Von Bären, Menschen und Zwischenwesen - Deutsche Oper Berlin

BÄR*IN, Uraufführung am 21. Juni 2023

Von Bären, Menschen und Zwischenwesen

Wer hat in unserer Welt Handlungsmacht? Der Abend BÄR*IN ist eine musikalische Reflexion über die Beziehung von Mensch und Tier und über das Ende des Anthropozäns

Sie ist Anthropologin, auf Feldforschung in Sibirien, als sie in der Wildnis auf einen Bären trifft, und ihr Leben sich für immer verändert. Das Tier beißt Nastassja Martin ins Gesicht, sie rammt ihm einen Eispickel in die Seite, überlebt schwer verletzt, wie durch ein Wunder. Martin nennt das Ereignis fortan ihre zweite Geburt: Sie ist nun halb Mensch, halb Bär – ihre Seelen sind verschmolzen. Das ist die Geschichte ihres autobiografischen Romans »An das Wilde glauben«.

Die Regisseurin Franziska Angerer nimmt die Erzählung zum Ausgangspunkt für ein Musiktheater. Zudem hat sich Angerer von der Geschichte des Berliner Wappentiers inspirieren lassen. Die Regisseurin stieß auf den kaum bekannten Bärenzwinger am Köllnischen Park – mitten in der Stadt wurden dort jahrzehntelang Bären auf zu kleinem Raum gehalten, sie sollten das Wappentier repräsentieren. Erst 2015 endete die bizarre Tradition.

»Dass die Bären als lebende Wappentiere domestiziert und eingesperrt wurden, hat einen aggressiven Gestus. Es ist der Versuch des Menschen, die Natur zu bezwingen«, sagt Angerer.

Wo endet das Tier? Wo beginnt der Mensch? Bei Nastassja Martin verschwimmen die Grenzen zwischen Frau und Bär. »Es stellt sich die Frage, wer in unserer Welt alles Handlungsmacht hat«, so Angerer. Davon handelt der Abend, den Angerer mit dem Komponisten Arne Gieshoff gestaltet. Es geht also auch um Identität, um Macht, Zuschreibung von Rollen. Konsequenterweise meint Angerer auch das Gendersternchen im Titel des Stücks erweitert, sie sieht darin ebenso das Tier inkludiert.

Auch die Musik soll die Verschmelzungen spiegeln. »Wenn etwa verschiedene Stile hart aufeinanderprallen, gibt es vielleicht einen Clash, vielleicht aber gehen sie auch ineinander auf«, sagt Angerer. Wie bei der Begegnung von Mensch und Tier.

 

Franziska Angerer inszenierte u. a. am Residenztheater München, am Staatstheater Darmstadt und am Landestheater Tübingen. Im Januar wurde sie mit dem Dr.-Otto-Kasten-Preis des Deutschen Bühnenvereins ausgezeichnet.

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