Was bisher geschah ... - Deutsche Oper Berlin

Was bisher geschah ...

Eine Auswahl an Tischlerei-Produktionen der letzten Jahre

In diesem Artikel finden Sie eine Auswahl an Tischlerei-Produktionen der letzten Jahre.

Im November 2012 eröffneten wir die Spielstätte „Tischlerei“ mit „Mahlermania“ von Nico and the Navigators. Das hieß bis heute: Über 40 Uraufführungen, über 40 überraschende Formen und Formate, über 40 neue Antworten auf die Frage, was Musiktheater heute sein kann … Auf weitere 10 Jahre Tischlerei: Auf weitere Überraschungen, Installationen, Stückentwicklungen, Soundwalks, Late-Night-Reihen und Begegnungen von Avantgarde, Pop, Rock, Bildender Kunst und Oper. Happy Birthday!

 

„Mahlermania“

Ein Musiktheaterabend um Gustav Mahler
Uraufführung am 27. November 2012

Spätestens seit Luchino Viscontis Verfilmung des „Tod in Venedig“, die seiner Musik einen gewaltigen Popularitätsschub brachte, ist Gustav Mahler zum Prototyp des modernen Künstlers geworden. Kaum zu zählen sind die literarischen und filmischen Auseinandersetzungen, die sich seither an dem Werk wie auch an der Biografie des 1860 geborenen Komponisten abgearbeitet haben. 

Mahlermania © Thomas Aurin
 

Auch die Berliner Theatermacherin Nicola Hümpel hat sich von den Wechselwirkungen zwischen Leben und Werk Mahlers inspirieren lassen. MAHLERMANIA ist jedoch keine anekdotische Nacherzählung, sondern eine Annäherung, die auf der Grundlage von Mahlers Musik genau die Existenzfragen fokussiert, die über den historisch-biografischen Kontext Mahlers hinaus bis in die unmittelbare Gegenwart reichen: Mit den choreografischen und schauspielerischen Mitteln, die sie mit ihrer Truppe „Nico and the Navigators“ in den vergangenen Jahren erarbeitet hat, kreist MAHLERMANIA um Menschen ebenso wie um elementare Situationen: Wie reagiert ein Mann, wenn er merkt, dass er über seinem Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung und Erfüllung seiner künstlerischen Visionen seine Familie verloren hat? Was tut er, wenn er spürt, dass plötzlich Jüngere da sind, für die sein Werk und seine Visionen nicht mehr zeitgemäß sind? Und was ist mit der Frau, die quälend spürt, dass ihr der faszinierendste Teil der Persönlichkeit ihres Mannes, die schöpferische Kreativität, verschlossen bleibt? Und dass die Bedeutung ihres Lebens für andere nicht an ihr selbst, sondern nur an ihrer Rolle als Künstlerehefrau liegt? MAHLERMANIA ist so nicht nur ein Abend über den Künstler, sondern auch über die Kunst und die Bedingungen, unter denen sie entsteht und nachwirkt.

Musikalische Leitung Moritz Gnann; Inszenierung Nicola Hümpel; Bühne Oliver Proske; Kostüme Frauke Ritter; Dramaturgie Jörg Königsdorf; Mit Katarina Bradic, Simon Pauly, Ioannis Avakoumidis, Annedore Kleist, Anna-Luise Recke, Patric Schott, Frank Willens, Musiker*innen des Orchesters der Deutschen Oper Berlin

 

Oh, wie schön ist Panama

Musiktheater für alle ab 5 Jahren von Lin Wang (*1976) nach dem Bilderbuch von Janosch
Uraufführung am 26. Januar 2013

„Ach ja, uns geht es gut.“ – Tiger und Bär sind zufrieden. Sie haben alles, was sie zum Leben brauchen. Doch eines Tages ist alles anders: Der Bär fischt eine Kiste aus dem Fluss, die von oben bis unten nach Bananen riecht. „Panama“ steht auf der Kiste. Und ab jetzt haben Tiger und Bär nur noch ein Ziel: „Panama – das Land meiner Träume“. Sie begeben sich auf eine große Reise hinaus in die Welt und machen sich auf die Suche nach ihrem Sehnsuchtsland. Eine poetische Geschichte vom Träumen, Reisen, die Welt Erfahren und dabei sich selbst Finden erzählt Janoschs Kinderbuch-Klassiker „Oh, wie schön ist Panama“ von 1976. Dieser Stoff reizte die chinesische Komponistin Lin Wang, im Auftrag der Deutschen Oper Berlin ein spielerisches Musiktheater für Kinder zu kreieren, das auch musikalisch den Fragen von Heimat, Fremde und kultureller Identität nachgeht. Lin Wang gehört zu einer jungen Komponistengarde, die im Spannungsfeld zwischen chinesischer und europäischer Klangtradition arbeitet. 

Oh wie schön ist Panama © Thomas Aurin
 

Die Deutsche Oper Berlin kooperierte bei dieser Produktion im Rahmen des Workshop-Projektes „Mein Panama“ mit drei Berliner Schulklassen (Peter-Paul-Rubens-Gemeinschaftsschule Schöneberg, Bürgermeister-Herz-Grundschule Kreuzberg, Katholische Schule Herz Jesu Charlottenburg). Zwei Monate lang konnten Schüler der Klassenstufen 1 bis 3 nicht nur die Reise von Tiger und Bär kennen lernen, sondern sich ihr individuelles Traumland „Panama“ erschaffen und dieses musikalisch und spielerisch ergründen. Die Ergebnisse dieser spannenden und urkomischen, blitzschnellen und tiefenentspannenden, sommersonnigen und hypergalaktischen Fantasiereisen wurden dem Publikum als Auftakt vor Beginn der ersten drei Vorstellungen von OH, WIE SCHÖN IST PANAMA präsentiert.

