Unter den Wipfeln bist Du - Deutsche Oper Berlin

Unter den Wipfeln bist Du

Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler baut ein Zeltlager, holt den Wald in die Oper und macht die Geheimnisse der Bäume erlebbar

Waldesruh
Ein Zeltlager ohne Bäume – Mit Morton Feldman; Dokumentarisches Musiktheater (Interviews mit Förstern, Baumexperten etc.); Musik von Morton Feldman, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Schubert; Arrangiert von Michael Wilhelmi
Inszenierung: Anna-Sophie Mahler
2., 3., 12., 13., 15., 16., 17., 18 Oktober 2020

»In Richard Strauss’ Oper DAPHNE wird die Heldin in einen Baum verwandelt. Etwas Ähnliches habe ich in WALDESRUH vor: Ich möchte, dass wir zusammen mit dem Publikum eine Transformation erleben. Dazu gestalten wir einen Abend, indem wir eigens geführte Gespräche mit Baum- und  Pilzforschern*innen, Waldhistorikern*innen, Förstern*innen und Philosophe*innen zu einem theatralen Text verdichten, der durch unsere Verwebung mit Musik, so hoffen wir,  zu einem tieferen Verständnis und Umgang mit unserem pflanzlichen Gegenüber führt. Das ist auch dringend nötig, denn der Wald am Amazonas und in Australien brennt, Bäume sterben aufgrund der Trockenheit, die Gefahr der Waldbrände ist enorm - dabei könnten die Bäume uns helfen, den Klimawandel zu bremsen, weil sie Kohlendioxid umwandeln.

»Natur wird in der Vorstellung entstehen: der Boden, der pilzige Geruch.«
 

Zur Vorbereitung auf das Projekt habe ich verschiedene Bücher zur aktuellen Forschung an Bäumen gelesen. Das fand ich extrem faszinierend.  Es wird beschrieben, wie Bäume miteinander kommunizieren können, u. a. durch Hilfe von unterirdischen Pilznetzwerken, wie sie mit Duftstoffen Schädlinge vertreiben und wie sie geschwächte Artgenossen über ihr Wurzelsystem am Leben halten. Durch die Gespräche mit den Spezialist*innen versuchen wir nun all diese Aussagen besser zu verstehen, was sich als eine extrem spannende Reise herausstellt.  Im Sommer habe ich auf Korsika gezeltet, auf einem sehr einfachen Platz, wo es nachts stockdunkel wurde. Dafür drangen die Geräusche der Wildnis umso lauter durch die Zeltwand. Das brachte mich auf die Idee zu: WALDESRUH. Natürlich gibt es in der Oper keine Bäume; die Natur wird in unserer Vorstellung entstehen: der Boden, der pilzige Geruch. Das ist eben das Spannende am Theater, wie man durch rein technische Mittel Natur erfahrbar machen kann. Dazu richten wir mit dem Publikum in der Tischlerei ein Zeltlager ein. Der Jugendchor wird Lieder von Brahms und von Mendelssohn singen, die unser romantisches Waldbild prägen. Außerdem zitieren Darsteller*innen die neuesten Erkenntnisse zu Boden, Totholz, Wurzeln. Je mehr wir davon hören, desto stärker wandelt sich die Musik, weg von der Romantik, hin zu neuen Klängen. Und wir gleiten in die Nacht. Langsam wird es dunkel, wir liegen auf dem Boden, dann ertönt Morton Feldmans ›Triadic Memories‹, eine 1-stündige Komposition für Klavier, die klingt wie aus einer verlorenen Welt. Ganz ruhig und zart, ein feines Gespinst aus Tönen. Als würde man den Bäumen zuhören. Wir fallen in ihre Zeitdimension, in der alles viel, viel länger dauert, das Wahrnehmen und Kommunizieren, aber auch das Speichern von Erfahrungen. Es ist ein Erlebnis aus Musik, Licht und Raum, das uns verwandelt.«

 

Anna-Sophie Mahler ist Regisseurin und inszeniert an Theatern und Opernhäusern. 2006 gründete sie in Basel die freie Theatergruppe Capri Connection, die dokumentarische Texte mit Musik und Bild verwebt

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