Francesca da Rimini als kostenpflichtiges Video on Demand bei takt1.de - Deutsche Oper Berlin
Francesca da Rimini als kostenpflichtiges Video on Demand bei takt1.de
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>>>Riccardo Zandonai
Francesca da Rimini<<<
+ am 14. März 2021, 19.00 Uhr, als Livestream auf takt1.de
+ anschließend bis 17. März 2021 als Video on demand auf takt1.de
+ danach im kostenpflichtigen Streaming-Angebot auf takt1.de
+ am 27. März, ab 19.05 Uhr, als Hörfunkfassung auf Deutschlandfunk Kultur
Tragedia in vier Akten und fünf Bildern
Libretto von Tito Ricordi nach Gabriele D’Annunzios gleichnamiger Verstragödie
Uraufführung am 19. Februar 1914 im Teatro Regio in Turin
Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 14. März 2021
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
ca. 2 Stunden 45 Minuten / Eine Pause
2018 hatte Christof Loy Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE gemeinsam mit Marc Albrecht am Pult und Sara Jakubiak in der Titelpartie auf die Bühne der Deutschen Oper Berlin gebracht – eine Produktion, die gleich doppelt ausgezeichnet wurde: als „Wiederentdeckung des Jahres 2018“ von der Zeitschrift „Opernwelt“ und die DVD-Aufzeichnung des Labels NAXOS mit dem OPUS KLASSIK als beste „Operneinspielung 20./21. Jahrhundert“.
Nun folgt eine weitere Zusammenarbeit von Christof Loy und Sara Jakubiak für Riccardo Zandonais FRANCESCA DA RIMINI. Auch hier steht das Psychogramm einer selbstbewussten, unangepassten Frau im Zentrum, die sich jeglichen moralischen und gesellschaftlichen Zwängen entzieht.
Der 1883 geborene Riccardo Zandonai war Schüler Mascagnis und galt um 1910 als neuer Stern am italienischen Opernhimmel. Sein Verleger Tito Ricordi plante mit ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie eine Generation früher sein Vater Giulio Ricordi mit dem jungen Puccini. Dafür scheute Ricordi keine Kosten und Mühen und erwarb für die neue Oper Zandonais die exorbitant teuren Rechte an einem der Skandalstücke der Zeit: Gabriele D’Annunzios fünfaktiges Drama „Francesca da Rimini“, uraufgeführt 1901 in Rom mit Eleonora Duse in der Titelrolle. Gabriele D’Annunzio hatte mit „Francesca da Rimini“ auf einen Stoff aus Dantes „Göttlicher Komödie“ zurückgegriffen, der im 19. Jahrhundert zum Lieblingsthema der Romantik gehörte. Grausame Leidenschaften, blutige Szenen in Bürgerkriegszeiten, ein in flagranti erwischtes, ehebrecherisches Paar und seine todessehnsüchtige Liebe, schließlich finaler Doppelmord aus Eifersucht: Publikum und Presse waren gespalten, für die Künstler der Zeit wurde D’Annunzios „Poem aus Blut und Wollust“ jedoch mit seiner Ästhetik des Fin de Siècle zur Attraktion.
Der 31-jährige Riccardo Zandonai sah in dem Drama nun die Chance zu einer großdimensionierten Oper, für grelle Farbwechsel und eine musikalische Sprache, die unterschiedlichste Stile und Zeiten amalgamiert: Zwischen Reminiszenzen an die Madrigale der Renaissance, der Härte des Verismo, Wagners TRISTAN UND ISOLDE als Vorbild und dem französischem Impressionismus eines Debussy findet Zandonai einen ganz eigenen Weg eines europäischen Musiktheaters.