Musikalische Leitung Kevin McCutcheon; Inszenierung Daniel Pfluger; Bühne Flurin Borg Madsen; Kostüme Janine Werthmann; Mit Jörg Schörner, Martin Gerke, Bini Lee, Rachel Hauge, Tobias Kehrer, Zafraan Ensemble

 

M & The Acid Monks

Desert-Pop-Theater nach E.T.A. Hoffmanns „Die Elixiere des Teufels“
von Adapt feat. The bianca Story
Premiere am 2. März 2013

Sie erzählen von Drogen, Verfall und Schizophrenie. Basierend auf dem Roman „Die Elixiere des Teufels“ von E. T. A. Hoffmann, ist M & THE ACID MONKS der Höllenritt eines begabten jungen Mannes, der auf dem schmalen Grat zwischen Grandiosität und Verzweiflung, zwischen mönchischer Askese und zügelloser Ausschweifung seinen Platz im Leben sucht – verfolgt von seinem Doppelgänger, der ihn um den Verstand bringt. Die Basler Band „The bianca Story“ fällt immer wieder mit genre-überschreitenden Projekten auf. M & THE ACID MONKS lässt die Grenzen zwischen Theater, Performance und Konzert verschwimmen und entführt den Zuschauer in eine überbordende Welt der Träume und Albträume.

M & The Acid Monks
 

Nach erfolgreichen Aufführungen in der Schweiz waren „The bianca Story“ für zwei Aufführungen an die Deutsche Oper Berlin eingeladen. 

Regie Daniel Pfluger; Bühne Flurin Borg Madsen; Kostüme Janine Werthmann; Video Fabian Chiquet; Mit Fabian Chiquet, Victor Moser, Elia Rediger, Joël Fonsegrive, Mario Gremlich, Fabian Guggisberg, Lorenz Hunziker, Natalina Muggli 

 

Hoffmann

Musiktheatrale Phantasmagorien frei nach LES CONTES D’HOFFMANN; musikalisch bearbeitet und mit Neukompositionen versehen von Anne Champert
Uraufführung am 18. September 2013

Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind verwischt in den musikalischen Erzählungen des Dichters Hoffmann. Drei Frauenfiguren entsteigen seiner Imagination, allesamt schillernde Facetten einer einzigen Geliebten: die Automatenpuppe Olympia, die lungenkranke Antonia und die Kurtisane Giulietta. Die eigene Identität des Dichters ist ebenso brüchig wie die Konturen der ihn umgebenden Welt.

Als ein Vorbild nennt der in Amsterdam lebende Regisseur, Performer und Zauberer Jakop Ahlbom den Filmregisseur David Lynch. Dessen Einfluss ist in vielen Arbeiten des schwedischen Theatermachers spürbar: Ahlbom schafft magische und surrealistisch-albtraumhafte Theaterwelten, die seit 2000 in den Niederlanden gefeiert werden und 2010 beim Young Director’s Project der Salzburger Festspiele für Aufsehen sorgten. Gemeinsam mit der Komponistin Anne Champert, die u. a. „composer in residence“ am Pariser IRCAM war, erarbeitete Ahlbom eine eigene Fassung von Hoffmanns Traum- und Albtraumwelten.

Hoffmann © Thomas Aurin
 

Musikalische Leitung Anne Champert; Inszenierung Jakop Ahlbom; Bühne Oliver Helf; Kostüme Susanne Hiller, Katrin Wolfermann; Mit Alexandra Hutton, Paul Kaufmann, Seth Carico, Stephen Barchi, Jamin Flabiano, Andrew Harris, Matthew Newlin, Matthew Peña, Michael Rapke, Álvaro Zambrano, ZhengZhong Zhou, Yannick Greweldinger, Silke Hundertmark, Gwen Langenberg, Reinier Schimmel; Musiker des Orchesters der Deutschen Oper Berlin

 

The Recording

Matthew Herbert und Band
18. bis 24. September 2014

Heutzutage kann jeder Komponist sein: alle 24 Stunden wird eine unmessbare Menge an Musik produziert. Matthew Herbert fragte: sind wir immer noch in der Lage zuzuhören? Der international renommierte Künstler, bekannt für seine kompromisslose Haltung gegenüber Musik und ihrer Entstehung, lud das Publikum und besondere Gäste – Musiker, Theoretiker und Politiker – ein, sich mit dem kreativen Prozess auseinanderzusetzen und daran auch aktiv teilzunehmen. Sieben Tage (+ Prolog) waren Matthew Herbert und seine Band Artists-in-Residence sein,  in einem eigens hierfür eingerichteten Tonstudio in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin. Ihr Ziel: innerhalb von einer Woche ein Album from scratch zu komponieren, aufzunehmen und zu mischen.

The Recording © Marcus Lieberenz
 

THE RECORDING war eine Veranstaltung mit Open-Space-Format: Das Publikum konnte kommen und gehen, wann es wollte [einzige Voraussetzung war eine gültige Eintrittskarte]. Nur während der Aufnahmen gab es keinen Ein- und Auslass. Matthew Herberts Ziel war es, jeden Abend zwischen 20.00 und 20.30 Uhr das im Laufe des Tages gefundene und entwickelte Material aufzunehmen. Es konnte aber auch vorkommen, dass außerhalb dieser Zeit kurze Aufnahmen stattfanden. Dann ging das Aufnahmelicht an.

 

Gold

Musiktheater für alle ab 4 Jahren von Leonard Evers Libretto von Flora Verbrugge nach dem Grimm’schen Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“. 
Premiere am 5. Dezember 2014

Jacob wohnt mit seinen Eltern am Meer. Sie sind so arm, dass sie kein Haus haben. Noch nicht einmal Schuhe. Trotzdem sind sie zusammen glücklich. Eines Tages darf Jacob mit seinem Vater zum Angeln gehen. Und er fängt einen riesigen Fisch. Aber der Fisch verspricht, Jacob jeden Wunsch zu erfüllen, wenn er ihn nur wieder ins Meer wirft. Jacob weiß erst gar nicht, was er sich wünschen soll. Dann fällt es ihm ein: Schuhe! Und er bekommt tolle Schuhe! Aber seine Eltern hätten auch gerne Schuhe. Und ein Haus. Oder eine Villa? Oder gleich ein Schloss? Jeden Tag schicken sie Jacob wieder zum Fisch. Und der Fisch erfüllt alle ihre Wünsche. Dabei fühlt Jacob sich gar nicht gut, denn der Fisch wird immer dünner. Und glücklicher werden Jacob und seine Eltern nicht …

Gold © Marcus Lieberenz
 

Mit viel Humor und Musik untersuchte GOLD den schmalen Grat zwischen berechtigtem Wunsch und maßloser Gier. Aber was ist Glück wirklich? Am Ende jedenfalls ist Jacob wunschlos glücklich. GOLD wurde gesungen, erzählt und gespielt von einer Sängerin und einem Schlagzeuger.

