorgibt, jemand anderes zu sein, ein ganzes Leben als Lüge führt. Ihn interessieren die emotionalen Konsequenzen für die Menschen, die in den großen Betrug verstrickt sind.

Jeder Autor, jeder Komponist schrieb in seinem eigenen Stil. Trotzdem entstand am Ende eine zusammenhängende Geschichte. Jetzt sind die drei Regisseure sowie die Sänger und Instrumentalisten von der Eisler-Hochschule an der Reihe, die Spionagegeschichte auf die Opernbühne zu bringen.

 

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