Im Zentrum der Handlung stehen gleich drei Brüder, die sich in dieselbe Frau verlieben: Francesca aus dem Haus der Polenta in Ravenna wird von ihrer Familie aus strategischen Gründen an das Haus Malatesta in Rimini verheiratet. Doch der zukünftige Bräutigam Giovanni, alt und unansehnlich, wagt die Brautwerbung nicht selbst und schickt seinen attraktiven Bruder Paolo vor. Diese Täuschung nicht ahnend, verliebt sich Francesca in Paolo und unterschreibt den Ehevertrag. Im Haus Malatesta lebt sie fortan an der Seite eines ungeliebten Mannes und stürzt sich in eine ambivalente Beziehung zu Paolo zwischen Wut und glühender Liebe. Francesca erscheint als Opfer und Täterin zugleich, als todessehnsüchtig Liebende und machtvolle Verführerin, der auch noch der dritte, sadistisch veranlagte Bruder der Familie erliegt. Das gesamte Potenzial dieser Frauenfigur entfaltet sich als widersprüchlicher und komplexer Charakter, zwischen Hingabe und zerstörerischen Kräften – immer auf der Suche nach dem eigenen Seelenfrieden.
Die Produktion der Deutschen Oper Berlin entstand unter strengen Hygieneauflagen und täglichen Testungen der Beteiligten. So konnten Abstände reduziert und auf Mund-Nasen-Bedeckungen der Darsteller*innen verzichtet werden. Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt in voller Stärke, ebenfalls durch Hygienemaßnahmen und tägliche Testungen abgesichert. Der Chor ist szenisch nicht eingesetzt, er wird live aus dem Orchesterprobensaal auf die Bühne übertragen.
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Musikalische Leitung: Carlo Rizzi; Inszenierung: Christof Loy; Bühne: Johannes Leiacker; Kostüme: Klaus Bruns; Licht: Olaf Winter; Chöre: Jeremy Bines; Dramaturgie: Dorothea Hartmann; Mit Sara Jakubiak, Alexandra Hutton, Samuel Dale Johnson, Ivan Inverardi, Jonathan Tetelman, Charles Workman, Meechot Marrero, Mané Galoyan, Arianna Manganello, Karis Tucker, Amira Elmadfa, Andrew Dickinson, Dean Murphy, Patrick Cook, Thomas Lehman sowie Jan Gerrit Brüggemann, Farouk El-Khalili, Hanno Jusek, Marcus Mundus, Andrea Spartà, Koray Tuna, Benjamin Werth, Nicolas Franciscus, Franz Gnauck, Kay Bretschneider, Paul Krügener, Lukas Lehner, Maximilian Reisinger, Pablo Nina Toculescu; Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Regisseur Christoph Loy erzählt, weshalb er sich mit der Titelfigur der Francesca verbunden fühlt. Erkunden Sie die Suche nach Systemsprengerinnen und der biblischen Frage nach Schuld und wieso diese Stoffe eine Leerstelle lassen, in der die Geschichten erst ihren Beginn finden ... Lesen Sie hier das Essay aus unserer Rubrik „Was mich bewegt“
In Norditalien herrscht ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg. Die Guelfen stehen den Ghibellinen gegenüber, und so manche Adelsfamilie hat ein enormes Vermögen während der andauernden Kämpfe verloren. So auch die in Ravenna ansässige Dynastie der Polenta. Nur eine Verbindung mit einer soliden und gut situierten aristokratischen Familie kann einen drohenden Niedergang aufhalten.
Deswegen plant man, die schöne, aber auch stolze Francesca mit Giovanni, genannt Gianciotto, einem Sohn der einflussreichen Familie Malatesta aus Rimini zu verheiraten. Ostasio, der ehrgeizige Bruder Francescas, hat mithilfe seines Notars, bereits alle Modalitäten einer Ehe ausgehandelt.
Das Problem ist jedoch die Eigensinnigkeit Francescas. Nie würde sie einen Ehemann akzeptieren wie Gianciotto, der von Natur aus missgestaltet ist. Deswegen will man als Brautwerber seinen jüngeren Bruder, den „schönen“ Paolo, vorschicken. Und Francesca soll glauben, dass es sich bei dem eleganten jungen Mann um ihren Bräutigam handelt.
Erster Akt
In Ravenna. Frühsommer.