Inszenierung Annechien Koerselman; Bühne, Kostüme Dieuweke van Reij; Mit Daniel Eichholz / Lukas Böhm, Christina Sidak

 

Waldesruh

Dokumentarisches Musiktheater mit Musik von Morton Feldman, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Schubert und Richard Strauss. Arrangiert von Michael Wilhelmi
Uraufführung am 2. Oktober 2020

Der Topos vom Wald als Ort deutscher Romantik wurde über die letzten 200 Jahre unterschiedlichsten Umformungen ausgesetzt: Ob als Inbegriff romantischer Weltflucht, Spießigkeit, militaristischer Uniformität, Ökospiritualität oder Seismograph des Klimawandels – der Wald war und ist Projektionsfläche gesellschaftspolitischer Phänomene.

Regisseurin Anna-Sophie Mahler und ihr Team nahmen Recherchegespräche mit Spezialist*innen und Wissenschaftler*innen zum Ausgangspunkt für ihren zweiteiligen Musiktheaterabend, der einerseits zum Lernen und Erfahren einladen, andererseits Perspektivwechsel herbeiführen wollte: So verband sich romantische Chorliteratur und Waldlieder mit Zeltlageratmosphäre, das Publikum erfuhr mehr über Pilzstrukturen und die Kommunikation der Bäume. Die kahle Tischlerei verwandelte sich in einen imaginären Wald. Der Abend gipfelte in einer konzentrierten Aufführung von Morton Feldmans »Triadic Memories« – einem außergewöhnlichen Stück für Klavier solo. 1981 entstanden, handelt es sich um ein Spätwerk von Feldman, das von extremer Reduktion, Klarheit und Offenheit lebt.

Waldesruh © Thomas Aurin
 

Inszenierung, Konzept Anna-Sophie Mahler; Dramaturgie, Konzept Falk Rößler; Musikalische Leitung, Komposition Michael Wilhelmi; Ausstattung Sophie Krayer; Klangregie Albrecht Ziepert; Videodesign Georg Lendorff; Design, Bau der mobilen Lautsprecher Annatina Huwiler; Mit Thomas Douglas, Rebecca Pedersen, Philipp Jekal, Falk Rößler, Michael Wilhelmi, Stefan Wirth, Jugendchor der Deutschen Oper Berlin

 

Gilgamesh Must Die!

Konzerttheater mit der Band „The bianca Story“ sowie Berliner Kindern und Jugendlichen Musik von Fabian Chiquet, Victor Moser, Elia Rediger 
Uraufführung am 17. März 2014

Ein Drittel Mensch, zwei Drittel Gott. Gilgamesch, mesopotamischer König und totalitärer Egomane, kennt keine Grenzen. Bis die Götter seinen besten Freund Enkidu vor seinen Augen dem qualvollen Tod ausliefern. Getrieben  von rastloser Angst wird die Suche nach der Unsterblichkeit zu Gilgameschs neuem Lebensinhalt. Finden wird er sie, aber anders, als er vermutete … 

Das Gilgamesch-Epos ist die älteste überlieferte Geschichte der Menschheit. Auf elf mit Keilschrift beschriebenen Steintafeln wird der Weg des Gilgamesch vom Despoten zum Beschützer seiner Heimat Uruk beschrieben, eine weitere Tafel erzählt ein unabhängiges Abenteuer von Gilgamesch und Enkidu. Anhand der elf Tafeln entwickelte die Basler Pop-Formation „The bianca Story“ elf Songs, die die Grundmotive des Epos aufnehmen und überschreiben. Zusammen mit Berliner Kindern und Jugendlichen und professionellen SängerInnen wurde GILGAMESH MUST DIE! eine wilde und lustvolle Reise in die Abgründe der menschlichen Urängste auf der Suche nach Unsterblichkeit.

Gilgamesh Must Die! © Thomas Aurin
 

Inszenierung Daniel Pfluger; Bühne Flurin Borg Madsen, Kostüme Janine Werthmann; Sound-Designer Stefan Uiting; Mit Christina Sidak, Natalina Muggli, Berliner Kindern und Jugendlichen [Akarsan Arudchelvan, Marlon Batiste, Johanna Becker, Maduss Diane, Samantha Friedrich, Francesco Grothe, Sidney Hahn, Jeele Geróm Johannsen, Leonie Kolhoff, Mareike Matz, Julia Niemann, Max Schirrmacher, Lilith Schollmeyer, Emmi Malu von Ploetz, Liam Wustrack, Jonas Ziehfreund]; Musik: The bianca Story

 

Give-A-Way

Arien, Baglama & Atemakrobatik: Musiktheater-Projekt von Kreuzberger Schülern, freien Künstlern und Musikern der Deutschen Oper Berlin 
Premiere am 24. Januar 2015

Was haben die berühmte Opernarie „Casta Diva“, Beat Boxing und experimentelle Klangkunst miteinander gemein? Und was zwei so verschiedene Institutionen wie die Kreuzberger Hector-Peterson-Schule und die Deutsche Oper Berlin? Wie kann man sich auf Augenhöhe begegnen, wie miteinander teilen? 

Das Stück GIVE-A-WAY war das Ergebnis einer ungewöhnlichen Kooperation zum Thema „Teilen und Schenken“ der Hector-Peterson-Schule und der Deutschen Oper Berlin. Musikalisch wurde ein Bogen von den Klängen des Kreuzberger Schulalltags bis hin zur „großen“ Oper geschlagen. Aus dem Aufeinandertreffen der Lebenswelten entstand unter Leitung der Komponistin und Regisseurin Alexandra Holtsch und ihrem Team ein assoziatives Musiktheater, das die unterschiedlichen musikalischen Herkünfte und Traditionen miteinander amalgamierte. Zwanzig Schüler*innen standen zusammen mit ihren Lehrern und mit Berliner Künstlern auf der Bühne. Sie erzählten Geschichten von verratenen Geliebten, von Geschenken, die sich selbständig machen und zu Klangmaschinen mutieren, von Arien, Baglama und Atemakrobatik.  

Give-A-Way © Thomas Aurin
 

Der Inszenierung voran ging eine viermonatige Recherche in der Schule. In sieben Werkstätten (für Musik, Szenisches Spiel, Tanz, Bühnenbild, Kostüm, Video und Schreiben) arbeiteten, forschten und gestalteten einhundertzwanzig Schüler gemeinsam mit freien Künstlern und mit Musikern der Deutschen Oper Berlin zum Thema. Wie kann man Teilen anders denken? Was hat es mit dem Geben und dem Schenken auf sich? Wo wird es schwierig? Wo teilen wir gerne? 

Musikalische Leitung, Inszenierung Alexandra Holtsch; Bühne David Reuter; Choreografie Josep Caballero Garcia; Kostüme Sabine Hilscher; Video Regina Teichs, Marcel Fiedler; Kinetische Bühnenskulptur Christian Bilger, Instrumentenbau Jörg Heuer; Mit Schüler*innen und Lehrer*innen auf und hinter der Bühne [Azahr, Cem, Danny, Erdem, Ercan, Esra, Görkem, Hamudi, Hassan, Ismail, Kerem, Melda, Mücahit, Naadir, Neslihan, Nevine, Rabia, Tafari, Mona, Zainab, Cihad (Bühne), Marko (Ton), Yassin (Video); Björn Carius, Uwe Griep, Renata Sachs sowie Seoyoung Park, Christian Kesten, Haydar Kutluer, Jens Hilse; Björn Matthiessen, Rüdiger Ruppert, Henrik Schmidt, Mathias Hinke, Silke Buchholz, Murat Seven, Robert John van den Dolder, Antje Rose

 

Gianni

Gianni Versaces Biografie als Voguing-Ball. Ein Musiktheater von Brandt Brauer Frick und Martin Butler
Auf Texte von Martin Butler, DC Miller und Amber Vineyard

Uraufführung am 1. Oktober 2016

Es geht um Begierde und Verehrung, um das Versprechen von Schönheit und Jugend, um den Ausdruck von Macht und Reichtum und um eine Verheißung von unbegrenzter sexueller Potenz. Mode ist die Inszenierung des Einzelnen im Alltag, in der das Sein mit dem Schein verschmilzt. Und es ist die Bühne der globalen Fashionwelt mit dem Glamour der Modenschauen und Supermodels. Ein Designer wird zum Hohepriester dieser Welt, wenn es ihm gelingt, den Zeitgeist mit dem Versprechen zu verbinden, existenzielle menschliche Glückserwartungen wahr werden zu lassen. Gianni Versace hat als solch ein Hohepriester die Mode seiner Zeit geprägt. Doch bei kaum einem anderen Stardesigner folgte auf den kometenhaften Aufstieg vom kalabrischen Schneider und Stoffeinkäufer aus einfachen Verhältnissen zum Herrn über ein Modeimperium derart abrupt das tragische Ende: Die Ermordung durch den Callboy und Serienmörder Andrew Cunanan vor Versaces Villa am Ocean Drive in Miami. 

Gianni © Thomas Aurin
 

Der englische Regisseur Martin Butler bringt mit der Berliner Band Brandt Brauer Frick die Parabel von Versaces Aufstieg und Fall ausgehend von der Form eines Vogue Balls auf die Bühne – im Stile jener Subkultur aus dem New York der 80er Jahre, in der sich die Selbstinszenierung als jemand anderes aus einer Wunsch- oder Glamourwelt mit einem hochvirtuosen Tanzstil verband, der eine Synthese aus Urban-Dance-Moves mit Catwalk-Elementen ist. 

Musikalische Leitung und Musik Brandt Brauer Frick; Inszenierung Martin Butler; Bühne, Video Shan Blume; Kostüme And Beyond; Choreografische Beratung Susanne Marx; Mit Claron McFadden, Alexander Geist, Amber Vineyard, Seth Carico, Alexander Mugler, Fredrik Quinones

 

Wolfsschlucht

Musiktheater von Malte Giesen nach Motiven von Carl Maria von Webers DER FREISCHÜTZ
Uraufführung am 14. September 2019

Seit seiner Uraufführung am 18. Juni 1821 im Schauspielhaus Berlin fasziniert Carl Maria von Webers FREISCHÜTZ Zuschauer und Künstler. Als erste deutsche Nationaloper immer wieder als naive Spukerzählung in einer vermeintlich idyllischen Jäger- und Bauernwelt rezipiert, brechen sich in der zentralen Wolfsschluchtszene für alle hörbar die Nachtseiten des Lebens ihre Bahn. „Das ist nicht der Böhmerwald, wo meine Wiege stand, sondern beginnendes Grauen, Zauber aus der Frühzeit der entzauberten Welt“, schrieb schon 1962 Theodor W. Adorno.

Wolfsschlucht © Marcus Lieberenz
 

Ausgehend von Friedrich Kinds FREISCHÜTZ-Libretto und Webers Musik näherten sich Komponist Malte Giesen und Regisseur Paul-Georg Dittrich den Schattenseiten unserer Wünsche an. Sieben Kugeln werden Max versprochen, sieben Stationen hatte der Musiktheaterabend in der Tischlerei. Mit drei Sängern, Kinderchor, zwei Hörnern, Klavier und Elektronik wurden die Aggregatzustände von Wut, Trauer, Angst und Hoffnung erfahrbar gemacht.