Der Tag ist gekommen, an dem Francesca ihrem zukünftigen Ehemann begegnen soll. Sie nimmt Abschied von ihrer kränklichen kleinen Schwester Samaritana. Beide sind voller Vorahnungen und Francesca in einer eigentümlichen Anspannung. Ihre Gesellschafterinnen künden schließlich die Ankunft des Bräutigams, auch sie halten den schönen Paolo für den Bräutigam. Als Paolo ihr gegenübertritt, ist sie überwältigt und als man ihr den Ehevertrag zur Unterzeichnung vorlegt, hat sie nur Augen für den vermeintlichen zukünftigen Ehemann.
Zweiter Akt
In Rimini. Einige Monate später
Francesca hat schnell begreifen müssen, dass man sie betrogen hat und dass sie die Frau des „lahmbeinigen“ Gianciotto geworden ist. Sie hat sich geschworen, Rache an den Brüdern Malatesta zu nehmen.
Furchtlos betritt sie an einem Tag, an dem der Bürgerkrieg in der Stadt besonders schrecklich wütet, den Befestigungsturm der Malatesta. Sie trifft zum ersten Mal seit dem verhängnisvollen Hochzeitstag auf Paolo und fordert Sühne für den Betrug, den er an ihr begangen hat. Doch Paolo beteuert, dass er nichts von der Intrige wusste. Er bekennt, dass er sich bei der ersten Begegnung in Francesca verliebt hat und sie nicht vergessen kann. Zynisch fordert sie ihn auf, in den bevorstehenden Kämpfen seine Schuld mit dem Leben zu bezahlen. Doch auch sie merkt, dass sie sich nicht länger ihrer Gefühle für Paolo erwehren kann. Die Schlacht begreift sie als Gottesgericht: Sollte Paolo unversehrt bleiben, würde seine Schuld getilgt und mehr noch, ihm mit Liebe vergeben sein.
Paolo tötet den Anführer der Gegner und ist wie vom Blitz getroffen von dem, was auch er als Gottesurteil begreift. Sein Verlangen nach Francesca kann er nicht mehr beherrschen. Doch er muss begreifen, dass Francesca die Frau seines älteren Bruders ist und dies nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Als man den ersten Sieg der Schlacht feiert, teilt sie ihr Weinglas mit ihrem Ehemann und Paolo, und schließlich auch mit dem dritten Bruder, Malatestino, der in der Schlacht ein Auge verloren hat. Alle drei Brüder sind spätestens von diesem Tag an Francesca verfallen.
Dritter Akt
Rimini, wiederum einige Monate später, im März
Paolo war, um nicht vor Eifersucht zu zergehen, nach seinem Sieg in der Schlacht sofort nach Florenz aufgebrochen, wo er ein politisches Amt übernommen hatte. Nun aber ist er nach Rimini zurückgekehrt, und Francesca kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Ihre Vertraute Smaragdi arrangiert ein Treffen der beiden. Francesca und Paolo erkennen die Schicksalhaftigkeit ihrer Liebe und geben alle Widerstände auf.
Vierter Akt, 1. Teil
Rimini, einige Monate später, an einem Sommerabend
Der einäugige Malatestino ahnt, dass Francesca ein Verhältnis mit Paolo hat, und Francesca versucht, auch mit ihm zu spielen und ihn zu kontrollieren. Doch sie riskiert zu viel, und Malatestino verrät seinem Bruder Gianciotto, dass er betrogen wird. Noch heute Nacht könne er Francesca in ihrem Schlafzimmer mit Paolo überraschen.
Gianciotto, der bis dahin geglaubt hatte, dass Francesca ihn liebt und dass auch sein Lieblingsbruder Paolo ihm nie etwas zu Leide tun könne, schwört Rache.
Vierter Akt, 2. Teil
Einige Stunden später, in der Nacht.