Musikalische Leitung Tilman Wildt; Inszenierung Paul-Georg Dittrich; Bühne, Kostüme Pia Dederichs, Lena Schmid; Video Vincent Stefan; Kinderchöre Christian Lindhorst; Mit Susanna Fairbairn, Andrew Dickinson, Florian Spiess, Kinderchor und Musiker*innen des Orchesters der Deutschen Oper Berlin

 

Das Geheimnis der blauen Hirsche

Musik von Georg Friedrich Händel und Neukompositionen von Sebastian Hanusa; Text von Annechien Koerselman nach dem Buch „Lena und das Geheimnis der blauen Hirsche“ von Edward van de Vendel in der Übersetzung von Rolf Erdorf
Uraufführung am 4. November 2016 

Es war ein Nachmittag wie immer. Mama und Lena tranken Tee. Lena starrte auf die Vase vor sich auf dem Tisch. Und plötzlich sah Lena sie: die Hirsche. 13 blaue Minihirsche lösten sich von der Vase und liefen über den Tisch. Lena hörte ihre kleinen Hufe leise auf der Tischplatte klappern, und dann kamen sie in einer Reihe auf Lena zu. „Meisterin!“, flüsterten sie, „Meisterin!“ Ab diesem Nachmittag hatte Lena ein Geheimnis. Es war, als schiene eine kleine Sonne in ihr drin. Doch die verdunkelte sich schnell, als ihr Bruder Raff vor ihr stand. Raff, der so seine Wut manchmal nicht beherrschen konnte. Und Raff, der ebenfalls ein Geheimnis hatte …

Das Geheimnis der blauen Hirsche © Stephan Bögel
 

DAS GEHEIMNIS DER BLAUEN HIRSCHE ist eine poetische Geschichte über die Kraft der Fantasie. Das Geheimnis der Hirsche schenkt Lena Selbstvertrauen, auch wenn die blauen Tiere nur selten zu sehen sind. Und mit Lenas zunehmender innerer Stärke wächst auch der Mut, es mit ihrem cholerisch veranlagten Bruder aufzunehmen. Die Geschichte über das ungleiche Geschwisterpaar, das sich in seinen Traumwelten begegnet und auch in der Realität immer besser verstehen lernt, wurde erzählt, gesungen und gespielt von einem Puppenspieler, einer Sängerin und zwei Musikern. Arien von Georg Friedrich Händel und Neukompositionen von Sebastian Hanusa ließen weitere, eigene Fantasieräume entstehen.

Regie, Konzept Annechien Koerselman; Musiktheaterpädagogik Tamara Schmidt; Objektbau Gildas Coustier; Objekttheater Nicolas Streit; Mit Meechot Marrero, Mathias Becker, Elda Laro, Noa Niv

 

Frankenstein

Musiktheater nach Mary Shelley u. a. von Gordon Kampe, Maximilian von Mayenburg und Paul Hübner
Uraufführung am 30. Januar 2018

Einen modernen Prometheus nannte Mary Shelley ihren Frankenstein im Untertitel – er stiehlt zwar nicht den Göttern das Feuer und wird dafür bestraft, doch auch Frankenstein will gottgleich sein: Er schafft Leben. Der 1818 zunächst anonym veröffentlichte Roman – entstanden war die Erzählung als Zeitvertreib während eines Besuchs Mary Shelleys bei Lord Byron am Genfer See – faszinierte Leser und Künstler von Beginn an. Ganz im Stil der Schauerromantik variiert die Autorin darin ein Thema, das nicht nur Wissenschaftler, gerade zu Beginn des 19. Jahrhunderts, umtrieb: Wie weit darf der Forschungsdrang des Menschen gehen? Wie ein Doktor Faust, wie ein Prometheus scheint Viktor Frankenstein die Grenzen des human Möglichen zu überschreiten, wenn er lebende Materie aus totem Fleisch schafft. Es ist faszinierend, dass es gerade dieser Stoff war, der gut hundert Jahre später die ersten Filmemacher umtrieb. Bis heute gibt es unzählige Verfilmungen, Variationen und Weitererzählungen des Stoffes, die Frankenstein zu einem der größten Phänomene der Populärkultur gemacht haben. 

Frankenstein © Thomas Aurin
 

Regisseur Maximilian von Mayenburg nahm sich dieses großen Stoffes an. Gemeinsam mit seinem Ausstattungsteam verwandelte er die Tischlerei in ein Labor. 

Musikalische Leitung Jens Holzkamp; Inszenierung Maximilian von Mayenburg; Ausstattung Sophie du Vinage; Mit Christopher Nell, Anna Rot, Sandra Hamaoui, Andrew Dickinson, Paul Hübner, Musiker*innen des Orchesters der Deutschen Oper Berlin; Puppenbau Claudia Six

 

Negar

Musiktheater von Marie-Ève Signeyrole und Keyvan Chemirani
Text von Marie-Ève Signeyrole und Sonia Hossein-Pour

Uraufführung am 29. Oktober 2022

Teheran 2013: Das gesellschaftliche Leben ist geprägt von Widersprüchen. Trotz strenger Verbote hat sich in der iranischen Hauptstadt ein reges Nachtleben etabliert. Eine junge Generation schafft sich im Untergrund Freiräume in einer Lebensrealität, in der jede noch so kleine Grenzüberschreitung zum brutalen Einschreiten der Behörden führen kann. Diese Welt betritt Shirin, als sie nach Jahrzehnten in den Iran zurückkehrt und ihre Kindheitsfreunde Negar und Aziz wiedertrifft. Das Wiedersehen ruft alte Erinnerungen wach und konfrontiert die drei mit der Frage nach der eigenen Identität. Es entspinnt sich eine Suche nach dem Vertrauten im Fremden, nach dem eigenen Selbst, wie es sich im Anderen spiegelt. Als sich im Laufe dieser Annäherung schließlich eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zwischen den Dreien entwickelt, wird ihre Begegnung auch zu einem Akt des Widerstands und der Selbstbehauptung in einem System der Unterdrückung und Überwachung.

NEGAR erzählt von Sehnsüchten und Projektionen, die durch das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Welten zum Vorschein kommen. Marie-Ève Signeyrole hat für dieses Auftragswerk der Deutschen Oper Berlin gemeinsam mit der französisch-iranischen Dramaturgin Sonia Hossein-Pour vor zwei Jahren eine journalistische Recherche begonnen und junge Leute aus Teheran interviewt. Wie auch in anderen Produktionen entwickelte Signeyrole aus diesem dokumentarischen Material eine musiktheatrale Fiktion.

Negar © Eike Walkenhorst
 

Für die Komposition zu NEGAR verschmilzt Keyvan Chemirani verschiedene Musikrichtungen und Stile. In einer Begegnung von improvisierter und notierter Musik spielen Künstler*innen mit traditionellen persischen Instrumenten gemeinsam mit Orchestermitgliedern der Deutschen Oper Berlin. Sänger*innen des Opernensembles treffen auf Gäste wie die in Teheran aufgewachsene Künstlerin Golnar Shahyar, die iranische Musik mit Jazz und improvisiertem Gesang kombiniert.

Musikalische Leitung Albert Mena; Inszenierung, Text Marie-Ève Signeyrole; Text, Dramaturgische Beratung Sonia Hossein-Pour; Bühne Fabien Teigné; Kostüme Yashi; Video Jules Gassot, Marie-Ève Signeyrole; Dramaturgie Dorothea Hartmann, Konstantin Parnian; Mit Golnar Shahyar, Katarina Bradic, Julian Arsenault, Dean Murphy, Arianna Manganello, Sylvain Barou, Efrén López, Misagh Joolaee, Yukari Aotani-Riehl, Manon Gerhardt, Johannes Petersen, Vojislav Veselinov, Thomas Richter, Rüdiger Ruppert

 

Sensor

Elektrisches Musiktheater von Konrad Boehmer und Albert Ostermaier
Uraufführung am 23. Januar 2016

Es beginnt mit einem Unfall. Etwas stürzt ein, es kommt zum totalen Zusammenbruch der bürgerlichen Existenz, aber auch des Erinnern-Könnens, des Bewusstseins um die eigene Identität. Es ist ein Schnitt durch das Sein, der für die drei Figuren in Albert Ostermaiers Text zum Ausgangspunkt wird für den Versuch, aus den Fragmenten und Splittern ihrer zerstobenen Erinnerungen ihr bisheriges Leben zu rekonstruieren. Und die sich damit aufmachen, das Netz von Beziehungen zu rekonstruieren, das sie scheinbar miteinander verbindet, herauszufinden, was sie gemeinsam erlebt haben.

Sensor © Eike Walkenhorst
 

Geschrieben wurde der Text für den deutsch-niederländischen Komponisten Konrad Boehmer, mit dem Ostermaier ab Ende der 90er Jahre mehrere gemeinsame Projekte realisiert hatte. SENSOR ist geschrieben für vier Musiker – Klavier, Klarinette, zwei Schlagzeuger – ein elektronisches Zuspiel und drei Schauspieler. Das Stück wurde 2007 fertig gestellt, erlebte aber erst posthum, nach Boehmers Tod im Herbst 2014, seine Uraufführung. Es ist ein Stück, das von einer Kraft des Aufruhrs, von scharfen Kontrasten und einer pointiert zugespitzten Zeichnung von Gefühlslagen, Zeit- und Energieverläufen geprägt ist. Diese verbinden sich auf den verschiedenen musikalischen Ebenen mal zu einem Kino für die Ohren, mal zu hochexpressiver Dramatik, oft aber auch zu intimen, kammermusikalischen Momenten, in denen die Sprache des Lyriker Ostermaiers ihre ganze Kraft entfalten kann.

Musikalische Leitung Manuel Nawri; Inszenierung Verena Stoiber; Bühne, Kostüme, Video Sophia Schneider; Video Alec Barth; Mit Morgane Ferru, Ruth Macke, Stephan Baumecker, Elda Laro, Adrian Krämer, Hanno Vehling, Michael Weilacher

 

Wir aus Glas

Musiktheater von Yasutaki Inamori; Libretto von Gerhild Steinbuch
Premiere am 19. Juni 2018

Der Alltag: zahllose, kleine Routinen, die unbemerkt immer wieder aufs Neue abgespult werden. Vom morgendlichen Zähneputzen und Toilettengang bis zum nächtlichen Einschlafmodus bewegt sich der Mensch sicher durch den Tag. Was aber wird aus den liebgewonnenen Ritualen, wenn man genau hinsieht? In WIR AUS GLAS werden sie von dem Komponisten Yasutaki Inamori durch instrumentale Klangschatten betont und verzerrt. Der Alltag unterschiedlichster Menschen wird einer mikroskopischen Untersuchung unterzogen: Wir folgen sechs Bewohnern einer Stadt über den Zeitraum von einer Woche und betrachten ihren immer gleichen Tagesablauf, der durch die Beobachtung in seinen Eigenheiten vergrößert wird, sich verändert, stockt, aus dem Tritt gerät – und doch nicht aus dem Tritt geraten darf. So ergibt sich ein Mosaik unterschiedlicher, kurzer Lebensausschnitte, das vom Verhältnis des Öffentlichen zum Privaten erzählt – und von der Schwierigkeit, die Balance zwischen beidem zu finden.

Wir aus Glas © Eike Walkenhorst
 

Der Komponist Yasutaki Inamori, geboren 1978 in Tokio, lebt in Detmold und ist Preisträger des renommierten Bernd-Alois- Zimmermann-Stipendiums 2011. Er studierte Komposition an der Gakugei-Universität-Tokio, wechselte an die Kölner Musikhochschule und setzte sein Studium bei Johannes Schöllhorn und Michael Beil fort, das er 2011 mit dem Konzertexamen abschloss. Regisseur David Hermann inszenierte an der Deutschen Oper Berlin bereits Helmut Lachenmanns DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZERN, Xenakis’ ORESTEIA und Janáceks DIE SACHE MAKROPULOS. Jetzt, im November 2022, wird seine Inszenierung von Beethovens FIDELIO Premiere feiern.