Die Gesellschafterinnen haben Angst um Francesca, deutlich spüren sie, dass sie immer weniger bei sich ist. Doch Francesca besteht darauf, alleine zu sein. Nur ihrer jüngsten Freundin Biancofiore, die sie an ihre mittlerweile verstorbene Schwester Samaritana erinnert, vertraut sie an, dass sie Todesahnungen hat. Wider alle Vernunft lässt sie Paolo tief in der Nacht zu sich. Nun erfüllt sich das Schicksal und Gianciotto ersticht in rasender Eifersucht seine Frau und seinen Bruder Paolo.
Reiner Schönklang und ‚Wohlfühl-Erlebnis‘ interessierten Zandonai nicht, ihm ging es durchaus um beunruhigende und aufwühlende Erfahrungen. Die Harmonik ist neu und innovativ, für das damalige Publikum waren die schroffen Wechsel und nicht aufgelösten Dissonanzen eine große Herausforderung. Eine besondere Stellung hat dabei der Tritonus. Die übermäßige Quarte (bzw. verminderte Quinte) ist das Intervall, das in dem tonalen Rahmen, den Zandonai immer wieder überschreitet, die wohl größtmögliche Spannung ausübt. Man fühlt sich zuhause in einer Tonart – und dann weiß man plötzlich nicht mehr, wohin das jetzt führt. So wird vieles instabil, und das ist hier natürlich auch inhaltlich gemeint ... Lesen Sie hier den Programmheft-Artikel „Datemi pace!“: Auf der Suche nach innerem Frieden
Francesca soll verheiratet werden, aber ihre Familie vermutet, sie könne den hässlichen Gianciotto ablehnen. Also schicken sie zum Schein seinen hübschen Bruder Paolo, der gleich einen Ehevertrag dabeihat. Francesca verliebt sich in Paolo – und er sich in sie. Sie ist entsetzt, als sie versteht, dass sie betrogen wurde und den hässlichen Bruder heiraten muss. Francesca steht für ihre Liebe ein, aber die Geschichte endet schrecklich: Der dritte Bruder, Malatestino, verrät die Liebenden, am Ende sind beide tot. Ich sehe Francesca vor meinem geistigen Auge, wenn ich mit ihr an der Spree entlangspaziere. Sie hat diesen Blick, der selbst die Dunkelheit der Tiefsee durchdringt. Ich durfte mal mit einem U-Boot im Pazifik auf den Meeresboden tauchen und fühlte mich, als wäre ich nicht in dieser Welt, das Wasser war kraftvoll und schwer, die Landschaft des Meeresbodens weit und wunderschön. Für mich hat Francesca diese Aura des Meeres. Und es gibt tatsächlich eine Menge Anspielungen auf Wasser in der Oper: »Meine Seele ist wie fließendes Wasser«, ist eine ihrer ersten Zeilen, später singt sie: »Frieden in diesem Meer / Das gestern so wild war / Und heute wie eine Perle ist / Gib mir Frieden!« – Frieden: Das ist für mich der Kern von Francescas Botschaft [...] ... Lesen Sie hier den Blog-Artikel Sara Jakubiak: Mein Seelenort - Die Spreepromenade
Ich werde oft für den Helden besetzt, das liegt wahrscheinlich an meinem Alter und meiner Stimme. Wer weiß, vielleicht gehen mir diese Schönlinge in fünf Jahren auf die Nerven? Aber soweit ist es noch nicht. Mir gefallen diese Rollen vor allem musikalisch, weil ich in ihnen meine Stimme voll und meinem Tenor freien Lauf lassen kann. Der Paolo in FRANCESCA DA RIMINI ist direkt und leidenschaftlich, damit kann ich mich identifizieren. Er nimmt sich, was er will, zögert nicht, selbst wenn es eine falsche Entscheidung sein könnte. Visionen setzt er mit Leidenschaft um: Das muss ich als Opernsänger ständig tun. Er gibt seiner Liebe zu Francesca nach und hintergeht damit seinen Bruder. Hat er eine falsche Entscheidung getroffen? Ich weiß es nicht. Man kann sie moralisch in Frage stellen – oder ihn dazu beglückwünschen, seinem Herzen gefolgt zu sein. —