Inszenierung David Hermann; Bühne Jo Schramm; Kostüme You-Jin Seo; Musikalische Einstudierung Elda Laro; Mit Michelle Daly, Alexandra Hutton, Clemens Bieber, Thomas Florio, Steffen Scheumann, Magdalena Motyl, Ludwig Obst, Anna Schors, Natalia Nesterenko, Ena Pongrac, Louise Leverd, Florian Bensch, Mia Bodet, Kelsey Maiorano, Callum G'Froerer, Jack Adler-McKean

 

Die Schneekönigin

Musiktheater nach Hans Christian Andersen von Samuel Penderbayne;
Text von Christian Schönfelder

Uraufführung am 22. November 2019

Gerda und Kay sind beste Freunde. Doch als Kay einen Splitter ins Auge bekommt, ist plötzlich alles anders. Kindisch, brav und blöd findet er Gerda und seine anderen Freunde und folgt der verlockenden Stimme der eisschönen Schneekönigin. Jetzt macht sich Gerda auf – und während sie ihren Kay sucht, findet sie sich selbst: Im schaurig-schönen Reich der Blumenkönigin, am langweilig-goldenen Hof der Prinzessin, in der gefährlich-dunklen Höhle der Räuberkönigin lernt sie für sich und ihre Freunde einzustehen. Mit Hilfe von Krähe und Rentier findet sie am Ende den Weg in den kalten Norden Lapplands und kann mit der wahren Macht der Freundschaft – dem Lachen – ihren Kay aus den Klauen der Schneekönigin befreien.

Die Schneekönigin © Thomas Aurin
 

Seit Generationen ist Andersens Kunstmärchen aus den Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken – und hat Autoren und Komponisten inspiriert. Nun verwandelt sich die Tischlerei in die eisig-kalte Welt der Schneekönigin. Komponist Samuel Penderbayne, Librettist Christian Schönfelder und die Regisseurin Brigitte Dethier gehen mit einer Schauspielerin, drei Sängern und fünf Musikern auf Gerdas Reise. Mit Witz und Schauer erzählen sie gemeinsam einen Road-Movie: Musizierende Blumen, eine krächzende Klarinette, ein Tuba-Rentier und die schaurig-schöne Synthesizer-Welt der Schneekönigin sind nur einige Zutaten für dieses Musiktheater, bei dem die Kinder hautnah am Geschehen sind. DIE SCHNEEKÖNIGIN ist auch im Dezember 2022 und Januar 2023 wieder in der Tischlerei zu erleben.

Inszenierung Brigitte Dethier; Bühne, Kostüme Carolin Mittler; Mit Sophia Körber, Alexandra Ionis, Martin Gerke, Hanna Plaß, Jone Bolibar Núñez, Louise Leverd, Jack Adler-McKean, Henriette Zahn, Daniel Eichholz

 

3 x Così fan tutte

Wie lassen sich die Werke des Opernrepertoires so inszenieren, dass sie uns jenseits des „Regietheaters“ und ohne fragwürdigen Aktualitätszwang einen neuen Blick auf die Werke gewähren? Wie kann Musiktheater für ein Publikum des 21. Jahrhunderts aussehen? Könnte das Perfomative eine weiterführende Dimension sein? Eine Dimension, die Unkontrolliertes zulässt, Erwartungen enttäuscht, auf Überraschung setzt und auf Irritation? 

Ein Forschungsprojekt der Kunstuniversität Graz beschäftigte sich unter der Leitung von Barbara Beyer über mehrere Jahre hinweg mit diesen Fragen. Am Beispiel von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper COSì FAN TUTTE wurden drei unterschiedliche Herangehensweisen an das Werk gezeigt, von drei jungen Regieteams mit drei verschiedenen Ensembles inszeniert und an drei Abenden hintereinander in der Tischlerei präsentiert. Begleitend zu den Aufführungen fand ein Symposion mit dem Titel „Die Zukunft der Oper“ statt.

Così fan tutte I © Alexander Wenzel / Kunstuniversität Graz
 

Così fan tutte I Inszenierung Clara Hinterberger; Ausstattung Anika Söhnholz; Komposition Anna Kropfelder; Video, Sound-Design Siavosh Banihashemi; Musikalische Leitung Moritz Gnann; Mit Margarita Misihaev, Valentyna Halushko, Zuzana Ballanova, Mahdi Zareiniakan, David Park, Szabolcs Hamori, Soo Yeon You, Matej Bunderla, Julian Rogge, Ivan Trenev, Yulan Yu, Symphonieorchester der Universität der Künste

Così fan tutte I © Alexander Wenzel / Kunstuniversität Graz
 

Così fan tutte II Inszenierung Margo Zalite; Ausstattung Martin Miotk; Sound-Design Marian Weger; Musikalische Leitung Moritz Gnann; Mit Léa Trommenschlager, Rahel Indermaur, Katsiaryna Melnikava, Magnús Hallur Jónsson, Grga Peros, Slaven Abazovic, Benjamin Zsoldos, Symphonieorchester der Universität der Künste

Così fan tutte III © Alexander Wenzel / Kunstuniversität Graz
 

Così fan tutte III Inszenierung Michael von zur Mühlen; Ausstattung Christoph Ernst; Musikalische Leitung Moritz Gnann; Videoproduktion Peter Venus; Mit Gabrijela Nedok, Antonija Fabijanovic, Theresa Zisser, Matthias Siddhartha Otto, Attila Mokus, Severin Praßl, Soyoun Kim, Nico Delpy, Symphonieorchester der Universität der Künste

 

Neue Szenen

Ein Wettbewerb für junge Opernkomponist*innen? Das ist auch zehn Jahre, nachdem zum ersten Mal NEUE SZENEN in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin stattfand, immer noch etwas ganz Besonderes. Während der Gewinn eines Wettbewerbs für angehende Musiker*innen, Dirigent*innen oder auch Regiestudierende jedoch in erster Linie ein wichtiger Schritt zur professionellen Karriere bedeutet, ging es bei NEUE SZENEN von Anfang an um mehr: Der als Zusammenarbeit der Deutschen Oper Berlin mit der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler veranstaltete Wettbewerb war und ist in erster Linie als Zukunftslabor für junge Künstler*innen gedacht, über das Finden einer individuellen musikdramatischen Sprache hinaus im komplexen Metier des Musiktheaters neue Wege künstlerischer Zusammenarbeit zu erproben. So richtete sich der Wettbewerb NEUE SZENEN explizit auch an Teams aus Komponist*innen und Autor*innen, wie auch die drei Musiktheaterwerke von ungefähr dreißig Minuten Länge in enger Zusammenarbeit von Musik und Text – sowie mit den Studierenden der Hochschule Hanns Eisler entstehen, die diese inszenierend, spielend und singend auf die Bühne bringen. 

Neue Szenen V: Scheiterhaufen © Eike Walkenhorst
 

Die Bedeutung einer solchen Arbeitserfahrung im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters – und damit die Strahlkraft des Wettbewerbs – zeigt sich an der kontinuierlich wachsenden Zahl von Bewerbungen aus aller Welt: Aus insgesamt 119 Einsendungen hatte die Jury die drei Gewinner*innen für die sechste Folge zu ermitteln. Und allein die Herkunft der drei ausgewählten Teams spricht für die ungebrochene Faszinationskraft, die das Genre Musiktheater nach wie vor auf junge Künstler*innen ausübt: Der aus dem Iran stammende Komponist Sina Fani Sani wird mit der Berliner Autorin Franziska vom Heede zusammenarbeiten, Germán Alonso aus Spanien mit dem italienischen Librettisten Fabrizio Funari und die litauische Komponistin Juta Pranulytė mit Giulia Fornasier aus Italien. Erleben Sie NEUE SZENEN VI am 21., 22., 24. und 27. April 2023.

Neue Szenen III – Tako Tsubo © Eike Walkenhorst
 

In den letzten 10 Jahren komponierten Evan Gardner, Stefan Johannes Hanke, Leah Muir, Robert Krampe, Mischa Tangian, Elisa Quarello, Thierry Tidrow, Irene Galindo Quero, Malte Giesen, Feliz Anne Reyes Macahis, Josep Planells Schiaffino, Sven Daigger, Sara Glojnarić, Lorenzo Troiani und Sergey Kim. Es inszenierten Eva-Maria Weiss, Tamara Heimbrock, Leah Muir, Tristan Braun, Julia Glass, Franziska Guggenbichler-Beck, Zsófia Geréb, Anna Melnikova, Ulrike Schwab, Johanna Frech, Selina Thüring, Anna-Sophie Weber, Andrea Tortosa Baquero, Ana Cuéllar Velasco und Nora Krahl. Die Libretti zu den einzelnen Kammeropern schrieben Christoph Nußbaumeder, Michel Decar, Jakob Nolte und Sascha Hargesheimer, Uta Bierbaum, Debo Koetting, Fanny Sorgo, Dorian Brunz, Lea Mantel und Peter Neugschwentner. 

 

Once to be realised

Sechs Begegnungen mit Jani Christous „Project files“ von Beat Furrer, Barblina Meierhans, Olga Neuwirth, Younghi Pagh-Paan, Samir Odeh-Tamimi und Christian Wolff
Uraufführung am 23. Januar 2022

Eine Frau in Schwarz, ein Klangkontinuum, unterbrochen durch eine Explosion, Menschenmassen, die die Bühne stürmen, Verkehrsampeln, der ohrenbetäubende Gesang der Zikaden auf Chios in der Mittagshitze, das Spiel im Ensemble als Chiffre gesellschaftlicher Konstellationen, die Beschwörung des metaphysisch Anderen, Komponieren als Versuch eines Bruchs mit der musikalischen Syntax oder auch als „leichter Druck gegen die Sinngrenze“: Der Kosmos des griechischen Komponisten Jani Christou ist labyrinthisch verzweigt im Reichtum seiner suggestiven Bilder und Entwürfe. Er überschreitet das rein Musikalische hin zu einer Integration von Szene, Text und Bild und verlässt zugleich die Räume der Kunst, versteht das Politische und Soziale ebenso als kompositorisches Material wie er Kompositionen für konkrete Naturlandschaften und Kulturräume entwirft. Und er bleibt letztlich prophetischer Entwurf, ONCE TO BE REALISED.

Once to be realised © Thomas Aurin
 

Christou entwarf in seinen letzten Lebensjahren in knapp 130 einzelnen Skizzen eine Reihe noch zu komponierender Stücke. Nur wenige davon hat er jedoch vor seinem plötzlichen Tod bei einem Autounfall, 1970 an seinem 44. Geburtstag, ausarbeiten können. Der Großteil dieser visionären Entwürfe wurde in den knapp 50 Jahren seit seinem Tod nicht realisiert, und erst jetzt wurden sie zur Grundlage eines neuen Musiktheaters: Zusammen mit dem renommierten griechischen Regisseur Michail Marmarinos konfrontierten sich sechs Komponist*innen, die zu den profiliertesten Schöpfer*innen aktuellen Musiktheaters zählen, mit Christous Entwürfen. Sie begegneten ihnen mit ihrer eigenen Musiksprache, setzten sich ihnen aus und ließen sich inspirieren, um mit ihren eigenen Mitteln und ihrer eigenen Idee in die Zukunft fort- und weiterzuschreiben. Dabei entstand ein Musiktheater, das ebenso archaisches Drama war wie soziale Skulptur, das die Mächte des Mythos beschwor, um von einer musikalischen Praxis hin den Sprung in, im Sinne Christous, eine „Metapraxis“, in ein metaphysisch Anderes zu schaffen — und war „Ausbruch aus der Syntax“, Anschlag auf die Logik im Verhältnis des Ausführenden zu seinen eigenen besonderen Ausdrucksmitteln.

Once to be realised © Thomas Aurin
 

Inszenierung Michail Marmarinos; Konzept Michail Marmarinos, Lenio Liatsou; Bühne, Kostüme, Video Yorgos Sapountzis; Mit Pia Davila, Matthew Cossack, Sofia Pintzou, Marius Boehm, Meik van Severen, Robyn Schulkowsky, Cantando Admont, Ensemble dissonArt sowie der Projektgruppe an der Luisen-Kirchengemeinde.

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